Nils: „Keine Nacht für Niemand“

Das Album „Keine Nacht für Niemand“ des Songwriters „Nils“ ist das Album mit dem wohl ungewöhnlichsten Cover des Jahres. Eine Gummiente ist darauf zu sehen. Was geboten wird, ist schlicht: klassische Singer/Songwriter-Musik auf Deutsch. Was in diesem Fall aber nicht schlecht ist. 

Los gehts mit dem knapp zwei Minuten dauernden Intro „Die ganze Welt ist verliebt“ – der Track gibt bereits vor, in welch – klassische – Richtung das Album gehen wird. Auch hier gehts wie so oft um Gefühle, Beziehungen, Zweisamkeit und die Probleme damit. Aber der Reihe nach. „Trotzdem Schön“ schlägt genau in diese Kerbe. Auch hier angenehm kurz und auf den Punkt gebracht. Der Titeltrack „Keine Nacht für niemand“ erzählt danach eine Liebesgeschichte – vom ersten Kennenlernen über tiefgründige Gespräche bis hin zu – wie sollte es anders sein – der körperlichen Anziehung. Hier aber ebenfalls nicht mit unnötigen Floskeln übersät, sondern straightforward. Angesichts des Ausschlachtens, das mit diesem Thema manchmal betrieben wird, eine gelungene Abwechslung. Track 4 trägt den Namen „Der Laden, der deinen Namen trägt, der steht schon lange leer, und trotzdem ist er es wert“ handelt von Verflossenem und dem Unglücklich-Verliebt-Sein, und den unumgänglichen Erinnerungen, die man nach dem Ende einer Beziehung nochmals durchlebt.

„Bob Dylan wundert sich über Tom Schilling“ ist ein Titel, den man einem Song so wohl selten geben wird. Hier wird es textlich ein bisschen anspruchsvoller – und rechnet mit dem „Hollywood-Syndrom“ ab, dass sowieso alles gut wird. Stimmt nicht, und recht so, das mal zu thematisieren. „Mit den Gänsen davon“ kann da nicht ganz mithalten. Textlich nicht ganz so anspruchsvoll, und nicht wirklich Abwechslung zu den Vorgängertracks. Danach wird mit „Nett“ zur Halbzeit der Platte etwas ruhiger. Und ein bisschen ironischer. Eine Hymne an den Partner, ders auf den Punkt bringt: „Bitte bleib bei mir, ich fühl mich so wohl bei dir.“ Mehr muss man eigentlich nicht mehr sagen.

„Horvath“ lädt danach – rein subjektiv gesehen – nach „Nett“ fast noch mehr zum Träumen ein. Ein Song, den man im Frühling bedenkenlos während eines Picknicks auf einer einsamen Wiese laufen lassen könnte. Würde auf jeden Fall funktionieren. Genauso wie „Genauso“. Auch hier dürften sich einige in ihrem Leben wiederfinden. Dieses verzweifelte Gefühl, nicht genau zu wissen, woran man ist, und wenn man daran ist, nicht zu wissen, wie weit man gehen möchte. „Immer wenn es spannend wird“ folgt danach. Und auch hier wird es spannend. Musikalisch tanzt der Track ab dem ersten Takt aus der Reihe, die Lyrics werden energischer rübergebracht, und dreizehn Standardfloskeln könnte man hier noch anbringen. Angesichts des 10-Sekunden-Interludes lassen wir das hier mal außer acht. Passen tut das nämlich absolut nicht in das Gesamtwerk. „Nora et labora“ könnte man als musikalische Therapie nach einer verflossenen Beziehung sehen. Resignation macht sich breit, Trauer über das Vergangene, Sehnsucht nach dem Vergangenen. „Du wirst schon sehen“ ist ein, man verzeihe mir den Ausdruck – Scheiss-dir-nix Track. Direkter als andere Songs, auf den Punkt gebracht – die wahrscheinlich größte Stärke des Albums. „Schwarzer Mond“, „Böse“ und „Neue Verehrerinnen“ bieten danach einen mehr als würdigen Abschluss eines Albums, das man durchaus öfters hören darf.

Bekannt wurde der Songwriter „Nils“ damit, „Mädchenmusik“ zu machen. Er ist aber auch der Beweis dafür, dass man Mädchenmusik auch Jungs zumuten darf. Und zumindest den Autor dieses Artikels hat Nils nach Philipp Poisels akustischer Vergewaltigung letzten Dezember im Posthof Linz wieder mit der Songwriterzunft versöhnt.

Die Bewertung der subtext.at-Redaktion:

5/5 Punkte

 

 

Links und Webtipps

 

  • www.nilsmusik.at

 

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.