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Rika - How to Draw a River, Step by Step

Rika: Zurück zum modernen Ursprung

Die Mitglieder der Band Rika sind aufmerksame Zeitzeugen. Sie legen uns Zeitgenossen ein Album vor, das wir uns zu Herzen nehmen sollten. “How to Draw a River, Step by Step” ist die Replik einer Gefühlswelt, die im Moment alle zu bewegen scheint: Sehnsucht.

Rika sehnen sich nach dem Ursprung. Zerstreut lebend in den größeren Städten Österreichs finden sie sich am Land wieder. Gemeinsam mit Christian Hölzel (Francis International Airport) nehmen sie in einem stillgelegten Fabriksgebäude im Waldviertel ihr Debütalbum auf. Die Produktion in Eigenregie an “ungewöhnlichen” oder “entfernten” Orten ist unter Bands wie Rika weniger ein Trend, sondern vielmehr die Erfüllung langersehnter Träume vieler Musikschaffender, nämlich, die Musik dort produzieren zu können, wo es sich am besten anfühlt. The National („High Violet“) und Grizzly Bear („Veckatimest“) machen es vor.

Weniger ist mehr, das macht sich auf der Platte auch bezahlt. Die Produktion ist richtig. Sie ist natürlich und zart – wie das Leben auf dem Land. Dort gibt es genauso wenig Lärm wie modernste Technik. Melancholie verträgt sich nicht mit Perfektionismus, deswegen sind die besten Platten auch nicht die mit dem (technisch) perfekten Sound. Wir sprechen hier von künstlerischer Qualität. Diese gerät in der allseitigen Verfügbarkeit eines Studios schnell in den Hintergrund, am kargen Land ist sie essentiell.

Rika flüchten aus dem Urbanen, wo sich alles zu überschlagen droht und kein Platz für Entwicklung da zu sein scheint. So klingt die Platte gewissermaßen entfernt, was nicht zuletzt an den Räumlichkeiten liegt, aber es spiegelt auch die Intention wieder. Man ist am Land und fühlt sich wohl, weit weg von alledem, was einen am richtigen Leben hindert. Immer wieder überkommt einen das Gefühl, das man nur am Land hat: Dass es echt ist. In der großen Stadt ist vieles künstlich, manches wirkt surreal, doch am Land scheint alles noch beim Alten zu sein. Die Luft ist gut, das Essen schmeckt besser und der Mensch lebt im Rhythmus der Natur, nicht umgekehrt.

Dennoch findet die Sehnsucht Rikas kein Ende. Einmal angekommen, wollen sie nicht wieder zurück. Aber so spielt das Leben nun einmal nicht, irgendwann hat alles ein Ende. Das erinnert uns an die Vergänglichkeit, man lernt wieder wertzuschätzen. Mit dieser Platte haben das Rika mit Sicherheit getan. Ein großer Verdienst, sowohl künstlerisch als auch persönlich. Die einstige Ankunft war ruhelos (No. 1, “Restless”), die schließliche Abfahrt (No. 10, “Departure”) schmerzlich. Den Blick nach vorne gerichtet. Ein kurzweiliges Stück für langes Verweilen. Urlaub im Waldviertel für Ohren und Geist.

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