LINDSEY STIRLING: „Ich bin niemandes Protegé“

Wenn eine junge Frau Violine spielt, Klassik mit Dubstep mixt und dabei wie von der Tarantel gestochen über die Bühne hüpft, dann kann es sich nur um eine handeln: Lindsey Stirling. Schon in der fünften Staffel der TV-Sendung „America’s Got Talent“ tanzte sie sprichwörtlich aus der Reihe, ohne dabei kopflastig zu sein.

Stirling wird einfach von einer wundersamen, positiven Magie umgeben. Nach Millionen von Klicks auf YouTube folgt nun der Plattenvertrag und ihr selbstbetiteltes Debütalbum. Vielerorts sind ihre kommenden Konzerte schon ausverkauft.

Das Label hat sich nicht lumpen lassen und hat Lindsey für Interviews und einen exklusiven Showcase nach Wien geholt. Subtext.at durfte live dabei sein und die quirlige Performerin zu einem kleinen Gespräch über Virtuosität bitten.

Sie wirkt sehr aufgeweckt während ihrer Performance und sieht dabei aus wie eine Primaballerina in einem emo-elfenähnlichen Outfit. Sie pringt und tänzelt sie sich durch insgesamt drei Songs. Als wir sie nachher zum Interview bitten, wirkt sie wesentlich ruhiger und abgeklärter. Sie lacht recht herzlich.

subtext.at: Lindsey, siehst du dich selber als Virtuosin an der Violine?
Lindsey Stirling: (räuspert sich) Weißt du, ich bin zwar eine klassisch ausgebildete Violinistin, aber ich weiß auch ganz bestimmt, dass ich nicht derart mit Talent gesegnet wurde wie mancher annehmen würde. Ich habe einen anderen Stil. Ich bin niemandes Protegé. Ich arbeite wirklich hart und übe sehr viel, um so gut wie irgend möglich zu sein. Ich habe eine tolle Balance für mich gefunden, weil ich viele Dinge mixe und zusammenbringe, die ich liebe. Ich kann sie zu einer gemeinsamen Kunstform, zu einer Einheit formen. Um auf deine Frage zurückzukommen: Ich kann sagen, dass ich die beste tanzende Violinistin der Welt bin. Ich bin auch die einzige (lacht)!

subtext.at: Strebst du als Künstlerin überhaupt danach, virtuos zu sein?
Lindsey Stirling: Ich strebe jedenfalls danach, immer besser zu werden. Wenn du denkst, das du an deinem Höhepunkt angelangt bist, bist du im Grunde schon am Fallen. Es gibt immer genügend Raum, um besser zu werden. Da möchte ich persönlich auch anschließen.

subtext.at: Egal, wie verziert oder barock die Arrangements bei dir sein mögen, deine Musik ist auch stets von einer gewissen Poppigkeit geprägt. Magst du eigentlich die Bezeichnung „Crossover“?
Lindsey Stirling: Mir macht diese Bezeichnung gar nichts aus! Meine Musik ist ja schon sehr von klassischer Musik geprägt und beeinflusst, ich spiele auch viele Arpeggien. Auf der anderen Seite beeinflusst mich Popmusik auch, keine Frage. Meine Songs verfolgen ohne Zweifel ein Pop-Muster und werden dann noch elektronisch in die richtige Form gebracht. Wie du siehst: Es kommen viele Musikstile zusammen. Auch Rock, die Beats im Hintergrund zum Beispiel. Aber wie gesagt, der musikalische Begriff „Crossover“ stört mich nicht, denn ich mag das sehr, wenn Barrieren eingerissen werden.

subtext.at: Du bist auf der Bühne sehr aktiv, deine Performance ist sehr lebhaft – woher nimmst du die Energie her?
Lindsey Stirling: Selbst als Kind haben mir meine Eltern gesagt, dass in mir so viel Energie steckt (lacht)! Ich genieße es wirklich, was ich mache. Wenn es dem Publikum gefällt und sie es mögen, dann steigere ich mich noch mehr rein (lacht). Du gehst mit den Leuten eine Art Verbindung ein. Das finde ich auch toll an einer Band, weil das sind noch mehr Leute auf der Bühne, und man kann sich gegenseitig anstecken.

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