Lieber Heinz-Christian!

 

Dein persönlich an mich, eine Erstwählerin, adressierter Brief hat mich ins Staunen gebracht!

Mit Smiley und Kumpel-Geschwafel kommt mir der vorgebliche informative Brief zur EU-Wahl selbst für deine Maßstäbe alles andere als seriös vor. Nun ja, die FPÖ halt, denke ich mir, und lege das Schreiben beiseite. Doch da fällt mein Blick bereits auf das nächste Schmankerl der Aussendung.

„Der blaue Planet“, ein Comic, der mittlerweile in aller Munde ist, erweckt mein Interesse. Bereits beim Titel stutze ich – „HC’s Kampf für Freiheit, gegen eine zentrale EU“. Welchen Kampf für Freiheit? Etwa die Freiheit, vermeintlich schmarotzende Ausländer abschieben zu dürfen? Der Kampf für die Freiheit, überall rauchen zu dürfen (Seite 12), auf 62 Seiten nur eine einzige Frau zu Wort kommen zu lassen oder sich bei einem deftigen Grillgelage unter Österreichern mit heimischen Wein betrinken zu dürfen (Seite 18)? Ich blättere weiter und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Die stilistische und inhaltliche Primitivität des Comics lässt mich ernsthaft an der Meinung zweifeln, die die FPÖ von Erstwählern hat. HC als muskulöser Sunny-Boy, die EU als fettes Schwein, die Krone als Zeitung der Nation? Gibt es tatsächlich Menschen, die sich von einer derartigen Bildsprache beeinflussen lassen? Anscheinend – denn traurigerweise gewinnt die FPÖ mehr und mehr an Sympathisanten. Bis ans Ende des „Blauen Planeten“ kann ich mich nicht durchkämpfen. Entsetzen macht sich breit, die Fremdscham wird zu groß.

Doch damit der Tiefschläge nicht genug. Der EU-Rap „Österreich zuerst ;-) – HC Strache“ veranschaulicht in Bild und Ton, wofür die Freiheitlichen eintreten. Eigens von Strache vom Blatt gelesen und mit einer Hymne untermalt, rebelliert beim Hören spätestens beim Refrain mein Magen. Die Sache erinnert mich zu sehr an ein Volkslied aus den „guten alten Tagen“. Bleibt nur zu hoffen, dass sich keine Erstwähler von dieser Propaganda manipulieren lassen – doch endgültig wird es sich wohl erst am Sonntag zeigen.

Links & Webtips:

Severin Mayr nutzt Facebook, bloggt und twittert – und das am liebsten live aus dem Linzer Gemeinderat. junQ.at sprach mit dem jungen Gemeinderat der Grünen, der auch heute wieder ab 14:00h eine Sitzung des Linzer Gemeinderats über Twitter kommentiert.