Dallas Green: „Ich schreibe keine Songs über das Glücklichsein“

Dallas Green alias City and Colour konnte vergangen Samstag im Posthof begeistern. Im Rahmen seiner Europa-Tour, die ihn auch nach Linz führte, baten wir ihn vorab zum Interview.
Dabei spricht er über Schwierigkeiten im Songwriting, das unweigerliche Leben auf Tour und Erwartungen an seine Zuhörer.


subtext.at: Wie ist denn dein Tagesablauf jetzt, wo du auf Tour bist?
Dallas Green: Es ist verschieden von Tag zu Tag. Heute sind wie in dieser Location mit  Schlafzimmer, Duschen, Küchen. Wir sind einfach aufgewacht und einige von uns haben ihre Wäsche gewaschen. Wir machen auch immer Übungen am Morgen um unseren Körper etwas fitter und gesünder zu halten. Die Routine ist sehr ähnlich, wir machen den Soundcheck und dann warten wir auf die Show. In manchen Orten können wir auch ausgehen. Das hängt alles von den Gegebenheiten ab.

subtext.at: Hast du heute etwas von Linz gesehen?
Dallas Green: Nein, leider hatte ich keine Gelegenheit dazu. Da es der Beginn der zweiten Tourhälfte ist, musste ich meinen Koffer wieder sortieren und verschiedene andere, weniger spannende Dinge erledigen.

subtext.at: Gibt es Unterschiede zwischen den Shows in Kanada/Amerika und Europa?
Dallas Green: Tatsächlich ja; zwar nicht allzuviele, aber es gibt doch ein paar kleine Unterschiede. Musik ist eine universelle Sprache. Ich singe ja meine Songs in Englisch überall auf der Welt und es kommen trotzdem die Leute und hören zu, auch wenn Englisch nicht ihre Muttersprache ist. Es gibt aber Unterschiede, wo man aufgewachsen ist, so merkt man beispielsweise einen Unterschied ob jemand hier oder in Texas aufgewachsen ist. So sind auch manche Mengen unterschiedlich, da es regionale Differenzen gibt. Geografisch gesehen reagieren Leute auch verschieden auf meine Songs oder singen unterschiedlich mit aber Großteils ist es ziemlich ähnlich.

subtext.at: Gibt es eine Region oder ein Konzert, das du als City and Colour am Meisten mochtest?
Dallas Green: Sehr gut gefallen hat es mir in Australien, dort sind die Menschen immer total freundlich zu dir und auch total an deiner Musik interessiert. Ich mag es, so weit weg von meinem Heimatort zu reisen und mich trotzdem wie zuhause zu fühlen. Australien ist Kanada sehr ähnlich. Es gibt dort einen Ort, Perth, dieser ist am weitesten von meinem Heimatort entfernt und ich fühle mich trptzdem komplett zuhause dort. Das ist ziemlich cool.

subtext.at: Ist City and Colour deine ruhige Version von Alexisonfire?
Dallas Green: Ich denke ja, da es ja mein ruhigeres ich ist. Mittlerweile konzentriere ich mich auch nur mehr auf City and Colour. Ich habe aber auch noch große Rock’n Roll Momente in meinen Shows, da ich das auch gerne mag und jeder, der mich kennt, weiß dass ich von Alexisonfire komme, einer großen, lauten Band. So kann ich etwas ruhiger sein und beides zusammenmischen. Das wollte ich auch erreichen , als ich jünger war. Mit City and Colour habe ich die Chance diesen Weg zu gehen.

subtext.at: Vermisst du die lauten Momente von Alexisonfire?
Dallas Green: Ich vermisse schon Teil der Band zu sein, aber es ist wie bei allem anderen. Ich habe tolle Erinnerungen mit dieser Band, bin aber trotzdem sehr glücklich da zu sein, wo ich jetzt bin. Ich denke, genau hier sollte ich sein.

