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Fratze

Dass Glanz und Glamour meist auch Schattenseiten haben, präsentiert uns mittlerweile tagtäglich die Yellow Press. Doch die Abgründe, die sich in Chuck Palahniuks Buch „Fratze“ auftun, würden selbst die abgebrühtesten Klatschreporter noch überraschen.

Nach einem Unfall ist das Model Shannen McFarland entstellt. Statt ihrem wunderschönen Gesicht bleib ihr nun nur noch eine Fratze. Ihr Freund verlässt sie, ihre ehemals beste Freundin wendet sich ab. Doch anstatt sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, beginnt sie einen Rachefeldzug quer durch die Staaten. Sie rechnet ab, mit ihrer Familie, ihren Freunden, mit allen, die sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Zehn Jahre hat es gedauert, bis der zweite Roman des Autors von Fight Club nun auch ins Deutsche übersetzt wurde. Zu verstörend, zu schonungslos, zu brutal. Doch Palahniuks Ziel ist nicht das explizite Darstellen roher Gewalt. Erst langsam, Seite für Seite, entblättert der Roman seine psychischen Abgründe. Die teilweise deftige Sprache ist im Vergleich zu den komplexen und verstörenden Beziehungen zwischen den Protagonisten noch harmlos. Der Roman beginnt eigentlich mit dem Schluss. Doch nichts, was sich auf den folgenden 260 Seiten ereignet, wird vorweggenommen. In der Ich-Perspektive erzählt die Protagonistin ihre Geschichte, die zwar ansatzweise chronologisch voranschreitet, aber ständig von Einschüben und Erinnerungsfetzen unterbrochen wird. Überraschende Wendungen machen das Buch bis zur letzten Seite spannend. Neben der Kritik am Schönheitswahn analysiert der Autor die gesellschaftlichen Probleme der heutigen Zeit äußerst präzise und präsentiert gekonnt Lebensweisheiten, die man jedem ins Stammbuch schreiben könnte. In diesem Sinne:„Verwirkliche nicht deine Träume. Tu die Dinge, die dir am Meisten Angst machen.“

Fratze

von Chuck Palahniuk
Taschenbuch, 288 Seiten
Verlag Godlmann, Manhatten
ISBN 3442542774

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