Flashmobbing

Es ist irgendwie immer traurig, wenn man vollkommen falsch verstanden und missinterpretiert wird. Das muss auch des Phänomen „Flashmob“ schmerzlich erfahren. Das Beste wäre, wenn wir es gemeinsam zu Grabe tragen würden.

Was war dasnur  für ein Aufsehen, als man 2008 am Stephansplatz in Wien einen großen Freeze Flashmob veranstaltete – zumindest für mich war es der erste dieser Art, der mir zu Ohren kam. Tausende Zusagen gab es damals auf Facebook und die Medien waren noch nicht in der Lage, diese neue Kultur des Stehenbleibens richtig zu verstehen –  glücklicherweise, wie man nun im Nachhinein sagen könnte. Auf YouTube kann man auch heute noch die verdutzten Gesichter der Unwissenden sehen. Außerdem trauerte man 2009 zum Beispiel tanzend um Michael Jackson oder kühlte sich im Sommer 2010 auf überraschend erfrischende Art und Weise ab.

Irgendwann begann man aber, die Idee hinter Flashmobs zweckzuentfremden. In Österreich, bevorzugt in der Bundeshauptstadt, begannen Parteien und NGOs Protestaktionen oder Spontandemos als ebensolche zu bezeichnen. Dass das nichts mehr mit der Grundidee zu tun hat, ist den Organisatoren herzlich egal. (Und ja, es gibt natürlich keine Grundidee.)

Einen großen Fauxpas, und wie manche meinen „typisch für diese Stadt“, hat sich St. Pölten erlaubt. Am ersten Dezember, so steht es sogar im Programm, war ein Freeze Flashmob angekündigt. Ich las davon nichts auf Facebook, nicht auf Twitter, es war kein Gesprächsthema unter Studienkollegen. In Wahrheit konnte er ganz einfach nicht funktionieren, weil es niemanden gab, der davon überrascht wurde.

Und so wird er in die Geschichte eingehen, der Flashmob. Als revolutionäre Form, angewurzelt stehen zu bleiben, dabei noch dazu blöd auszusehen und wildfremde Menschen für kurze Zeit zu einer Masse zu machen. Und als missverstandenes Phänomen, dass uncool wurde, als es gerade erst cool geworden war. Aber so ist es manchmal, wenn Dinge Mainstream werden. Und irgendwann wird man womöglich vergessen haben, wie man so etwas richtig macht.

Ruhe in Frieden, lieber Flashmob. Du missverstandenes Wunderwerk menschlicher Zusammenkunft. Wir müssen dich wohl zu Grabe tragen. [Und treffen uns dazu am 8. Dezember 2011 am Zentralfriedhof in Wien, einverstanden? Aber … pscht!]

*#momentaufnahme5

29 Jahre alt - Literarischer Blogger (Neon|Wilderness), Autor ("Volle Distanz. Näher zu dir"), Medienblogger (dominikleitner.com), Printschreiber (MFG Magazin), freier Journalist (u.a. BZ), CD-Kritiker (subtext.at) und Detektiv (365guteDinge)