AGNES OBEL @ Philharmonie München

Mit einem ganz besonderen Klangerlebnis wurde vergangenen Freitag die Münchener Philharmonie bedacht. Agnes Obel, ihrerseits Songwriterin aus Dänemark und schon länger kein Geheimtipp mehr, beehrte das Haus am Isar-Hochufer.

French for Rabbits aus Neuseeland stellten mit einer ebenso stimmlich wie auch körperlich sehr zarten Sängerin an der Spitze an diesem Abend den Support. Mit zwei Gitarren, Klavier und Bass lassen sich die Songs des Trios wohl am ehesten mit denen von Angus & Julia Stone vergleichen. Sie freuten sich über Stille im Saal, über Ziegen und ärgerten sich über verlorene Rucksäcke und Reisepässe. Insgesamt konnten French for Rabbits zwar ein nettes Konzert bieten, eine wirkliche Einstimmung auf Agnes Obel kam jedoch mangels Genrekompatibilität nicht wirklich zustande.

Angesichts der schieren Größe der Philharmonie (immerhin knapp 2.500 Sitzplätze) entstand beinahe schon fast wieder ein Gefühl der Exklusivität – so war das Konzert doch bei weitem nicht ausverkauft. Einen weiteren Teil trug sicher auch die fünfeckige, in den Raum hineinragende Bühne, dazu bei – insgesamt eine interessante Konzertsituation. Dass das Bühnenlicht sich vor allem auf das seitlich sitzende Publikum eher störend auswirkte, musste eben in Kauf genommen werden. War ja ohnehin noch genug Platz, um auf einen anderen Sitzplatz ausweichen zu können.

Mit zwei Klavieren, zwei Celli, einer Violine und einer Viola, einer Art Zither, Trommel und Keyboards bestritten Agnes Obel und drei weitere Musikerinnen den restlichen Abend. Und beeindruckten gleich ab den ersten Takten von Loretta mit einer unvorstellbaren Klangfülle. Immer wieder erstaunt Obel damit, mit wie wenig Aufwand – kompositorisch als auch instrumental – ein so großes Klangspektrum erreicht werden kann. Wie einfach ihre Songs aufgebaut sind, dennoch leicht und fragil wirken und die Gänsehaut nicht mehr abflauen lassen. Kühle Distanz? Fehlanzeige. Sicher auch einen großen Teil zu diesem Klangerlebnis trugen neben den großartigen musikalischen Fähigkeiten aller Musikerinnen auch die Live-Loopings bei, welche auch alle vier in Perfektion beherrschten.

Natürlich war es trotz des eher „klassischen“ Rahmens nicht wirklich ein „klassisches“ Konzert, auch wenn hin und wieder Krawatte oder ein Abendkleid tragende Menschen im Publikum auffielen. Doch vor allem bei bekannteren Songs wie Dorian, Aventine, The Curse vom aktuellen Album Aventine oder Riverside vom Debutalbum Philharmonics konnte der Funken überspringen. Ähnlich aber auch bei gänzlich neuen Nummern wie einem Song mit dem Arbeitstitel Spinat. Jener Song und auch The Curse endeten beide in einem ungewohnt fulminanten Finale und wurden mit tosendem Applaus bedacht. Hier sollte Vorfreude auf das neue Album definitiv angebracht sein.

Abgeschlossen wurde das Programm interessanterweise mit Coverversionen bekannter Songwriter (u.a. Elliott Smith), welche von Agnes Obel in ihrem ganz typischen Manier neu interpretiert wurden. But you can’t end a concert with a cover, deswegen gab es als allerletzte Zugabe noch eine Soloversion von Smoke & Mirrors.

Gemeinsam mit ihren kongenialen Musikerinnen schaffte Agnes Obel es, aus musikalischen Mücken musikalische Elefanten zu machen – natürlich im absolut positiven Sinne. Gemeinsam mit dem ungewöhnlichen Raum und dessen überwältigender Akustik wurde das Konzert zum absoluten Ohrenschmaus.