Keine Angst vor Schatten

 

Placebo kehren auf ihrem sechsten Album den Schattenseiten des Lebens den Rücken und blicken einer positiven Zukunft entgegen. Der Titel ist Programm: „Battle For The Sun“ wartet mit dreizehn hochkarätigen Songs auf, die so kratzbürstig, vielseitig und lärmend klingen wie schon lange nicht mehr.

„Battle For The Sun“ ist geprägt von einigen Neuerungen. Neues Bandmitglied, neuer bombastischer Sound, neues Selbstbewusstsein. Offen stellen Brian Molko, Stefan Olsdal und der Neuzugang Steve Forrest eine Kampfeslust zur Schau, die es in ihrer melodisch-melancholischen Welt vorher so nicht gab.

Aufbruch ins Licht
Dabei war der Fortbestand der Band nach der Trennung von Langzeitdrummer Steve Hewitt nach immerhin zwölf Jahren keine gesicherte Sache. Laut Brian Molko standen Placebo am Ende ihrer „Meds“-Welttournee vor einem persönlichen Trümmerhaufen. Nicht umsonst singt Molko davon, sich die alte Haut vom Leib zu streifen. Hewitt war angeblich die Ursache von alledem. Er musste gehen.

Nun sind Placebo mit dem kämpferischsten Album ihrer Karriere zurück. „Battle For The Sun“ birgt eine Vielzahl erhebender Momente. Mit dem sexuell aufgeladenen und krachenden Opener „Kitty Litter“, der brummigen Frontalattacke „Breathe Underwater“ oder dem eklektisch zusammengeschmolzenen Titeltrack stehen gleich drei härtere Songs zur Auswahl. In Songs wie „Happy You’re Gone“ greifen Placebo stattdessen auf gewohnt sinnlich-sensibles Songwriting zurück.

Die erste Single „For What It’s Worth“, die eigene Stärken und Schwächen thematisiert, ist ein Knaller. Ein mit Bläsern verzierter, Discofunk-lastiger Song, der Neuland für das Trio darstellt. Im langsam Fahrt aufnehmenden, offenbar von Calexico inspirierten Ausklang „Kings Of Medicine“ mutieren Placebo zur Wüstenfolk- und Mariachi-Band, was ihnen auch sehr gut zu Gesicht steht. „Battle For The Sun“ hingegen endet in einer höchst spannenden und positiv klingenden Dramaturgie.

Ein Ohr für Details
Raumfüllender Donnersound und mächtige Gitarrenriffs, satt dröhnende Bässe und flirrende Synthiesounds, Experimentierfreude und Pop-Gustostückerl – hier ist eine Gruppe am Werk, die um ihre Eigenart bestens Bescheid weiß. Produzent David Bottrill (Tool, Silverchair, AFI) hat „Battle For The Sun“ einen stattlichen Klang verliehen.

Placebo haben erneut ein Werk vorgelegt, welches größer wirkt als die Summe seiner Teile. Den neuen Songs wohnt ein positiver Drive, eine starke ungewohnt hoffnungsvolle Energie inne, die alten Qualitäten sind aber geblieben. Ein Album voller schöner Melodien und dicht gewobenem Rock voller Wucht und Eleganz. Das Sonnenlicht kann kommen.

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Fotos: Joseph Llanes / Placebo