„Schlimmes Ende“ im U-hof

Das Stück „Schlimmes Ende“ basiert auf dem 2002 erschienenen Jugendroman von Philip Ardagh. Am 11.10. 2013 fand die österreichische Erstaufführung im Linzer U-hof statt.

Als Eddie Dickens (Wenzel Brücher) 11 Jahre alt ist, leiden seine Eltern an einer Krankheit, die sie gelb, wellig und nach alten Wärmflaschen riechend macht. Um ihren Sohn vor einer Ansteckung zu bewahren, wird dieser vorübergehend zu seinem Onkel Jack und dessen Frau Maud (beide Markus Pendzialek) gebracht. Abgesehen davon, dass Eddie seine Verwandten gar nicht kennt, muss er nun zusätzlich mit einem Wiesel und dem Theaterdirektor Pumblesnook (Pendzialek) vorliebnehmen. Und schließlich führt die Reise nach „Schlimmes Ende“- so der Name des Hauses von Eddies verrückter Verwandtschaft- nicht zur gewünschten Ankunft. Eddie landet durch einen Irrtum oder je nach Perspektive eher durch einen Polizisten (Wolfgang Wodo Gratt) im Waisenhaus „Sankt Fürchterlich-Heim für dankbare Waisen“…

Der Inhalt kann als Parodie der Charles Dickens Romane gesehen werden. Auch in diesem Werk steht eine noch nicht erwachsene Figur im Mittelpunkt des Geschehens, in die Handlung selbst haben als weitere Parallele gesellschaftliche Missstände, bezogen auf das Heim beispielsweise, Eingang gefunden. Kinder werden geschlagen, quälen aber umgekehrt als erste Aktion nach ihrem Ausbruch den Koch. In „Schlimmes Ende“ kommt es hingegen zu vielen Überspitzungen: Eddies Eltern müssen erst ein Haus abbrennen, um durch das Einatmen der Dämpfe von ihrer Krankheit geheilt zu werden. Pumblesnook erklärt die subtile Relevanz eines Taschentuches in Theaterstücken und erntet für das Vorzeigen tosenden Beifall seiner Gruppe.

Der satirische Gehalt zieht sich als roter Faden durch das gesamte Hörspielerlebnis. Die Charaktere ähneln mit Ausnahme von Eddie Karikaturen, einen Teil dazu tragen schon Namen wie Pumblesnook oder das Motto des Waisenheimes „Arbeitet schwer. Macht euch sehr schmutzig. Seid sehr unglücklich“ bei. Pointen ergeben sich, als etwa eine Person nach dem Abschied weint und die Zuhörer/innen im Nachhinein feststellen, dass der Auslöser nur eine Zwiebel war. „Heilige Schrift“, welche hier statt der Bibel ein Buch mit Speisenbildern darstellt, wird in ihrer Aussprache an Pfarrer/innen in der Messe angepasst.

„Schlimmes Ende“ ist jedoch nicht erst durch diese Pointen erheiternd. Erklärungen zu Begriffen oder zur Person Shakespeares fügen sich in die Geschichte ein, das Publikum wird mehrmals direkt angesprochen. Durch das Spiel mit dem Klang der eigenen Stimme oder den Einsatz von Geräuschen und Musik (Wolfang Wodo Gratt) wurde der Text ausgeschöpft.

Man hat als Zuhörer/in nie das Gefühl auszusteigen, ist aber geistig auch nicht besonders gefordert. Das Stück unter der Inszenierung von John F. Kutil wird vor allem Kinder, möglicherweise schon unter der Altersempfehlung, und jüngere Jugendliche begeistern. Für Erwachsene kann das Hörspiel durchaus noch einen netten Abend bieten.

„Schlimmes Ende“ ist der erste Teil einer ursprünglich als Trilogie geplanten Reihe, die nun aus 6 Bänden besteht. Das Jugendbuch wurde mit dem LUCHS und dem deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.

Die nächsten Aufführungstermine sind der 14.10., 17.10, 23.-24.10. um 11 Uhr (Wochentage) oder der 26. 10. sowie 16.11. um jeweils 16 Uhr (Samstage).

Foto: Reinhard Winkler

Links und Webtipps:

Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/