Chakuza: „In Österreich spielt mich keine Sau“

 

„Monster in Mir“ ist der neueste Streich des gebürtigen Linzer Hip-Hop-Exports Chakuza und ist seit April auf dem Markt. subtext.at hat den Rapper am vor seinem „Heimspiel“ im Linzer Posthof zum Gespräch getroffen.

Martina: Du hast in Linz ein Heimspiel. Was ist der erste Gedanke wenn es heißt in Linz zu spielen?
Chakuza: Stress! Ich freu mich natürlich übelst dass ich hier spielen darf. Das eines der Konzerte wo ich meisten nervös bin. Ist ja klar. Jeder kennt einen und wenn ich da verkacke bin ich ein Jahr lang der Scheißkopf bis ich es wieder gut machen kann. Natürlich bin ich hier immer am meisten nervös aber es ist auch Stress. Wie gesagt jeder kennt einen jeder will was von einem. Auf der Gästeliste kann ich 300 Leute haben, wenn ich will. Der eine ist dann sauer…was auch immer. Es ist schon immer cool auf der Bühne zu stehen. Wenn ich dann auf der Bühne stehe ist der Stress vorbei und dann ist es einfach der ganz normale Ablauf mit Autogramme schreiben aber vorher ist’s schlimm, ganz schlimm.

Martina: Bekommst du eigentlich was von der heimischen Hip-Hop-Szene mit? Zum Beispiel von solchen Leuten wie Texta und die Die Vamummtn?
Chakuza:
Die österreichische Rap-Szene interessieren mich wenig. Die einzigen die mich interessieren sind Nazar und Raf Camora, die Leute mit denen ich unterwegs bin. Es gibt auch noch einen Kumpel von mir, der Jack Unterweger. Der Rest geht mir am Arsch vorbei, muss ich ganz ehrlich sagen. Für mich gibt es keine Szene. Die Szene sind wir. Texta bring ich Respekt entgegen weil die wirklich schon so lange dabei sind und die haben ihr Ding gut gemacht und dagegen kann ich nichts sagen. Ich kenn die Leute auch persönlich und die sind super. Aber die gehören nicht wirklich zu der Szene. Sie sind…keine Ahnung …sie sind halt cool, fertig. Die haben es auch verdient. Was sie haben, haben sie auf jeden Fall verdient und die haben auch wirklich einibissn für das Ganze. Sie waren eine der ersten die es vernünftig gemacht haben.

Martina: Gibt es welche die es nicht „vernünftig“ gemacht haben?
Chakuza:
Ja, keine Ahnung wie die alle heißen. Ich kenne 1000 Leute die das früher gemacht haben. Aber das war alles ein Scheiß. Das einzige was rausgekommen ist, ist dass die österreichische Szene völlig am Arsch ist. Es gibt keine Medienplattformen für Hip-Hop. Das ist richtig traurig.

Martina: Aber bei uns gibt es schon Plattformen, zwar im Untergrund, aber es gibt sie.
Chakuza:
In Deutschland sieht das anders aus. Das gibt es Sachen wie Bravo und MTV. In Österreich kommst gar nirgends wo rein wenn´st nicht arschkriechst. Ich bin Österreicher und in Deutschland spielen sie mich im Radio. In Österreich spielt mich keine Sau.

Martina: Man kennt dich eigentlich nur als deutscher Künstler. Das stimmt schon.
Chakuza:
Schon, ja. Aber das ist mir eh egal. Damit hab ich mich eh schon abgefunden.

Martina: Wie bist du eigentlich damals nach Deutschland gekommen?
Chakuza:
Mit einem Demo! Wir haben Bushido damals ein Demo gegeben. Wir wollten ihm eigentlich Beats verkaufen und mein DJ hat einen Song von mir darauf gepackt auf dem ich gerappt hab. Ich wusste das nicht und wollte es eigentlich auch nicht. Dann haben die Jungs (von Bushido – An. d. R.) uns angerufen und haben uns eingeladen. Sein Album „Staatsfeind # 1“, bei dem er im Häfm war, das hat er ja bei uns in Linz aufgenommen. Das war praktisch der Startschuss und irgendwann hab ich dann ein Angebot bekommen zu unterschreiben. Ich hab gesagt okay aber wenn wir das machen dann geh ich auch gleich nach Berlin, dann geh ich direkt zur Quelle, was soll ich Linz.

