Aloe Blacc: „Nur wenn wir über Probleme diskutieren, können wir sie lösen“

Neue musikalische Hoffnungen kommen und gehen. Der Soul-Senkrechtstarter Aloe Blacc ist erstmal angekommen: Bei seiner Musik, bei seinen Fans und zu guter Letzt auch bei sich selbst. Ob er sich lange Zeit behaupten wird, ist eine andere Frage. „Good Things“, sein zweites Album mit dem Hit „I Need A Dollar“, hat ihm jedenfalls Tür und Tor geöffnet. Er zeigt sich dankbar dafür – solange der Spaß an der Musik nicht zu kurz kommt.

Im Interview mit subtext.at sieht sich der sympathische und aufgeräumt wirkende Sänger zuallererst das Blatt mit den Fragen an. Ob er bestimmte Themen nicht beantwortet haben mag? Man weiß es nicht.

Aloe Blacc:
Kann ich mir deine Fragen ansehen?

(schaut sich die Fragen an)

subtext.at: Deinen Namen schreibe ich stets mit einem zweiten E am Ende, Aloee Blacc.
Aloe: Wirklich (lacht)?

subtext.at: Ja. Warum, weiß ich nicht.
Aloe:
OK. Lass uns anfangen.

subtext.at: Im letzten Jahr hat deine Karriere einen riesigen Sprung nach vorne gemacht. Wie ist es für dich, zu sehen, wie du immer erfolgreicher wirst?
Aloe: Vor einem Jahr, Anfang 2010, hat es so richtig angefangen. Alles hat mit der amerikanischen TV-Show „How To Make It In America“ begonnen. Diese Sendung, die mit „I Need A Dollar“ unterlegt war, hat alles losgetreten. Bis jetzt ist es sehr schön, eine sehr schöne Reise. Ich habe es von einem Indie-Künstler zu einem Semi-Indie-Künstler geschafft (lacht).

subtext.at: Fühlt du dich in der Rolle als Popstar wohl?
Aloe: (leicht zögernd) Doch, ich fühle mich eigentlich schon wohl damit. Mir geht es nur darum, gute Musik zu machen. Wenn du eine Sache gut machst, werden die Leute irgendwann darauf aufmerksam. Ich weiß nicht, ob ich mich selbst als Popstar bezeichnen kann, aber ich nehme es wohl auf, wenn die Leute mich und meine Musik bemerken.

subtext.at: Fühlt es sich anders an, vor einem größeren und breiter gefächerten Publikum aufzutreten?
Aloe:
Obwohl das Publikum größer geworden ist, ist es nicht sonderlich schwerer geworden. Für mich ist es eine leichte Herangehensweise, weil jedes Publikum seine Stärken hat. Mir macht es Spaß, aufzutreten – ganz egal, wie groß das Venue ist. Ich genieße es einfach, eine gute Show und ein gutes Konzert hinzulegen.

subtext.at: Woher weißt du, wann es wieder an der Zeit ist, eine neue Platte zu machen?
Aloe:
(überlegt kurz) Weißt du, wann es Zeit dafür ist? Wenn ich mit einem Album zwei Mal in der ganzen Welt unterwegs war. Zweimal um die ganze Welt herum, dann bist du bereit (lächelt).

subtext: Gibt dir deine Stimme vor, welche Songs du singen und schreiben kannst?
Aloe:
Meine Stimme sagt mir, welche Art von Songs ich singen kann, aber sie gibt nicht vor, welche Art von Musik ich zu schreiben habe. Ich schreibe Lieder, die in vielen Genres beheimatet sind: Kindermusik, Country, Rock, Folk, Dancehall oder Salsa. Natürlich ist meine Stimme am besten für Soul geeignet. Ganz klar, leugne ich auch nicht.

subtext.at: Woher kommt die Inspiration für einen Song? Setzt du dich hin und wartest einfach auf eine Eingebung?
Aloe:
Nein, ganz und gar nicht. Wenn ich spazieren gehe, kann eine Idee für einen Song aufblitzen. Oder wenn ich unterwegs bin oder koche. Die Ideen kommen stets und überall. Es kann sein, dass ich mich hinsetze und versuche, die Idee zu konkretisieren, aber ich warte nicht auf eine Eingebung. Es passiert einfach.

