Uriah Heep: in Würde altern
55 Jahre auf dem Bandbuckel: Uriah Heep gehen zum wohl letzten Mal in ihrer Geschichte auf Welttournee. The Magician’s Farewell heißt diese passenderweise – und ließ auch am Samstagabend im ausverkauften Posthof Linz wenige Wünsche offen.
Es gibt ja so Bands, die eh quasi immer da waren – bis in den letzten Jahren deutlich wurde, dass der Zahn der Zeit halt leider auch vor Rockmusikern und deren Bands nicht Halt macht. Ozzy Osbourne, Lenny und Co, schauts an dieser Stelle mal runter! Umso schöner ist es, dass es noch einige alte Wegbereiter gibt, die nimmermüde auf Tour sind, um ihre Fans zufriedenzustellen. Eine davon ist Uriah Heep, die mit Lady In Black verantwortlich für eine der prägendsten Rockballaden sind. Und eine Band, die sich immer wieder neu erfunden hat.
Einzig verbliebenes Gründungsmitglied der 1969 ins Leben gerufenen Band ist Gitarrist Mick Box – aber auch Leadsänger Bernie Shaw ist seit Mitte der 1980er dabei. Genauso wie Keyboarder Phil Menzon, der gemeinsam mit Davey Rimmer am Bass und Russel Gilbrook am Schlagwerk das aktuelle Uriah Heep-Lineup bildet. Welches wohl auch das letzte sein wird. Haben Uriah Heep doch angekündigt, sich langsam aber sicher von den Stages dieser Welt in den Ruhestand zu verabschieden. Natürlich nicht ohne ausgiebige Abschiedstour, die sie am Samstagabend auch in den heillos ausverkauften Posthof nach Linz brachten.
Zwei Supports im Gepäck
Wie es sich gehört, gibt es an einem anständigen Rockkonzertabend neben dem Headliner auch Supportacts. Nicht nur, um den Bierverkauf anzukurbeln. Heavy Pettin machten zu früher Stunde um 19:15 Uhr den Anfang – auch keine Newcomer mehr. Wobei, irgendwo doch: In den 1980ern waren die Schotten bereits mit all den Szenegrößen unterwegs, ehe es dann still um die Combo wurde. Kann ja leider nicht jeder den Durchbruch in den Rockolymp schaffen, leider. 2017 wiedergegründet gibt es aktuell mit Rock Generation wieder ein neues Album, das für Rockfans sicher einen Abstecher wert ist. So auch im Posthof zu früher Stunde, wo Heavy Pettin den einen oder anderen vom Foyer in den Konzertsaal spülten.
Zweiter Supportact? April Wine. Aus Kanada angereist, ebenso unter der Schublade Veteranen einzuordnen. Immerhin existieren sie auch schon so lange wie Uriah Heep: 1969. Sänger und Mastermind Myles Goodwyn ist 2013 leider schon zu den Anderen in den Rockolymp vorgegangen. Umso schöner, dass es April Wine immer noch auf die Stage schaffen. Am längsten dabei ist aktuell Brian Greenway, der seit 1977 April Wine in seinen musikalischen Adern fließen lässt. Ein schönes Set an diesem Abend, das das Publikum für Uriah Heep langsam auftauen ließ. Auch wenn der Applaus etwas lauter hätte sein dürfen für unseren Geschmack.
Uriah Heep: Gut gealtert
Headliner mit ein paar Minütchen Verspätung waren aber natürlich Uriah Heep. Zuallererst: besteht oft die Gefahr, dass man ob der Erwartungen an alte Haudegen enttäuscht wird, wurde man hier eines Besseren belehrt. Das war eine dreizehn Songs umfassende eineinhalbstündige Rockshow, die richtig Spaß machte. Die Setlist brachte auf der aktuellen Tour keine wirklichen Überraschungen – und es ist gar nicht so einfach, fünf Dekaden Bandgeschichte auf eine kompakte Setlist zu komprimieren. MIt Grazed by Heaven starten Uriah Heep in eine musikalische Zeitreise, die ihren Höhepunkt natürlich in der Blütezeit der 70er und frühen 80er hatte.
Es folgen ein gutes Shadows of Grief, ein mediokrer Ausflug in die Gegenwart mit Hurricane, nur um mit The Wizard, Sweet Lorraine und dem zelebrierten The Magician’s Birthday ein Highlight mitten im Set zu bieten. Gepaart mit britisch-kanadischem Humor von Mick Box und Bernie Shaw ist das eine sehr kurzweilige Angelegenheit. Ein Konzert, wo man das Gefühl hat, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Gypsy, July Morning und der Hit Easy Livin‘beenden dann das reguläre Set. Ein Set, das mit Sunshine und – natürlich – Lady In Black zwei Zugaben zu bieten hat, die den Posthof übergehen lassen. Publikum Happy, Band Happy, angesichts der leeren Fässer im Foyer auch der Wirt happy. Schöner Rockabend, oder?
Fazit
Nun, es wird deutlich, dass es langsam aber sicher Zeit wird, Farewell zu sagen zu den Bands, die nicht wenige der heutigen Mittelalter-und-älter-Generation nachhaltig musikalisch beeinflusst hat. Die letzte – reguläre – Tour von Uriah Heep war aber nicht nur für Fans ein sehr gelungener Rockkonzertabend. Wenn man von der Bühne geht, dann bitte so – zumindest bis zum nächsten Festival, denn so ganz ohne Uriah Heep kann man sich die Stages dieser Welt dann doch noch nicht vorstellen!
Foto: Christoph Leeb