Martina: Aber du wohnst ja jetzt wieder in Linz
Chakuza:
Ich hab immer da gewohnt. Ich hab meine Wohnung hier nie aufgegeben.

Martina: Aber du hast hauptsächlich in Berlin gelebt.
Chakuza: Natürlich ja. Aber jetzt bin ich wieder mehr in Österreich. Ich will bei meiner Familie sein, das ist mir wichtig. Ich hab gemerkt ich kann meine Arbeit auch von da machen. Ich pendle halt.

Martina: Hast du arbeitstechnisch hier mehr Ruhe als in Berlin?
Chakuza: Das ist überall gleich. Ich denk mir wenn ich arbeite nehme ich mir so wie so meine Ruhe. Die Arbeit verändert sich im Endeffekt ja nicht und die Arbeit wird ja nicht weniger nur weil ich jetzt in Linz bin. Wir haben ja Aufträge und meine Firma ist ja in Berlin. Das ist ja kein Problem hier zu arbeiten. Von mir aus kann ich auch in Afrika arbeiten.

Martina: Wodurch wirst du eigentlich inspiriert?
Chakuza:
Ich werde von allem inspiriert. Es ist nicht so das wir Musik-Nazis sind die nur das eine hören. Es ist nicht so dass ich nur Hip-Hop höre. Ich höre mir alles an und das musst du auch sobald du selber mit Hip-Hop zu tun hast. Hip-Hop hat einfach so viele Einflüsse dass du dich automatisch mit jeder Musikrichtung beschäftigen musst. Ich hör persönlich außer Hip-Hop viel Rock.

Martina: Was denn zum Beispiel?
Chakuza:
Eher mehr die poppigen Sachen. Jeder Rocker wird wahrscheinlich sagen „der Wappler“. Ich hab das King of Leon Album tot gehört. Ich bin mit Nirvana und dem ganzen Zeugs aufgewachsen. Ich höre mir Metallica heute immer noch an. Auch Rammstein und solche Sachen. Ich bin da offen. Die Einflüsse kommen von überall, egal ob textlich oder musikalisch.

Martina: Gibt es eigentlich Interpreten deren Tracks du nie wieder hören möchtest und warum?
Chakuza: Da gibt’s viele. Es sind so viele dass mir jetzt nicht mal einer einfällt. Es gibt so viel Müll. Aber es gibt jetzt keinen direkten. (zögert) Okay, „Last Christmas“ von Wham!

Martina: (lacht) okay, das kann ich persönlich auch nicht mehr hören. Wenn dich jemand fragt „welches Chakuza Album würdest du mir empfehlen…“
Chakuza: …dann sag ich „Monster in mir“

Martina: Weil es dein aktuelles Album ist?
Chakuza: Nein, weil es mein Bestes ist, meiner Meinung nach.

Martina: Apropos „ Monster in Mir“ was ist dein größtes Monster, sprich deine schlechteste Eigenschaft?
Chakuza: Woah, Wutausbrüche

Martina: Also bist du jähzornig?
Chakuza: Übelst! Fast cholerisch.

Martina: Mit was kann man dich aufregen?
Chakuza: Man kann mich prinzipiell mit allem aufregen. Ich bin sehr ungeduldig und auch jähzornig.

Martina: Hast du das unter Kontrolle oder lebst du das einfach aus?
Chakuza: Ich versuche es zu unterdrücken. Ich hab mich gebessert aber früher war’s ganz, ganz schlimm. Und natürlich Party machen. Das ständige Feiern das ist natürlich auch ein großes Monster.

Martina: Du bist jetzt 29 wird man da nicht mit der Zeit ein bisschen ruhiger?
Chakuza: (lacht) Nein, ich bemühe mich, aber nein leider. Ich glaub ich bin mit 20 hängen geblieben was das betrifft. Intelligenzmäßig hab ich mich natürlich weiterentwickelt aber wenn du diesen Lifestyle hast, hast du so wie so immer einen Jungen in dir. Man führt halt auch ein anderes Leben als wenn du jetzt eine normale Arbeit hast. Man hat ein Stück mehr Freiheit und diese Freiheit gibt einem die Chance einfach mal kindisch zu sein und über Scheiße zu lachen über die normalerweise kein Mensch lacht.

