Nachbericht: DEPECHE MODE @ MQ Wien

Ein Abend voller Erwartungen, die erfüllt werden: Depeche Mode gastieren am 24. März 2013 im Wiener Museumsquartier und begeistern knapp 1500 glückliche Fans, die bei der Kartenverlosung von Mobilfunkanbieter T-Mobile als Gewinner gezogen wurden. Resultat? Publikum verzückt, Band glücklich.

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Das Wiener Museumsquartier bietet an diesem Abend einen passenden Rahmen für ein Hörerlebnis der besonderen Art. Gespannt darf man durchaus sein, denn Depeche Mode sind in der Stadt und laden zu einem exklusiven Showcase ein. Wenn die Plattenfirma vom wichtigsten Gig des Jahres spricht, dann hat sie vielleicht nicht ganz unrecht. Die Band selbst trägt dem glücklichen Umstand Rechnung, hier rein für die Leute zu spielen, die sich glücklich schätzen durften, eine der begehrten Eintrittskarten gewonnen zu haben. Um 19.30 Uhr wartet die Menge draußen pünktlich auf den Einlass, um sich bei kalten Temperaturen die Nase kalt zu frieren. Was man mitbekommt: Es tummeln sich Engländer im Publikum, ebenfalls Deutsche, Tschechen und Slowaken. Durchschnittsalter: 30+.

Delta Machine

Kurz nach 20 Uhr darf als Support der Slowake Michal Matejcik mitsamt Harfe auftreten, um Songs wie „Precious“ in einer rein instrumental-akustischen Variante anzustimmen. Den Anwesenden gefällt die Darbietung jedenfalls sehr gut. Um 21 Uhr hat das Warten dann endlich ein Ende. Bereits mit dem ersten Song namens „Angel“ stellen Depeche Mode klar – sie sind in Bestform. Die Bühne ist relativ simpel gehalten, der Sound allerdings satt, voll und sauber. Eine perfekt spielerische Einheit bildet das Trio um Andrew Fletcher, Peter Gordeno (beide Keyboard) sowie Christian Eigner (Drums).

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Depeche Mode besitzen einfach Präsenz, allen voran Dave Gahan. Natürlich laufen alle Fäden des Abends in seinen Händen zusammen. Er räkelt sich im Stroboskoplicht auf der Bühne, währenddessen die Band hohe Schatten auf die Led-Wand im Hintergrund projiziert. Speziell animierte Minifilme untermalen zudem das Konzert. Gahan bleibt aber der Blickfang, der Dompteur des Abends und Anheizer in Personalunion. Er stellt sich breitbeinig auf die Bühne und lässt sein Becken verrucht kreisen. Er bewegt sich, wie nur er es kann und lässt sich auch mal die Refrains abnehmen. Dabei scheint er sich tief und hoffnungslos in den Songs zu verlieren. Das gefällt.

Es prickelt im Bauch des Publikums, wenn Gahan über die Bühne fegt wie ein sprichwörtlicher Dandy. In punkto Abgehen kann sich Martin Gore noch ein Scheibchen abschneiden. Dieser steht eher unwohl windend und regungslos da, hin und wieder lächelt er. Auch das von ihm allein intonierte „Only When I Lose Myself“ löst keine großen Gesten bei ihm aus – bei der Menge schon. Er kann halt nicht aus seiner Haut. Ist auch sympathisch.

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Depeche Mode fädeln Songperle an Songperle, alt wie neu. Während das besinnlich-hypnotische „Heaven“ in Melancholie badet, leben „Slow“, „Soothe My Soul“ und „Should Be Higher“ ihren hedonistischen Charakter hemmungslos aus. Überhaupt scheint das Material des neuen Albums „Delta Machine“ einen besonders hintergründigen Charme zu versprühen. Die großen Hits sind im Set aber dennoch geblieben und die ältere Generation feiert ehemalige Wegweiser ihrer Jugend wie „Walking In My Shoes“, „Barrel Of A Gun“, „Personal Jesus“ und „Enjoy The Silence“.

Die Band scheint mir ein wenig ausgehungert zu sein nach der langen Live-Abstinenz. Dass sie an diesem Abend Spaß auf der Bühne haben, merkt man jedenfalls sofort und obwohl niemand im Saal ein Ende möchte: Triumphal umjubelt verlässt die Band nach knapp 55 Minuten die Bühne. That’s entertainment.

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Daniel Gilic
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