PLACEBO: Blick zurück in Perfektion

Hinter kolossalen Kulissen muss man sich nicht verstecken: Brian Molko, Stefan Olsdal und Steve Forrest haben zur großen Revue geladen und demonstrieren altbekannte Stärken und neue Sicherheiten. Besonders interessant und aufschlussreich: Auf „Coming Up For Air“ puzzeln sich Placebo vor malerischen Impressionen eine stimmungsvolle Doku zusammen.

Heutzutage wollen alle auf der großen Bühne stehen, bewundert werden und ihr Talent zum Beruf machen. Das ein oder andere Mal wird die eigene Beharrlichkeit auch belohnt. Bei Placebo begann alles in einem winzigen Zimmer, mittlerweile ist die Band in sämtlichen Arenen dieser Welt zuhause. Zu verdanken haben sie das ihrer Zielstrebigkeit, ihrer Zähigkeit und ihrer Verbissenheit.

Seit mehr als fünfzehn Jahren begeistern Placebo rund auf der Welt Fans des Rock. Dieser kam mal zügellos und unbändig, mal elektronisch, mal balladenartig – aber stets in der gleichen Qualität. „We Come In Pieces“ blickt nun vor allem auf die Tourereignisse zum letzten Album „Battle For The Sun“ zurück. Man bekommt einen guten Eindruck davon, was eine Gruppe heutzutage alles leisten muss, was sie erhält und was sie opfert, wenn sie weltweit Konzerte spielt.

Cover

„We Come In Pieces“ gibt es als als Single-DVD-Version mit „Battle For Brixton“, einer aufgezeichneten Show aus der Brixton Academy in London, als bildscharfe Blu-Ray-Version und als Doppel-DVD. Diese enthält als Bonus die vorab erwähnte Dokumentation „Coming Up For Air“, auf der Placebo zurück und nach vorn blicken. Obwohl die Band laut Brian Molko in den schillernden 90ern ein Außenseiter war, haben sie den Britpop überlebt. Die Zeiten, in denen Molko und auch Olsdal mit dem Sexappeal des Uneindeutigen spielten, sind aber endgültig vorbei. Anstatt auf Androgynität setzten Placebo auf Kraft und mentale Stärke. Früher, so Molko, sei ihnen nahezu alles dienlich gewesen, um die „life fast, die young“-Haltung zu untermauern. Es sei pures Glück, dass sie heute noch am Leben sind. Für Belustigung sorgt hingegen das Zusammentreffen mit dem chilenischen Präsidenten. In dem Kontext hat man das Trio wohl noch nie gesehen.

Vor sage und schreibe zweieinhalb Millionen Menschen hat die Band im Zuge der letzten Veröffentlichung „Battle For The Sun“ insgesamt performt. Man merkt, dass sie den melancholischen Schleier mehr und mehr abgelegt haben und die allgemeine Atmosphäre heller geworden ist. Des einen Freud ist des anderen Leid… Brian Molko hat den Blick für den Schmerz im Detail. Und für die Euphorie, die manchmal mit einem durchgeht. Obschon die Methode durchschaubar geworden ist, bleiben die Songs deine Begleiter, der eine oder andere hat es gar zu einem modernen Klassiker geschafft. „We Come In Pieces“ poliert die Oberfläche gewaltig, aber nicht protzig.
Wenn die Schwermut mal wieder in den Gliedern sitzt, dann ist es genau richtig für ein bisschen Placebo im heimischen Kino.

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