Mono & Nikitaman: Unter Freunden

„Unter Freunden“ – so das neue Album der Linzer Exil-Dancehall-Formation Mono & Nikitaman.  Auch mit Album Nummer Vier dürften sie einige neue Freunde finden.  Die Hörer der ersten Stunde  werden das Werk allerdings etwas  kritischer betrachten.

Zu Beginn ein Rückblick ins Jahr 2004. Mit „Das Spiel beginnt“ veröffentlichen Monika Jaksch aus Linz und Nick Tilstra ihr Debutalbum. Dieses nimmt sich kein Blatt vor den Mund, und am Beispiel von „Es geht los“ wird deutlich, in welche Richtung das Album ausschlägt. Immerhin ist als Intro „Die Internationale“ zu hören. Mit „Ich mach Musik“, „Gras ist legal“ und „Beweg Dich“ ist eine große Portion Gesellschaftskritik drinnen. Mono und Nikitaman spielen Shows in der Linzer Stadtwerkstatt.

Heute. Wir schreiben das Jahr 2011. Mono und Nikitaman haben inzwischen drei Alben veröffentlicht, mit Gesellschaftskritik dabei auch bei „Für Immer“ und „Außer Kontrolle“ nicht gegeizt und sind dabei authentisch geblieben. Shows in der Linzer Stadtwerkstatt sind ebenso Geschichte wie Monos Traniningsanzugs-Bühnenoutfit. Statt vor 300 spielen sie auf einmal für 30000 Leute.  Und sie kündigen Album Nummer Vier an. „Unter Freunden“. Als altgedienter M&N-Hörer erwartet man deswegen vieles.

Das Fazit nach dem Durchhören des Albums ist jedoch ein Ambivalentes.  Man soll Kritik ja positiv beginnen, also an dieser Stelle die Pluspunkte: Gesellschaftskritik ist nach wie vor vorhanden, und M&N funktionieren auch heute noch. Tanzbare Beats und kritischer Text sind kein Widerspruch – erkennbar zum Beispiel an der Single-Auskopplung „Komplizen“ sowie bei „Ein paar Meter“, das die Thematik der Weltkriege wieder mal aufwärmt.

Und trotzdem hat man ein gemischtes Gefühl.  Normalerweise sollte man das Wort „Kommerz“ ja ob der negativen Stigmatisierung vorsichtig verwenden, doch in der Beschreibung von „Unter Freunden“ ist es nicht unangebracht. Es ist mainstreamtauglich geworden. Der Titeltrack „Unter Freunden“ ist dabei als Einstieg zwar ganz nett, würde auf Ö3 jedoch genauso funktionieren, wie sie es auf FM4 tut. Ob das nur an Riddims von Stephen McGregor (einem der angesagtesten Produzenten Jamaikas) oder an dem in Shaggys Studio produzierten Feature mit Rebellion the Recaller liegt, oder ob doch kapitalistische Elemente eine Rolle in der Zusammenstellung gespielt haben, ist nicht bekannt, wäre aber naheliegend.

Sehr stark merkbar ist es, dass sich Mono & Nikitaman mittlerweile doch ein ganzes Stück weg vom „Underground“ bewegt haben, den sie im gleichnamigen Track besingen – auch wenn sie ihm sicher noch immer stark verbunden sein werden.

Hörer der ersten Stunde werden deshalb das Unbedarfte der ersten Werke vermissen. Neue Hörer, die tendenziell politisch links stehen, werden begeistert sein. Und nicht falsch verstehen, denn auch alte Hasen werden Spaß an der Platte haben – deswegen fällt die Bewertung immer noch verdammt gut aus. Weil M&N nach wie vor Spaß machen. Und man sich spätestens bei den Konzerten wieder „Unter Freunden“ fühlen wird.

Die Bewertung der subtext.at-Redaktion:

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.