dEUS: In unmittelbarer Nähe

Beständigkeit zahlt sich aus. Das haben auch dEUS mittlerweile begriffen. „Keep You Close“, das sechste Studioalbum der belgischen Formation, ist die rundeste Sache der Welt und weit entfernt von aller Schwerfälligkeit.

Das interne Gefüge einer Band kann schon mal aus dem Gleichgewicht geraten. Unterschiedliche Persönlichkeiten beinhalten verschiedenste Sichtweisen. Wächst der Erfolg, wächst auch das Ego. Für Tom Barman war das bislang nicht ausschlaggebend, war er doch in den letzten Jahren mehr oder weniger allein für den kreativen Output von dEUS verantwortlich. Wenn jemand etwas zu beanstanden hatte, wurde er einfach ersetzt. Jetzt ist alles anders. Das Songwriting ist offener geworden und jedes Bandmitglied darf bereitwillig seinen Anteil dazusteuern. Das hört man. Zwischen feingliedrigem Rock und betörendem Synthie-Pop wechselt „Keep You Close“ seine Position.

Mit neun Songs ist die Platte relativ überschaubar, doch es gibt reichlich zu Entdecken in Sachen Dramaturgie, Tempo und Stilistik. Bekanntes und Neues wird auf geschickte Weise vermengt. Immer wieder driftet das Material in elektronische wie perkussive Spielereien ab. Dieses umfangreiche Klangmosaik hat David Bottrill (Tool, Placebo, Muse) luxuriös arrangiert und bestens produziert. Die Wahl eines so prominenten (und bestimmt teuren) Mannes an den Reglern zeigt, welches Potenzial das Label ihnen weiterhin zugesteht.

Während der sinfonische, glamouröse Titeltrack in die Breite geht, liebäugelt „Dark Sets In“ mit einer dunklen Soundästhetik und perkussiven Elementen. In „The Final Blast“ dominiert die Rhythmusgruppe, indessen sich die Melodie von hinten heranschleicht. All das schmeckt vollmundig und ist mit einem eigensinnigen Verständnis von Pop versehen. dEUS machen glücklich, weil sie sich Zeit nehmen, an ihrer Musik zu feilen. Ob Flott, locker und verspielt wie in „Ghosts“, leidend und schmachtend wie in „Twice (We Survive)“ oder flirrend und hitzig wie in „Constant Now“ – nichts muss, aber alles geht.

Facts:
dEUS – Keep You Close
Gesamtspielzeit: ca. 44 Minuten
PIAS (Play It Again Sam)

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Foto: PIAS

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