Weihnachtszeit

 

…und ihre Begleiterscheinungen.

Leise rieselt der Schnee. Und schnell bewegen sich die Menschen. Von oben strahlt die Weihnachtsbeleuchtung und ersetzt das Strahlen in den Gesichtern. Das wahre Gesicht von Weihnachten und womit das eigentlich zu tun hat vergessen wir. Wir haben nicht einmal die Zeit darüber nachzudenken. Nach Zudenken mit sinnlosen Gedanken werden wir alle zu Maschinen. Marsch nach innen, nach drinnen, in Geschäfte. Geschaffte und Geschäftige bewegen sich durch Einkaufszentren, um dann die wundersamsten Dinge auszusuchen und an ausgesuchte Leute zu verschenken – was sie sich hätten schenken können, weil die wohl mit einem Gutschein besser beraten gewesen wären. Der Braten muss warten bis zum Weihnachtstag und Kekse werden fertig gekauft und mit weniger Macken als selber gebacken, wir wollen ja etwas Weihnachtliches daheim haben – auch wenn wir nicht daheim sind.

Wikileaks öffnet täglich ein Türchen im Adventkalender des Grauens und erheitert uns in diesen grauen Tagen, wo wir zum Hinterfragen viel zu müde sind. Und die am schwersten Betroffenen treffen sich abends am Punschstand – Mut antrinken für den nächsten Tag, weil das geht bis Weihnachten so weiter, oder schlimmer. Oder bis das Geld aus ist, aber das muss ja kein Hindernis mehr sein. Besinnlichkeit weicht Kosten-Nutzen-Rechnungen und Abrechnungen und Stress oder bestenfalls straffer Zeitplanung. Für die Freizeit, die meist sowieso nicht existiert, bleiben dann noch zahlreiche Wünsche und Wunschlisten mit Dingen, die nur Reiche bezahlen könnten und der Versuch, es allen recht zu machen. Manches Weihnachtsgeld verhindert knapp den finanziellen Ruin, wenn es nicht schon für die Kredite vom letzten Jahr draufgeht. Überstunden werden zwar ausbezahlt, sind aber vor allem im Handel unabdingbar und zahlreich. So wie auch tausende ratlose Kunden, die nur auf jemand warten, der ihre Last abnimmt. Last Christmas tönt dazu aus den Lautsprechern. Laut sprechen alle, die vom Wahnsinn profitieren. Alle anderen nur mehr ganz leise. Leise rieselt der Schnee.

Foto: Christoph Thorwartl