FLORENCE + THE MACHINE: Fromme Rituale

Von transparenten Konstrukten zu immer selbstsicheren Statements: Florence + The Machine haben sich in kürzester Zeit weltweit einen Namen gemacht und selbst in Amerika in Windeseile einen geradezu legendären Status erreicht. Für Acts aus UK, abgesehen von Coldplay, ein schwieriges Unterfangen. Die Zeichen stehen auf Sturm.

Seit Florence + The Machine ihre drei Hitsingles „Kiss With A Fist“, „You’ve Got The Love“ und „The Dog Days Are Over“ hervorbrachten, die bis heute nichts von ihrer Stahlkraft eingebüßt haben, stehen sie mit einem Bein fest im Mainstream, während das andere noch im weiten Feld des Indiepop verweilt.

„Ceremonials“ ist wie ein ätherisches, kribbelndes Bad in einem verwunschenen Teich. Ich weiß nicht, ob es heuer bei einem anderen Künstler leichter war, sich seinen schwelgenden Emotionen hinzugeben. Der Nachfolger des medial enorm beachteten „Lungs“ ist orchestral, bombastisch und erschlägt einen förmlich mit seiner Wucht und Größe. Die Vocals sind ebenso aufwendig gestaltet wie die satte Soundkulisse. Der Einfluss von Kate Bush schimmert immer wieder durch, so wie der von Arcade Fire in ihrer pompösen Phase. „Ceremonials“ fasst die bewegte Vergangenheit zusammen, streift die immer aktueller werdende Zukunft und befindet sich in einer äußerst spannenden Gegenwart.

Gleich mit dem fabelhaften Opener „Only If For A Night“ steckt man mitten im Geschehen und kann sich der fesselnden Kraft von Florence Welch kaum entziehen, die in Songs wie „What The Water Gave Me“, „No Light, No Light“ oder „Shake It Out“ noch einen draufsetzt. Sie balanciert gerade richtig zwischen emotionaler Aufgerütteltheit und innerer Verletzlichkeit. Den Songs lässt sie ihren unwiderstehlichen Pop-Appeal. Bei den meisten funktioniert diese Handhabung vortrefflich, bei wenigen nicht ganz so gut. „Never Let Me Go“ zügelt das Tempo, nicht aber den Bombast, was seltsam rüberkommt. Auch bei „Breaking Down“ und „Lover To Lover“ mag sich kein erfüllendes Gefühl einstellen. Natürlich ist das alles ein Jammern auf hohem Niveau.

Cover

Dagegen klingt ein Song wie „Heartlines“ wuchtig, selbstbewusst und melodisch. Theatralische Schwermut wird da optimal in Szene gesetzt. Man kann sagen, dass die 25-jährige Sängerin ihre ureigene Art gefunden hat, ihren überbordenden Eklektizismus in individuelle Songs zu kanalisieren. Die Breitwand-Ästhetik funktioniert. Florence Welch hat zwölf feine Zeremonien zusammengestellt, die hochinfektiös eine lebensfördernde Wirkung entfalten, wenngleich die Themen des Albums um innere Dämonen kreisen, die einen plagen. Nichtsdestotrotz sind es Rituale, denen man gerne beiwohnen möchte

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