subtext.at: Siehst man sich deine Songs näher an, merkt man, dass du von den Dingen beeinflusst wirst, die in der Welt passieren.
Aloe:
Das stimmt.

subtext.at: Außerdem sind sie sehr storylastig, sie erzählen Geschichten.
Aloe:
Auch das stimmt, weil ich textlich von echten Dingen und wahren Begebenheiten inspiriert werde. Menschliche Zwischenfälle und Situationen, die mir widerfahren sind oder meiner näheren Umgebung, meinen Freunden und Mitmenschen. Meine Songs bringen etwas zur Sprache, politische und gesellschaftliche Dinge. Musikalisch kann ich nicht so konkret sagen, woher die Einflüsse kommen, woher die Melodien kommen und wie sie zu mir finden, aber textlich lässt es sich genauer festmachen.

subtext.at: Du hast die Platte „Good Things“ genannt…
Aloe:
Ja (abwartend).

subtext.at: Und das, obwohl sie um Arbeitslosigkeit, Armut, Ungerechtigkeit, Herzensangelegenheiten und finanzielle Probleme kreist.
Aloe:
Es steckt Ironie dahinter, ein Album „Good Things“ zu nennen, wenn es um all diese negativen Dinge geht. Es ist genau so, wenn du einen Sturm siehst und auf ihn hinblickst (schaut aus dem Fenster): Du weißt, was es ist. Es muss diskutiert und Pläne geschmiedet werden. Du musst auf den Sturm vorbereitet sein. Wir müssen auch an die Sonne denken und hoffen, dass sie nach dem Sturm wieder scheinen wird. Nachdem all die Sachen, die du aufgezählt hast, auf dem Album besprochen werden, hoffe ich, dass es zu Lösungen kommt. Nur wenn wir über Probleme diskutieren, können wir sie lösen.

subtext.at: Du bist ein waschechter Optimist.
Aloe:
Oh ja, das bin ich sicherlich. Ich bin wirklich der Meinung, dass tolle Sachen dir widerfahren können, wenn du es nur zulässt.

subtext.at: Und du offen dafür bist.
Aloe:
Das ist es. Du musst dafür einfach offen sein.

subtext.at: Sollten Künstler überhaupt Lösungsansätze geben?
Aloe:
Klar. Auf diese Weise wird Musik schon seit Jahrhunderten genutzt. Musik kann Information vermitteln. Als die Menschen in Stämmen gelebt haben, haben sie Musik benutzt, um zu sagen, wo es Nahrung gibt. Heutzutage nutzen wir Musik fürs Entertainment. Ich möchte sie aber in ihrer ursprünglichsten Form nutzen. Es soll die Leute glücklich machen und ihnen etwas über das Leben beibringen. Musik soll Dinge ansprechen, die im Leben wichtig sind.

subtext.at: Was macht dich persönlich glücklich?
Aloe:
Mich macht es glücklich, wenn ich sehen kann, wie Kinder dazulernen. Wie ein Kind lernt, ein neues Konzept versteht, etwas Neues versteht – das ist sehr sehr aufregend für mich. Die Idee gefällt mir, das Leute immer etwas dazulernen können. Meine Lieblingswebsite heißt ted.com. Sie enthält neue Informationen und Wissenswertes von all den Denkern dieser Welt. Ich liebe es, zu lernen. Das macht mich glücklich.

subtext.at: In dem Video zu „Loving You Is Killing Me“ ist ein tanzendes Kind mir dir zu sehen. War es der gleiche Grundgedanke, den kleinen Jungen mitspielen zu lassen?
Aloe:
Die Musik ist sehr energisch. Dazu zu tanzen hat sich förmlich aufgedrängt. Es hat diesen Breakbeat-Hip-Hop-Funk-Beat. Der kleine Junge ist ein wirklich talentierter Tänzer. Sein Vater ist ein guter Freund von mir. Wir hatten Spaß, eine Menge Spaß. Darauf kommt es an: Das du Spaß hast an den Dingen, die du tust.

Links & Webtips:
aloeblacc.com
facebook.com/aloeblacc
myspace.com/aloeblaccmusic

Foto: Universal Music // Christoph Thorwartl

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