„Mehr Vertrauen in die heimische Musik!“

 

Reggae-FreundInnen kommen am 6. Februar 2010 wieder auf ihre Kosten. Im Rahmen des „Heimspiel 2010“ im Linzer Posthof findet das „Homegrown Riddim Festival“ statt, das VertreterInnen der österreichischen Reggae-Szene unter einem Dach vereint. subtext.at sprach im Vorfeld des Festivals mit David Chalupar, Mitglied von Highlight Intl. und einer der Organisatoren des Abends.subtext.at: Was ist der Hintergrund des Homegrown Riddim Festivals?
David: Das Homegrown findet im Rahmen des Heimspiels ’10 statt. Jedes Jahr legt der Posthof Wert darauf, vor allem heimische und lokale Künstler über einen gewissen Zeitraum hinweg zu buchen und zu unterstützen.

subtext.at: Warum veranstaltet ihr?
David: Ganz einfach, weil wir es lieben, Party zu machen.

subtext.at: Reggae ist ja nicht ganz unumstritten, immer wieder geben Artists homophobe Texte von sich. Wie steht ihr dazu?
David: Grundsätzlich ist keiner von uns homophob, bzw. glaube ich, das von der fast der gesamten Reggae-Szene in de EU behaupten zu können. Das Texte einiger Artists solche Inhalte aufweisen hängt großteils mit der Geschichte Jamaikas und deren hoch religiöser (vor allem christlichen) Bevölkerung zusammen. Dies jetzt alles aufzurollen würde dieses Interview sprengen.

Ich glaube, dass sich Europäer ohnehin von solchen Inhalten nicht beeinflussen lassen und das Verhältnis zwischen Reggaeliebhabern und Homosexullen verschlechtert. Dies wissen auch viele Artists, die deswegen Tracks dieser Art aus ihrem Programm gestrichen haben. Ich finde eher, dass diverse Konzertverbote in ganz Europa diesbezüglich mehr Schaden anrichten. Man sollte sich gut informieren und nicht jede beliebige Meinung zu diesem Thema aneignen, denn dies hat oft die Folge, das ganze Genre Reggae in eine negative Schublade geschoben wird.

subtext.at: Wie geht ihr mit Artists um, die im Rahmen des Homegrown Riddim Festivals diesbezüglich auffallen würden?
David: Reggae aus Europa fällt meines Wissens diesbezüglich nicht auf, mir sind keine europäischen Acts bekannt, die homophobe Inhalte transportieren und somit auch die Artists des Homegrown Riddim Festivals.

subtext.at: Das Lineup ist ja ziemlich umfangreich und dafür nehmt ihr sieben Euro Eintritt. Kann sich das rentieren?
David: Das stimmt nicht ganz. Für den gesamten Abend kosten die Karten im Vorverkauf acht bzw. zehn Eurp und an der Abendkassa zehn bzw. zwölf Euro. Die sieben Euro gelten lediglich ab 24:00h und gewähren nur Einlass auf den Soundsystem Floor, wo ab Mitternacht bis in die Morgenstunden heftig Party gemacht wird.

subtext.at: Wieviele Reggae Artists können in Österreich von ihrer Kunst leben?
David: Wie auch bei anderen Musikrichtungen ist dies mit viel Arbeit verbunden, vor allem da Reggae nicht unbedingt die größte Szene in Österreich hat. Doch wenn man wirklich will und versucht, auch international zu arbeiten, wie es einige Produzenten, Bands und DJs aus Österreich vormachen, kann man davon leben. Wie zum Beispiel Mono & Nikitaman, die wohl jeder kennt. Oder House of Riddim aus Niederösterreich, eine der wohl bekanntesten Backing Bands Europas, die jedes Jahr Bühnen im In- u. Ausland mit vielen verschieden Artists bespielen und nebenbei noch als Produzenten arbeiten.

subtext.at: Was müsste sich in Österreich ändern, damit junge Künstler – auch abseits von Reggae – von ihrem Schaffen leben können?
David: Mehr Vertrauen in die heimische Musik. Dieses Problem hat wohl jedes Genre in Österreich, das es immer mit dem deutschen Musikmarkt konkurrieren muss und daher eher an zweite Stelle steht. Die Schweiz ist ein gutes Beispiel wie es sein sollte, denn dort steht der heimische Musikmarkt dem anderen deutschsprachigen kein Stück nach. Somit ist auch die Szene dort gestärkter und bietet viel mehr Möglichkeiten.

subtext.at: Wie sieht es mit der Szene aus, wie hat sie sich in den letzten Jahren verändert?
David: Meines Empfinden nach ist Reggae auf der ganzen Welt immer noch am Wachsen, sei es, dass es immer mehr Artits schaffen, in den Kommerzmarkt einzusteigen oder stetig neue talentierte Leute in der Szene auftauchen. Wenn wir jetzt von Österreich reden und speziell von Linz, kann ich mich keineswegs beklagen. Zur Zeit dürfe Linz wohl der beste Boden für Reggae sein, denn fast jede Veranstaltung ist gut besucht und man kann fühlen, wie es den Leuten Spaß macht.

subtext.at: Welche Erwartungen habt ihr an das Homegrown Riddim Festival? Mit wieviel BesucherInnen rechnet ihr?
David: Die Erwartungen sind jetzt nicht extremst hoch gesteckt, doch ich glaube schon, dieses Jahr wieder ein sehr interessantes Line Up zu gutem Preis bieten zu können, das man sich als Reggae-Fan eigentlich nicht entgehen lassen sollte.

subtext.at: Wen würdet ihr gerne auftreten lassen?
David: Puh, ich glaube diese Liste wäre endlos, doch für mich persönlich und sicher auch einigen andren wäre das Shabba Ranks, der angeblich vor über einem Jahrzehnt schon den Posthof gerockt hat.

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Foto: Daniel Friesenecker