TORI AMOS: Verkopft und zugenäht

Es gibt viele anstrengende Dinge auf der Welt. „Unrepentant Geraldines“, das mittlerweile vierzehnte (!) Studioalbum der rothaarigen Pianistin und Sängerin aus North Carolina, gehört leider auch dazu. Professionell hoch zehn, aber das Gefühl der Gleichgültigkeit beschleicht einen in null Komma nichts. Ein neuer, mutiger, gar waghalsiger Anstrich? Mitnichten.

Pittoresk, malerisch und idyllisch hätte diese Platte aussehen sollen, die von der Kunst inspiriert worden ist. Der Großteil des Materials verläuft allerdings in allzu geregelten Bahnen. Nicht falsch verstehen: Songs wie das bedächtig-verspielte „America“, das gemeinsam mit ihrer Tochter Natashya vorgetragene „Promise“ oder die balladeske Hasstrirade „Wild Way“ sind im Grunde nicht wirklich schlecht – aber weit davon entfernt, richtig aufregend zu sein. Dahingegen wirkt das restliche Material (wie auch die Single „Trouble’s Lament“) noch blutleerer.

Wenn visuelle Kunst auf Musik trifft, meint man, dass etwas Essentielles dabei herauskommen muss. Bedauerlicherweise ist dem nicht so, denn „Unrepentant Geraldines“ fehlen griffige Hooks an allen Ecken und Enden. Stattdessen strahlen die Stücke eine antiquierte Trägheit aus. Der Ruhm ist schon seit Jahren eingefahren. Vielleicht ist das Songwriting deswegen so schablonenhaft, weil dem eigenen Mythos nichts Neues mehr hinzugefügt werden kann. Bei Tori Amos ist also alles wie immer.

 

Es fehlen die großen Momente, in denen dieses Album zu sich selbst und seiner Bestimmung findet. Auch wenn die Presseinfo es anders sieht und gar von einer Rückkehr zu ihren Rock- und Alternative-Wurzeln schwärmt, weil überschwänglicher: Mehr als eine typische Tori Amos-Platte ist „Unrepentant Geraldines“ am Ende nicht geworden. So verschwindet diese vorgetragene Pianomusik in fast andächtiger Versenkung schnell aus den Gedanken. Und aus dem Sinn.

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