Ein Bruchteil Ewigkeit

Manchmal spielt das Leben verrückt und unser Dasein ist vergleichbar mit einer emotionalen Hängematte: Nichts will funktionieren oder einem leicht von der Hand gehen, überall Probleme und Schwierigkeiten, die es zu bewältigen gilt. Gefühle, die viele nur allzu gut kennen.

Suede gehören zu den denen, die man schon diverse Male um ein Haar komplett abgeschrieben hätte. Den Biss der früheren Jahre hat die britische Formation mittlerweile verloren, dennoch hat die vor kurzem veröffentliche Best Of-Zusammenstellung ihre Momente. Hier weht wehmütiger Charme und es gibt selten eine Stimme zu hören, die so himmelhoch jauchzend die Tone trifft wie die von Sänger Brett Anderson. Vor allem in England waren Suede in den 90ern so etwas wie ein Sprachrohr für alle Heranwachsenden, Draufgänger und Dandys.

Warm umspielend als kalt die Schulter zeigend, vereint die Best Of romantisches bis wehmütig hoffnungsvolles Liedgut. Wenn die Seele wund und Trost nicht in Sicht ist, können Suede-Songs einen schon mal gut aufpäppeln. Existentialistische Betrachtungen werden musikalisch in Form gebracht, die sich mal um Verzweiflung, mal um Einsamkeit und mal um andere schwergewichtige Themen drehen. Textlich wie melodisch waren die Engländer stets der bittersüßen Seite zugeneigt.

Außerordentliche Tiefgründigkeit („Animal Nitrate“), Befreiungs-Bombast („Electricity“) & Mainstream-Appeal – Suede stehen heute wie damals für ergreifenden Britpop mit Anspruch („Trash“, „Filmstar“, „Can’t Get Enough“). CD 1 enthält die lockeren Rocker und offensiven Songs, während CD 2 die wirklich guten Highlights beheimatet. Zum Glück hat man auf den vielleicht besten (heimlichen) Song ihrer Karriere nicht vergessen: „The Next Life“ ist das letzte Stück Musik und die traurige Wucht schlägt hier über einem zusammen. Bis dahin muss man sich aber mit manchen mittelprächtigen Kompositionen herumplagen.

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Foto: Ministry Of Sound (Warner)

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