Selbstlaut: „Auf Englisch klingt sowieso alles richtig“

 

Christopher Hütmannsberger alias MC Selbstlaut hat im Sommer maturiert, arbeitet jetzt an seiner Karriere und tut, womit er seit fünf Jahren gedroht hat: ein Album rausbringen. Am 6. November ist es nun soweit: das Werk heißt „Social Coma“ und wird in der Kapu präsentiert. Zu diesem Anlass ergab sich ein Interview bei einem Feierabendbier im Solaris.subtext.at: Es ist eine Standardfrage, aber als solche wohl essenziell: Wo lagen deine Anfänge? Wie wurdest du MC Selbstlaut und was brachte dich zum HipHop?
MC Selbstlaut: Das war vor sieben oder acht Jahre, mein Vater nahm mich mit ins OK zu einem Texta Konzert. Das war zwar nicht die Musik, die ich jetzt selber mache, aber es hat mich auf den Geschmack gebracht. Mit Mirac habe ich nach dem Summerbreak 2005 (oder war es 2006?) zu arbeiten begonnen. Wir haben zusammen geschrieben und sind zusammen aufgetreten. Inzwischen arbeite ich aber alleine.

subtext.at: Wie hast du zu schreiben begonnen? Siehst du es eher als Talent oder als etwas, das man lernen kann?
MC Selbstlaut: Man kommt immer mehr in den Rhythmus und es geht einem immer leichter von der Hand. Mit Freestylen hätte ich wohl nicht beginnen können.

subtext.at: Du bist zweisprachig aufgewachsen. Schreibst du lieber auf Englisch oder Deutsch?
MC Selbstlaut: Früher habe ich eher auf Deutsch geschrieben, das war „flowmäßig“ recht gut. Inzwischen bin ich aber gänzlich auf Englisch umgestiegen. Auch mein Album ist ausschließlich Englisch. Damit kann man gut Geschichten erzählen. Und außerdem klingt alles richtig und nix falsch. Ich hab auch ein bisschen mit Französisch experimentiert. Das hat eine sehr schöne Sprachmelodie, eignet sich aber nicht so gut für HipHop.

subtext.at: Was gibt es zu deinem Album zu sagen?
MC Selbstlaut: Der Name ist „Social Coma“ und es besteht aus 15 Tracks. Die einzigen deutschen Teile sind feature parts von Fozhowi, Mirac und Def Ill. Das Album ist im Großen und Ganzen selbst produziert, ich habe aber Beats von Feux, Kalifornia Kurt, Mirac und Def Ill verwendet. Ein Remix von StereoBit ist auch dabei.

subtext.at: Wie schaut es inhaltlich aus?
MC Selbstlaut: Hauptsächlich geht es um Kritik an unserer Politik. Ich mache HipHop mit ausführlichem Hintergrund, es sind auch eher düstere Tracks. Die linzer HipHop Szene ist eher auf Party ausgelegt, das ist nicht genau mein Stil. Ich bin seit 2005 oft bei Poetry Slams und was ich da höre hat Einfluss auf meine Texte. Gerade darum weiß ich, dass Texte für sich alleine stehen müssen.

subtext.at: Wenn in fünf Minuten dein großer Auftritt wäre – was würdest du jetzt gerade machen?

MC Selbstlaut: Hmm… Früher hätte ich wahrscheinlich gerade Nachtschattengewächs gehört, heute würde ich wahrscheinlich sehr wenig sprechen, sehr viel rauchen und im Kopf noch einmal alles durchgehen.

subtext.at: Du bist sehr vielseitig begabt. Nicht nur, dass man dich auf der Bühne rappen sieht, unter anderem warst du auch auf der Bühne beim Stück „Waiting for Godot“ zu bewundern und du bist politisch aktiv.
MC Selbstlaut: Ja, Theater spiele ich seit ich acht bin. Anscheinend mag ich es, mich auf der Bühne zu präsentieren. Politisch bin ich natürlich aktiv, das kommt hoffentlich in meinen Texten rüber.

subtext.at: Am 6. November ist deine Album-Release Party in der Kapu. Was erwartest du dir davon?
MC Selbstlaut: Auf das Hauptpublikum bin ich gespannt. Ich bin so froh, dass das Album endlich fertig ist. Seit fünf Jahren rede ich davon und jetzt wird es endlich fertig. Damit ist eigentlich das erreicht, was bisher mein größter Erfolg sein sollte.

subtext.at: Was ist dein neues Ziel?
MC Selbstlaut: Dass mehr Leute, die mich nicht persönlich kennen, meine Musik hören.

Foto: Oliver Lukesch