INCUBUS: Wann, wenn nicht jetzt?

Das ewige Warten auf den richtigen Zeitpunkt, den richtigen Moment, kann ganz schön ermüdend sein. Dann doch lieber auf das vertraute Bauchgefühl hören. Incubus haben diesen Schritt offensichtlich getan und ihrer Intuition freien Lauf gelassen. „If Not Now, When?“, so der verheißungsvolle Titel des neuen Albums, zeigt die Band aus Kalifornien von einer bislang ungehörten, sanfteren Seite. Ihre musikalische Identität haben sie sich dennoch bewahrt.

Fünf Jahre haben sich Incubus eine kreative Pause gegönnt, wobei die Bandmitglieder alles andere als faul auf der Haut herumlagen. Frontmann Brandon Boyd veröffentlichte sein ausgezeichnetes Soloalbum „The Wild Trapeze“ und schuf sich ein zweites Standbein als Maler, Gitarrist Mike Einziger besuchte die Uni in Harvard und auch die anderen werkelten an eigenen Projekten oder am familiären Nachwuchs. Nun steht die Zukunft der Band wieder auf festem Fundament.

„If Not Now, When?“ ist ein Album mit Köpfchen. Mit unaufdringlichen aber hörenswerten, interessant arrangierten („In The Company Of Wolves“, „Adolescents“, „Isadore“) aber inzwischen auch mainstreamtauglichen Songs. Ein Problem ist das aber keineswegs. Incubus haben stets ihre musikalische Vision mit der inhaltlichen Ebene in Einklang gebracht. Wie schon einige Male zuvor, wagen sie einen stilistischen Schwenk. Wie sagte schon Ghandi: „Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.“ Sie haben ihren Sound entschlackt und das Tempo gedrosselt.

Die Stärke der Platte liegt in der Mischung aus Abwechslung, atmosphärischer Dichte und Songqualität. Positive Spannung liegt in der Luft. Schwebende Streicher eröffnen das Album und Sänger Brandon Boyd singt so leidenschaftlich wie selten zuvor. Songs wie das stürmische „Switchblade“, das liebevoll croonende „Promises, Promises“, das anklagende „Thieves“ oder das zartbittere, frei oszillierende „Tomorrow’s Food“ liefern eindeutige Beweise, dass man es hier nicht mit abgenutzter Ware zu tun hat.

Gute Kunst – ganz egal, ob Bild, Literatur oder Musik – erzählt eine Geschichte. Incubus erzählen welche und haben sich ein Beispiel am französischen Hochseilartisten Philippe Petit genommen. Sie sind ein Wagnis eingegangen. Diese Tat muss nicht jeder lieben, aber zumindest sollte man davor den Hut ziehen.

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