Listen to Leena @ B72 Wien

Dass es schier unmöglich ist, dieser Band einen Stil zuzuordnen oder sie gar in eine Schublade zu stecken, haben Listen to Leena gestern im vollen B72 im Zuge ihrer Release Show wieder einmal bewiesen. Schubladen wären schlicht und einfach zu alltäglich für musikalische Kolosse wie diese.

Passend dazu war der Support durch die Herren von Levantino ausgewählt, die mit einer Vielzahl an stilistischem Hin und Her zwischen Gypsy, Jazz und sonstigem Allerlei auf hohem Niveau überzeugen konnten.

Nach einer Umbauphase begann das Set von Listen to Leena mit dem großartigen Opener des präsentierten Albums. Auch im Publikum zeichnete sich die Wucht der ersten Songs ab. Erkenntlich zeigten sich die Zuhörer durch immer intensiver werdenden Applaus im Laufe des Konzerts.
Man konnte dieses Konzert und das Switchen zwischen ganz mannigfaltigen Stilen und Stimmungslagen ohne große (oder gar störende) Sprünge miterleben, was vielleicht an der Durchdachtheit des Sets oder auch ganz simpel an dem Gespür des Quintetts liegen mochte. Die Band konnte durch jazzige Tunes, soulige Flächen und groovige Rhythmen die glasklar gesungenen Töne der Sängerin Lucia Leena führen und wurde sogar bei zwei Nummern von einem tosenden Posaunenquartett begleitet, was zur allgemeinen Gänsehautbildung im Raum erheblichen Beitrag leistete.

Die Songs, mit musikalischer Hingabe und Hang zum Perfektionismus vorgetragen, gewannen auch noch durch den Zufall an Gediegenheit: die über dem B72 verkehrende U-Bahnlinie fungierte wie ein Instrument, das beinahe immer im richtigen Moment der Stimmung einen letzten Schliff verlieh. Die Zugabe: eine unverstärkte Gitarre und fünf großartige Stimmen.

Man will ja niemandem etwas unter die Nase reiben, aber Abwesende haben was verpasst. So viel ist sicher.

Plattenliebhaber, leidenschaftlicher Konzertbesucher, Gitarrist und Sänger bei Back to Felicity, schreibt seit 2014 für Subtext (vorwiegend Konzert- und Albumrezensionen).