ANASTACIA: Rockröhre reloaded

Auch im vierzehnten Jahr als Popstar gibt es für sie keinen Grund, auf die Bremse zu treten. Nach zwei erfolgreichen Siegen über den Brustkrebs und einer Scheidung feiert die stimmgewaltige Anastacia ihre musikalische Auferstehung. Die letzte reguläre Veröffentlichung der Amerikanerin mit Brillentick liegt inzwischen auch schon sechs Jahre zurück.

Dafür kennt man sie, dafür lieben sie ihre Fans: Sie lässt Dampf ab, wenn es denn mal sein muss. Sie ist eine Kämpfernatur und sie schreit heraus, was ihr nicht gefällt. Sie ist selbstbewusst und sie gibt sich weiterhin sexy. In den USA ist Anastacia Lyn Newkirk nach wie vor ein nahezu unbeschriebenes Blatt Papier. Hierzulande ist sie aus der Welt des Showbiz kaum mehr wegzudenken. Wer ihre Stimme hört, weiß, um wen es sich handelt. Ihr Organ ist ihr Markenzeichen (neben ihrem Hang zu ausgefallenen Brillenmodellen). Letztes Jahr gab es mit „It’s A Man’s World“ eine Platte mit lauter Coversongs (Foo Fighters, Kings Of Leon, Oasis, Led Zeppelin u.a.), jetzt folgt das reguläre fünfte Studioalbum. Irgendwann kommen sie alle wieder.

Dieses Comeback-Album trägt sein Wesen im Namen. Die Tragik des eigenes Lebens als zentrales Thema einer Pop-Platte, die gar nicht so kitschig und oberflächlich geraten ist, wie man zu meinen glaubt. „Have I just wasted a life time?“ wird an entsprechender Stelle gefragt. Die Texte sprechen eine deutliche Sprache. Assoziationen zur gescheiterten Ehe gibt es genug. Im famosen Opener „Staring At The Sun“ heißt es etwa: „You could be the one, be the one, but loving you is just like staring at the sun, if you look too long it’ll leave you blind.“

Die verschlungene, dramatisch intonierte Ballade „Lifeline“ geht dann noch eine Spur weiter: „I feel the knife at my throat, and it cuts and it burns, have you no mercy?“ Die kraftstrotzende Single „Stupid Little Things“ setzt recht erfolgreich und eingängig das zerbrochene Herz wieder zusammen – ohne auf neue Erkenntnisse zu verzichten: „Now I gotta face reality, there is nothing left of me, but I did it to myself.“ „Stay“ ist eine klassische Pop-Nummer mit Streichern geworden, hymnenhaft und synthetisch kommt „Evolution“ daher und „Pendulum“ spielt mit Gospel-Elementen, um anschließend spielerisch den Pop zuzulassen.

„Resurrection“ fängt makellos mit drei tollen Titeln an, bleibt anschließend durchschnittlich und packt den Kitsch, den man gar nicht vermisst hat, dennoch aus. Die Pianoballade „Don’t Want To Be The One“ ist unsäglich, in „Dark White Girl“ steckt das Stereotypische bereits im Titel und „Broken Wings“ sowie „Apology“ sind auch nicht weiter erwähnenswert. Man fragt sich, ob es für den Fan nicht besser gewesen wäre, auf zwei, drei Songs zu verzichten. Nach mehreren Lebens- und Beziehungskrisen besinnt sich  „Resurrection“ vor allem auf die eigene Stärke, die von innen kommt. Geteiltes Leid ist eben halbes Leid – auch bei einem Vollweib wie Anastacia.

Anastacia

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