„Traumnovelle“ – Theateradaptierung durch John von Düffel

Das 1925 entstandene Werk Schnitzlers wird seit dem 2. Februar 2013 in den Linzer Kammerspielen aufgeführt. Inszeniert wurde „Traumnovelle“ von Bernarda Horres, für die Dramaturgie war Franz Huber, für die Bühne Anja Jungheinrich zuständig.

Fridolin und Albertine, in der  Fassung von Düffels Albert (Lutz Zeidler) und Tine (Katharina Hoffmann), sind ein einander entfremdetes Ehepaar. Er ist als Arzt mit eigener Praxis tätig, sie kümmert sich um den Haushalt und die gemeinsame Tochter. Was nach außen hin glücklich und harmonisch wirkt, scheint sich als bloße Scheinwelt zu entpuppen. Nach einem Kostümball gesteht Tine, dass sie sich im Urlaub zu einem Dänen hingezogen fühlte. Das Gespräch wird unterbrochen, da Albert zu einem Patienten gerufen wird. Die Ereignisse überschlagen sich: Die Tochter des Hofrates (Bettina Buchholz) gesteht ihm ihre Liebe, bevor das Auftauchen ihres Verlobten (Aurel von Arx) Albert dazu bringt, das Haus zu verlassen. Und auf dem Rückweg begegnen diesem eine minderjährige Prostituierte (Barbara Novotny) sowie sein früherer Studienkollege Nachtigall (Sebastian Hufschmidt). Jener verdient sein Geld mittlerweile durch Klavierspiel und nimmt Albert zu einer Veranstaltung mit. Nachdem Albert in den frühen Morgenstunden nach Hause zurückkommt, erzählt ihm Tine von ihrem erotischen Traum, in dem er betrogen und gefoltert wurde.

Das Ende des Theaterstückes ist im Gegensatz zur Novelle Schnitzlers offener gehalten, repräsentiert auf diese Weise die Verwirrung und Unsicherheit des Paares. Es wird gezeigt, dass die letzten Ereignisse Auswirkungen auf die Beziehung haben.

Ansonsten bewegt sich das Stück sehr stark- auch sprachlich- an der literarischen Vorlage. Fragen nach der Identität sowie Wünschen versus Realität werden aufgeworfen. Dazu passen die auf der Bühne eingesetzten Spiegel, die Masken, Kostüme (Alexandra Pitz) und Rollenwechsel der SchauspielerInnen. Schnitzlers negatives Frauenbild- Stichwort „süßes Wiener Mädel“- findet genauso Eingang wie Fiktion und sexuelle Anziehungen.

Bei den erotischen Elementen ergibt sich jedoch eine ins Satirische gehende Komik. Ob gewollt oder nicht, wirken im Kreis laufende Schauspielende, die sich gegenseitig an ihre Hinterteile greifen und dabei stöhnen, eher verfremdend. Ein gelungeneres absurdes Element stellt für mich die Hunderolle dar, in welcher ein Schauspieler von einem anderen an der Leine gezogen wird, ins Publikum springt und das Abschlecken von Leuten andeutet.

Die Übergänge zwischen den Szenen gestalten sich als sprunghaft.  Bei der geschlossenen Veranstaltung, auf welcher Nachtigall spielt, kann des Weiteren das Gefühl auftreten, dass ein kurzer Input fehle. Außer der Bedrängung durch die Teilnehmenden auf Albert bleibt nicht viel Eindruck von dieser Szene zurück.

Die mehrfache Wiederholung einer Aussage direkt hintereinander lässt keine besondere Relevanz erkennen und zieht das Stück zusätzlich in die Länge. Gute Schauspielleistungen verschaffen in den eineinhalb Stunden nur wenig Abhilfe. Weder das Klavierspiel noch der Gesang untermauern das Geschehen.

Alles in allem wirkt das Stück kaum in Hinblick auf Kommunikationsprobleme oder die Differenzierung der Ebenen ins Bewusste und Unbewusste. Dem entgegen steht, dass es die aktuelle Inszenierung, wie Schnitzlers Erzählung bereits, schafft, gesellschaftliche Tabuthemen anzusprechen. Eine kontroverse Diskussion ist auf jeden Fall möglich.

Die nächsten Aufführungstermine sind der 8., 13.und 26. Februar, jeweils um 19 Uhr 30.

Stückinfo auf der Landestheater-Website

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Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/