subtext.at: Hast du denn auch Vorbilder?
Dallas Green: Ja, definitiv meine Eltern. Sie haben mir beigebracht ich selbst zu sein, deshalb sehe ich zu ihnen auf. Ich denke man sollte aber versuchen sein eigenes Vorbild zu sein und einen Weg finden, wie man als Persönlichkeit sein möchte und wie man sein Leben aufbauen möchte. Irgendwann muss auch aus sich herauswachsen.

subtext.at: Gibt es für dich auch Vorbilder beim Songwriting oder Singen?
Dallas Green: Es gibt viele Musiker, zu denen ich vor allem in meiner Jugend aufsah. Neill Young zum Beispiel. Ich liebe seine Musik und ich finde es auch wirklich toll, dass er genau den Weg geht, den er für richtig hält und sich nicht aus dem Konzept bringen lässt. (Es ist für ihn nicht notwendig, das zu tun, was jeder immer von ihm erwartet, aber es scheint als würde er machen, was er für richtig hält.)

subtext.at: Was inspiriert dich, deine Songs zu schreiben?
Dallas Green: Die meiste Zeit schreibe ich über Dinge aus meinem Leben, beispielsweise wenn ich mich alleine oder traurig fühle. Ich schreibe eigentlich nie darüber, wenn ich glücklich bin, aber das ist okay so. Es sind einfach alltägliche Dinge, über die ich zu schreiben versuche. Jeder macht annähernd dieselben Dinge durch. Auf eine gewisse Art und Weise muss jeder mit den gleichen Situationen fertigwerden.

subtext.at: Gibt es etwas Spezielles in deinen Songs, worauf dein Publikum besonders hören sollte?
Dallas Green: Ich denke nicht, dass meine Songs spezieller sind als andere, ehrlich. Am liebsten schreibe ich eben über mein Leben und alltägliche Dinge. Musik hat einen sehr persönlichen Stellenwert. Ich versuche mich nicht auf etwas spezielles oder anderes von mir zu fokussieren. Und ich erwarte auch nicht, dass die Leute meine Songs mögen – ich schreibe einfach Songs, die ich mag und wo ich mir denke, dass auch andere sie mögen könnten.

subtext.at: Gibt es den auch Songs, die du gerne wieder umschreiben möchtest oder die du so nicht wieder schreiben würdest?
Dallas Green: Vermutlich würde ich  alle meine Songs wieder ändern, ich bin einfach ein Perfektionist. Man wird niemals den perfekten Song schreiben. Besonders, wenn man etwas wieder und wieder und wieder spielt, findet man immer Dinge, von denen man sich wünscht, sie verändern zu können. Aber so ist das Leben. Man bekommt immer eine Chance, besser zu werden.

subtext.at: Ist es also schwer für dich, einen Song fertigzustellen?
Dallas Green: Ja, aber das ist okay für mich und auch gut so. Ich könnte mich jetzt mit meiner Gitarre hinsetzen und einen Song über diesen Aschenbecher auf dem Tisch hier schreiben. Der würde aber vermutlich nicht sehr gut werden. Es sollte nicht so einfach sein, denn man soll doch auch erkennen, wofür man so hart gearbeitet hat.

subtext.at: Was ist deiner Meinung nach wichtig beim Songwriting?
Dallas Green: Mir persönlich ist es wichtig, dass jeder neue Song den ich schreibe, besser ist als die vorherigen. Ich versuche immer, mich zu verbessern. Es hängt aber auch vor allem davon ab, was man aus dem Song machen möchte. Wenn du beispielsweise den perfekten dreiminütigen Popsong für Katy Perry schreiben willst, machst du das mit einem ganz anderen Zugang als ich das tue.  Ich kann euch nur empfehlen, möglichst viel Musik zu hören.Am Besten nicht nur ein Genre, da man sich sonst zu sehr darauf fixiert und so keine Einflüsse von anderen Musikrichtungen in seine Songs einbringen kann. So mache ich es jedenfalls.

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Fotos: Katharina Lettner