Marlo Grosshardt im Posthof
Foto: Fabian Schwarzinger

Marlo Grosshardt: Musik mit Fingerzeig im Posthof


Marlo Grosshardt hat am 24.10. zum ersten Mal in Linz gespielt und war dabei direkt ausverkauft. Seine politische Musik, irgendwo zwischen Weltschmerz und Revolution, findet also auch hier großen Anklang.

Mit rund 250.000 monatlichen Hörer:innen auf Spotify muss sich Grosshardt mittlerweile wirklich nicht mehr als Kleinkünstler verstehen. Der vierundzwanzigjährige Hamburger bleibt dabei jedoch stets auf dem Boden. Seine Bescheidenheit und sympathische Art setzt er klar für übergeordnete Ziele ein. So ist er momentan wohl einer der populärsten politischen Sänger in der deutschen Szene, der sich vor allem mit Themen wie Flüchtlingen und Klimawandel auseinandersetzt.

Selbst seine Show ordnet er diesen Themen unter. So eröffnet im kleinen Saal des Posthofs nicht etwa ein Support-Act den Abend, sondern ein Film. Kein Land für Niemand wird auf einem Bildschirm gezeigt. Er thematisiert die deutsche Flüchtlingspolitik sowie deren zahlreiche Probleme, Doppelmoral und Entmenschlichung. Für das Konzert wurde eigens eine 20-minütige Fassung erstellt, die dem noch sitzenden Publikum präsentiert wird. Inhaltlich ist diese zwar eher als komprimierter Einblick zu verstehen, doch Marlo kündigt sie selbst als „längeren Trailer“ an und appelliert anschließend eindringlich, sich den ganzen Film anzusehen.

Stolze Setlist

Dass er fürs Auftreten lebt, merkt man spätestens, als er dem Publikum stolz vom Planen der Setlist erzählt. Ein schönes Auf und Ab solle es werden, erklärt er, während er gleichzeitig die Stimmung für den restlichen Abend setzt. Dabei neckt er Adi, den Gitarristen, weil dieser nun bei fast jedem Song das Instrument wechseln müsse. Im Laufe des Abends wird schnell klar, dass sich dieser Aufwand aber lohnt: Die Übergänge von ruhigen zu rockigeren Stücken verlaufen fließend und ergänzen sich mühelos.

Das Publikum singt begeistert mit – sowohl bei melancholischen Balladen als auch bei seemannsartigen Liedern wie Partisanen. Dazwischen werden neue Songs eingestreut, immer gut platziert und begleitet von charmant-sarkastischen Ansagen. Die Atmosphäre im kleinen Saal erinnert eher an ein Wohnzimmer guter Freunde als an ein Konzert.

Marlo und seine Band haben dabei sichtlich Spaß. Es wird gescherzt, gelacht und gemeinsam gefeiert. Ein Song muss sogar neu gestartet werden, weil Marlo in einen Lachanfall verfällt – ausgelöst durch die absurd aussehende 360°-Kamera auf dem Kopf des Schlagzeugers. Und das Publikum? Das verzeiht ihm sogar, dass er sie zu Beginn versehentlich mit „Wien“ anspricht – und macht jeden Running Gag über den Abend hinweg einfach gelassen mit.

Ebenso folgt das Publikum seinen Gesten, wenn er zum Summen, Mitsingen oder gar zum seefahrerhaften Schunkeln auffordert. Spätestens wenn die Zeile „Wir sind alles Partisanen“ erklingt, ist die Stimmung ausgelassen und just mitreißend. Das fühlt sich nicht nur nach Konzert, sondern nach gemeinsam geteilter Lebenseinstellung an.

Fazit

Wer noch nichts von Marlo Grosshardt gehört hat, muss das dringend nachholen. Egal ob Lebensmelancholie oder Revolutionshoffnung – es ist für alle (auf dem linken Spektrum) was dabei. Live ergänzt sich dieses orchestrierte Auf und Ab dann auch noch mit Freund- und Leidenschaft.

Im Zweifel vor dem großen Screen oder hinter der Kamera.