PLACEBO: Appetitanregend

Sie können es einfach nicht lassen: Brian Molko, Steve Forrest und Stefan Olsdal spielen wieder mit der Schwere des Lebens und versuchen diesmal, ihr mit der „B3“-EP ein wandelbares Gesicht zu geben. Das ist gelungen. Bevor Placebo 2013 mit siebtem Album zurückkehren werden, schenkt uns das Trio eine fünf Songs umfassende EP als Appetizer.

Die quirligen Gitarrenriffs im Titeltrack „B3“ sind schon das Einzige, was einem hier wirklich bekannt vorkommt. Die dienen nicht als reines Mittel zum Zweck, sondern als Brücke zwischen atmosphärisch dichten Soundlandschaften. Gleißende Rock-Opulenz, die noch vom letzten Album „Batte For The Sun“ rührt, wird großteils in den Hintergrund gerückt. Placebo setzen nicht auf eine Karte, gehen nicht auf Nummer sicher, wie manche bereits prognostizieren.

„I Know You Want to Stop“ (ein Cover der kurzlebigen Band Minxus) mutet so an, als wäre es noch aus der Session vom selbstbetitelten Debüt übrig geblieben, als Molko noch gerne Kleider und Röcke trug und damit den Fans den Kopf verdrehte. „The Extra“ erforscht noch mehr die klangliche Weite mit dezenten Elektroschüben und einem Refrain, der extrem zugänglich und zutraulich geworden ist. „I.K.W.Y.L.“ zeigt sich gitarrentechnisch stringenter und direkter, aber auch sphärischer und entwickelt einen starken Sog. „Time Is Money“ kann als Ballade angesehen werden, die innerhalb von mehr als sieben Minuten (!) so einige Wandlungen durchmacht.

Alles ist möglich und nichts ist undenkbar, scheint „B3“ zu prognostizieren. Placebo sind eigentlich dafür bekannt, wirklich in sich stimmige und kohäsive Platten zu veröffentlichen. Sie wussten schon relativ früh (betonen sie auch immer wieder in Interviews), dass man nicht jedem Hype hinterherlaufen sollte. Über kurz oder lang hat sich das Trio eine professionelle wie bemerkenswerte Schublade gezimmert, die in Nuancen ständig weiter ausstaffiert wird.

In wie weit diese EP das kommende Album repräsentiert, lässt sich schwer voraussagen. Die Kreativität ist noch zu spüren und lassen hoffen, dass das kommende Werk wieder die Qualität bieten wird, die man von Placebo gewohnt ist. Es bleibt spannend.

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