Festivalluft geschnuppert

Das Nova Rock-Festival 2011 ist mittlerweile vorbei, durchgestanden und zu Ende. subtext.at durfte sich einen Tag lang selbst ein Bild machen und besuchte mit großer Freude den Ort des Geschehens.

Die erste Band, die wir vernehmen, sind die Plain White T’s, die vor einer gefühlten Ewigkeit mit „Hey There Delilah“ einen Hit verbuchen konnten. Ihr College-Rock mit poppigen Anleihen ist ganz nett – mehr aber auch nicht.

Dredg sind eine ganz andere Art von Band. Eine, die den Zuschauer herausfordert und die Großspurigkeit durch Perfektion ersetzt.„Upon Returning“ ist der Opener, ein neuer Song vom aktuellen Album „Chuckles And Mr. Squeezy“, der seine Sache gut macht. Anschließend geht es mit dem fabelhaften „Not That Simple“ zum „Catch Without Arms“-Album zurück – für viele ihr bislang bestes Werk. Bei „Bug Eyes“ bricht sprichwörtlich das Eis. Die stampfenden Töne von „Information“ werden unter Jubel aufgenommen. Beim Mann im Hintergrund, Drummer Dino Campanella, geht kein Takt verloren. Das Publikum ist anschließend mehr als zutraulich – wie soll man bei Songs wie „Pariah“, „The Canyon Behind Her“ oder „The Thought Of Losing You“ auch stillhalten?

Die Guano Apes knnen vor allem mit altem Material die Menge für sich gewinnen. Optisch zeigen sie sich verändert. Vor allem Sängerin Sandra Nasić präsentiert sich elegant und leger. Baggypants und Tanktops? Heute kein Thema mehr.

Wolfmother zelebrieren Hardrock im besten Sinne, von Black Sabbath zu Led Zeppelin – und wirken doch irgendwie ein wenig Fehl am Platz.

Pathetisch aufgeladene Songs mögen die Massen erreichen, aber wo bleibt da noch Platz für das echte Gefühl? Am Anfang: Eine fast sakrale Stimmung. Jared Leto und Thirty Seconds To Mars scheinen genau zu wissen, was das Publikum fordert und erwartet – eine Show. Ein technisches Brimborium. Ein Spektakel. Wer ein erdiges Rockkonzert möchte, der ist bei dem Trio definitiv an der falschen Adresse. Leider kommt die Atmosphäre zuweilen oft aus dem Rhythmus, weil Leto zwischendurch mehr als einmal das Publikum animieren muss. Kaum im Schwung, wird wieder abgebremst. Der Schwerpunkt des Materials liegt allzu deutlich auf „A Beautiful Lie“ und „This Is War“. Songs vom Debüt gibt es wieder keine. „Hurricane“ intoniert Jared alleine und akustisch, eingehüllt in der österreichischen Nationalflagge. Patriotismus oder einfach zur Schau gestellte Ich-bin-einer-von-euch? Große Gesten fehlen zu keinem Zeitpunkt. Da bleibt ein schaler Nachgeschmack.

Linkin Park mobilisieren die Menge auf eine andere Weise: Die Menschen springen, singen lauthals mit, hüpfen, schreien. Das Publikum wird durchgerockt, nahezu gänzlich ohne Pause. Die Dringlichkeit dieser Band setzt Emotionen frei. Irgendwo zwischen Sensibilität und herausgeschriener Wut gelingt es ihr, eine Lücke zu füllen. Chester Bennington und Mike Shinoda machen die Emotionen greif- und fühlbar. Musikalisch gibt es ein tolles Best Of-Programm mit sämtlichen Hits. „Papercut“ (der ideale Opener), „In The End“, „Crawling“, „Faint“, „Breaking The Habit“, „What I’ve Done“, „New Divide“, „The Catalyst“ und „Waiting For The End“. „Lying From You“ und „Bleed It Out“ entwickeln sich zu mantramäßigen Selbstläufern. Und natürlich „One Step Closer“ als ultimativer Rausschmeißer. Ein Set, dass vor denkwürdigen Momenten überquillt. Wer hätte das gedacht? Am Ende ist man einfach nur glücklich und gesättigt – im Kopf und im Herzen. Linkin Park haben Appetit auf mehr gemacht. Hoffentlich bald.

So oder so – das Nova Rock-Festival hat sich von seiner besten Seite gezeigt. Die Organisation schien einwandfrei, das Wetter top, es wurden viele Verbesserungen vorgenommen (breitere Wege z.B.) und für die zahlreichen Besucher vor Ort einiges getan. Nova Rock – bis nächstes Jahr!

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