Barden, Metal und ein Quäntchen Punk Rock

Fünf Bands auf der Hauptbühne, etliche auf der versteckten Nebenbühne und noch dazu ein riesiger Indoor-Mittelaltermarkt. Gründe genug also, um in die niederösterreichische Landeshauptstadt zu pilgern. Die passende musikalische Untermalung kam dabei von SUBWAY TO SALLY, FIDDLER’S GREEN, SALTATIO MORTIS, TANZWUT und den SCHANDGESELLEN.

So ganz schienen sich die Besucher jedoch nicht einig zu sein, wie man „Mittelalter“ zu interpretieren hätte. Der Met aus Hörnern wurde daher von Rittern, Alchemisten, diversen Fantasy-Gestalten und so manchem „Kostümverweigerer“ gleichermaßen runtergekippt. Auch Captain Jack Sparrow ließ es sich nicht nehmen, an den zahlreichen Handwerks- und Genusszelten vorbeizuschlendern. Der bunte Mix spiegelte sich auch im Line-Up wieder.

Während DIE SCHANDGESELLEN, die den Abend eröffnen durften, simpel und effektiv in die 100%-Mittelalter-Kerbe schlugen und antike „Greatest Hits“ wie „Herr Mannelig“ zum Besten gaben, mixten TANZWUT gekonnt Industrial-Elemente in ihre Musik.

Generell war der kleinste gemeinsame Nenner das Wörtchen „Folk“ in den Genrebezeichnungen der Bands. So kam es auch, dass FIDDLER’S GREEN – ihreszeichens ja eher Irish Folk-Legenden denn Mittelalter-Barden – der Masse vernünftig einheizen durften. Die Mitsingkünste des vorwiegend für SUBWAY TO SALLY und SALTATIO MORTIS angereisten Publikums hielten sich daher zwar in Grenzen, mitgefeiert wurde aber trotzdem ganz prächtig. Gute Musik kennt eben keine Barrieren.

Dass irisch-angehauchter „Speed Folk“ auch mal zum ein oder anderen Crowdsurfer führt, war den anwesenden Securities offensichtlich komplett unbewusst. Denn gechillt an den Bühnenrändern zu lehnen, und zuzusehen, wie Surfer um Surfer wenig elegant in den Bühnengraben krachte, grenzt meines Erachtens schon an Fahrlässigkeit! Hier besteht dringendster Nachschulungsbedarf, denn ein Köpfler aus 1,5 Metern auf einen unnachgibigen Hallenboden ist alles andere als gesund.

Zum Glück für die Bühnenordner verebbte die Crowdsurferei bei SALTATIO MORTIS und SUBWAY TO SALLY wieder, man konnte also weiterhin relaxt herumlehnen …

Dennoch boten SALTATIO und SUBWAY extremst energiegeladene Shows. Erstere begeisterten gekonnt durch ihr ansprechendes Steampunk-Erscheinungsbild und den mitreissenden Mittelalter Folk Rock. Songhintergründe und politische Botschaften wurden von Drummer Jean Méchant zum Besten gegeben, für akrobatische Kunststücke und kollektives Armgewinke sorgte Charismatiker, Hobbygaukler und Sänger Alea der Bescheidene.

SUBWAY TO SALLY setzten dem ganzen Spektakel gen Ende – erwartungsgemäß – noch die Krone auf. Hit um Hit um Hit wurde in die Menge gejagt und auch Sänger Eric Fish wagte einen eleganten Bauchfleck in das jubelnde Händemeer. Die angesetzten eineinhalb Stunden Spielzeit nutzten die sieben Aushängeschilder des deutschen Mittelalter Metal-Sektors mehr als perfekt aus. So perfekt, dass die Zeit viel zu schnell verflog. Doch die Rufe des Publikums nach mehr, mehr und noch mehr wurden erhört. Das stille „Maria“ und der Mitsinghit „Julia und die Räuber“ bildeten unter vorbildlichem Publikumsmitwirken den gelungen, dankbaren und verdienten Abschluss des Mittelalterspektakels.

SUBWAY TO SALLY, SALTATIO MORTIS und FIDDLER’S GREEN haben sich hier definitive einen Platz unter den diesjährigen Konzert-Top 10 gesichert und fechten nun wohl mit IN EXTREMO um den Thron!

via WET-photo.at

Markus liefert als Teil der Wiener Fraktion von Subtext Konzertfotos aller möglichen Genres. Egal ob Hip Hop oder Black Metal - Hauptsache die Musik geht unter die Haut und drückt in den Ohren.