Kurt Ostbahn @ Kaiserwiese, Prater

Wenn man einmal länger als 10 Jahre in Pension ist, kann einem die Zeit auch schon mal lang werden. Wenn dann dazu noch ein Jubiläum ansteht, ist die Versuchung groß, endlich wieder einmal mit der alten Band auf der Bühne zu stehen. Dieser Versuchung konnte auch Kurt Ostbahn nicht widerstehen und feierte am 22. und 24. August gemeinsam mit zehntausenden Fans 30 Jahre Ostbahn auf der Wiener Kaiser- oder auch Kurtlwiese im Prater.

Dass Kurt Ostbahn eigentlich nur die Kunstfigur eines gewissen Günther Brödl ist, welche seit 1983 von Willi Resetarits verkörpert wird, lässt sich für Außenstehende nicht feststellen. Und dass die meisten seiner Hits eigentlich nur „eingewienerte“ amerikanische Hits beispielsweise von Bruce Springsteen waren, natürlich auch nicht. Mit lauten „Kurti“- Rufen wird er gemeinsam mit seinen beiden ehemaligen Bands – der Chefpartie und der Kombo – relativ pünktlich auf die Bühne geholt.

Temperaturbedingt mussten zwar das Unterleiberl und die Sonnenbrille gegen etwas langärmeliges, Pali-Tuch, Kapperl und Brille getauscht werden; anders wäre es wohl doch etwas frisch geworden. Vom begeisterten Mitsingen, -tanzen und -jubeln konnten die Temperaturen natürlich niemanden abhalten – auch wenn ein Groß des typischen Kurti-Publikums seine wilde Zeit vermutlich schon länger vorbei hatte.

Stichwort Alter. Natürlich rechnet man bei einem 30-jährigen Jubiläum eher mit Leuten, die ihn schon seit 20 Jahren kennen; beim zweiten Blick wurde aber ein kleiner Teil an Fans entdeckt, welche zu den Glanzjahren des Ostbahn Kurti wohl noch in den Windeln gelegen sind.

Wenn man ein 30-jähriges Jubiläum feiern kann, dann erinnert man sich ja auch gern zurück. Von der heilenden Wirkung der Rockmusik, die Kurt Ostbahn und Konsorten in Achtzigern erfahren haben, oder an die alten Hits, welche man hatte. Natürlich bestand die Setlist ja nur aus den alten Hadern, das Publikum nahm Songs wie „Stodt aus Staa“, „Joker“, „Chili con Carne“ oder „57er Chevi“ nicht nur mit frenetischem Jubel auf, sondern konnte natürlich alle Texte in- und auswendig mitsingen. Beachtlich auch das Durchhaltevermögen von Band und Publikum, bei doch ziemlich frischen Temperaturen volle 3 Stunden Open Air zu genießen. Aber Tanzen wärmt ja bekanntlich. Multifunktionsjacken natürlich auch.

Aber auch ein Jubiläum muss irgendwann zu Ende gehen. Stress hat man aber keinen. Insgesamt viermal lassen sich der Kurt Ostbahn und seine Band nochmal auf die Bühne holen, allein der Zugabenblock macht beinahe ein Drittel des dreistündigen Konzertes aus. Dass alles irgendwann auch mal ein Ende haben muss, sehen auch die Fans ein, bereits nach dem zweiten „Vorhang“ leert sich das Gelände merklich. An alles gedacht, kann sich der geneigte Kurti-Fan natürlich auch noch mit reichlich Jubiläums-Merchandise eindecken. Mit Preisen von 30€ für ein Leiberl war man dann aber auch wieder in der Gegenwart angekommen.

Dass es um Ostbahn Kurti, seine Chefpartie und natürlich auch seine Kombo noch lange nicht ruhig geworden ist, wurde an diesem Wochenende mehr als eindrucksvoll bewiesen. Dass aber 30 Jahre nicht spurlos an einem vorbeigehen natürlich auch. Wünschen wir allen das Beste, auf ein 50-jähriges Jubiläum.

Foto: Markus Wetzlmayr