BLACKMAIL: Das Leben geht weiter

Veränderungen halten die Dinge am Laufen, gestalten das Leben spannend. Veränderungen sind nicht jedermanns Sache. Vor allem dann nicht, wenn sie nicht typgerecht verlaufen oder am eigenen Geschmack vorbeiziehen. Für die deutsche Rockinstitution Blackmail war es der größte Wandel, sich von ihrem charismatischen Sänger Aydo Abay zu trennen. Oder umgekehrt – je nachdem, welcher Partie man gerade lauscht. Eine unschöne Trennung, die aber vollzogen werden musste.

Ersatz wurde mittlerweile gefunden und Matthias Reetz macht seine Sache als Sänger gut, obwohl das stimmliche Charisma fehlt. Nimmt man sich jedoch Songs der Marke „Deborah“ zur Brust (wovon es leider nur wenige auf „Anima Now!“ gibt), weiß man es zu schätzen, dass es Blackmail nach den internen Turbulenzen überhaupt noch gibt. Wenn sich die Gitarrentöne hochschrauben, der Bass wie ein Fels in der Brandung steht und das Schlagzeug drückt, fällt man der Band unweigerlich um den Hals.

Leider ist das Material nicht ganz so spektakulär ausgefallen. „Resonant Wave“ geht als solider Opener durch, doch schon bei „Night School“ verlieren Blackmail an Dringlichkeit. „The Whys Of The Ways“ ist auch nicht gerade ein elektrisierender Hit. „Bugs“ noch weniger. Deutlich mehr Pfeffer hat „Monographic Doll“ zu bieten. Oder „Rocket Soul“, ein mit Laut-Leise-Dynamik spielendes Stück. Originell geht anders, aber immerhin gut umgesetzt.

Das Ende der Fahnensteige haben Blackmail bestimmt noch nicht erreicht. „Anima Now!“ wirkt einfach zu souverän, um neue Stärken ausspielen zu können. Frische Akzente gibt es zwar (in „Santa Rosalia“ beispielsweise), dennoch setzten die Koblenzer insgesamt auf bewährte Trademarks.

Facts:
Blackmail – Anima Now!
Gesamtspielzeit: ca. 40 Minuten
45 Records (Soulfood)

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blackmail-music.com
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Foto:
Andreas Hornoff

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