Martina: Unter Fans wird immer behauptet dass es so eine Art Glaubenskrieg gibt zwischen zwei Rappern, zum Beispiel zwischen dir und Bushido. Gibt es solche Kämpfe wirklich?
Chakuza:
Überhaupt nicht. Ich denke er hat seinen Style und ich hab meinen. Wir machen die gleiche Musik und da wird man immer gleich in die Schublade mit hinein gesteckt. Ich hab nie in meinem Leben Gangsta-Rap gemacht. Jeder hat mir das früher immer unterstellt ich mach Gangsta-Rap – was für ein Blödsinn! Den hab ich nie in meinem Leben gemacht und hab auch nie behauptet ich bin Gangsta-Rapper. Die Leute verwechseln immer harte Musik mit Gangsta-Rap. Natürlich mach ich harte Musik aber das heißt ja nicht dass ich auf die Strasse gehe und jedem eine in die Goschn haue. Metal ist auch eine harte Musik und die rennen auch nicht herum und bringen Leute um. Bushido hat mittlerweile einen Status den, wenn überhaupt noch mal, wahrscheinlich keiner noch mal erreichen wird. Er ist ja praktisch schon ein Promi und wir sind halt Musiker. Ich seh mich selbst als Musiker und von da her gibt es den Krieg schon mal gar nicht. Und meine Musik ist, denk ich mal, anders. Ich weiß nicht wie das nach außen kommt, aber ich seh meine Musik komplett anders als seine. Nur weil wir zusammenarbeiten heißt das nicht dass wir uns gegenseitig übertrumpfen müssen. Jeder weiß was er am Besten kann und jeder macht was er am Besten kann.

Martina: Es gibt ja, also zumindest wird es von den Medien so dargestellt, ein Hip-Hop-Label das sich abgespalten hat…
Chakuza:
… die Wappler gibt es ja nicht mehr. Das hat sich aufgelöst. Ich sagt das halt so, das sind für mich keine Wappler. Das war mir immer schon wurscht dieser Beef. Ich hab damit nie was zu tun gehabt. Ich kenn diese Leute nicht bzw. ich hab sie nicht gekannt. Natürlich hats immer Sticheleien gegeben aber der Beef war für mich physisch nicht da.

Martina: Also du hast dich da immer raus gehalten?
Chakuza:
Mein Gott, nicht immer. Natürlich gibt man auch mal seinen Senf dazu aber nicht so, dass ich jetzt wen zu Tode beleidige. Ich hab das immer so gehalten dass ich mich da nicht einmisch´, das ist nicht meine Sache. Vor allem ist es ein Kindergarten. Ich mein, ein Label streitet sich mit dem anderen. Super. Der blaue Kindergarten streitet sich mit dem roten Kindergarten. Das ist für mich nicht relevant gewesen und wird’s auch nie sein.

Martina: Du hast einmal gesagt dass du sehr gerne französischen Rap hörst. Verstehst du die Texte oder ist’s einfach nur die Musik?
Chakuza:
Dadurch das ich Koch gelernt habe, hab ich ja auch in der Schule französisch gelernt und auch vorher schon. Von da her versteh’ ich schon was, aber nicht so, dass ich jetzt sag ich schreib das jetzt hin. Es ist einfach das Feeling. Da fühl ich mich gut, mir gefällt das mir gefallen die Beats, einfach alles und deswegen hör ich das.

Martina: Hast du noch ein Abschlusswort an deine Fans?
Chakuza:
(zögert) Das ist immer schwer. Keine Ahnung. Solche Abschlusssätze gibt’s bei mir nicht. Ich hoffe ich hab noch lange Fans, werde noch sehr lange Musik machen und werde sie nicht enttäuschen. Aber ansonsten gibt’s für mich kein Abschlusswort. Die ganze Sache ist ja noch lang nicht abgeschlossen.

Martina: Ich frag dich in zehn Jahren noch mal. (lacht). Dankeschön!

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Foto: Julia Dresch