Just Mike and his guitar: Passenger im Wiener Gasometer

Ein Konzert, bei dem eindeutig mehr Paare hinausgingen als hereingekommen sind. Songs, bei denen nur vereinzelt die Augen trocken blieben. Ein Mann, bei dem die Bars im Gasometer zur Nebensache wurden. Und eine Akustikgitarre, bei der selbst die härtesten Männer ihren weichen Kern zeigten. Nein, die Rede ist nicht von einer Illusion im Träumeland, die Rede ist von Passenger.

Wie schon vorangekündigt, fand am Samstag, 18.10. das langersehnte Konzert von Passenger im Wiener Gasometer statt, wo er Songs von seiner neuen CD „Whispers“ zum Besten gab. Eine nahezu ausverkaufte Konzerthalle, gefüllt mit tausenden begeisterten Passenger-Fans, die alle nur auf eine Person warteten. Doch zuerst fand sich eine kleine, kanadische Band auf der Bühne wieder. Die anfängliche Skepsis des Publikums überwanden sie schnell und schon bald wurde das Warten auf Mr. Mike Rosenberg (Passengers bürgerlicher Name) sehr erträglich. Die dreiköpfige Support-Band „The Once“, die mit ihrem kanadischen Folk begeisterten, war sicherlich die beste Einstimmung auf Passenger. Als er um 21:00 schon fast überpünktlich auf die Bühne gelaufen kam, explodierten seine Fans vor lauter Jubel. Und dann war er da, ein einfacher Mann nur mit seiner Gitarre, der Herzen höher schlagen lässt und mit seinem britischen Charme sogar die wenigen Menschen zum Lachen bringt, die nicht so motiviert sind und vielleicht nur von jemanden als Begleitung mit auf das Konzert geschleppt wurden.

Gleich am Anfang entschuldigte er sich bei jenen Menschen, die mit ihm eine Band erwartet hätten. Er bedaure es, dass „nur“ er mit seiner Gitarre hier ist. Vielleicht waren einige Zuschauer überrascht oder sogar enttäuscht, aber spätestens nach dem dritten Takt der ersten Nummer verschwand dieses Gefühl und keiner verschwand auch nur mehr einen Gedanken an die nicht vorhandene Band. Mit seinen spannenden Geschichten über Leben und Tod, seine Erfah rungen, auf die er stolz oder auch weniger stolz ist, mit diesen Geschichten gab er dem Publikum einen tiefen Einblick in sein Leben, wie es sonst Musiker nur selten machen. Überhaupt war es ein sehr persönliches Konzert, nicht nur mit dem, was er erzählte, sondern auch wie er mit dem Publikum sprach und wie er es miteinbezog, verlieh er diesen Abend eine ganz persönliche Note. Denn selbst das Publikum musste seine musikalischen Fähigkeiten unter Beweis stellen, denn Passenger forderte oftmals zum Mitsingen, Mitklatschen und auch Mitschnipsen auf. Er genoss es sichtlich, dass mehrere tausend Menschen seine Texte mitsangen und er hatte, wie es scheint, den ganzen Abend lang Spaß.

Passenger selbst meinte von „Let her go“, dass es wahrscheinlich sein erster und einziger Hit bleiben wird und vielleicht hat er damit auch recht. Doch für die echten Fans, die er wie man sehen konnte zu genügend hat, ist jedes seiner Lieder ein Hit. Und solange er unsere Hallen füllen kann und er Spaß an der Musik hat, wird es auch so bleiben. Manchmal ist es doch auch besser, nicht 5-mal in der Stunde auf Ö3 gespielt zu werden, sondern Stärke zu zeigen und nicht mit der Menge mitzuschwimmen. Passenger lässt sich nicht von so etwas beeinflussen und blieb auch bei diesem Konzert seinem Stil treu. Denn nur so entstehen die wirklichen Musiker, die dafür leben und nicht wie alle anderen sind. Er ist ein Mann, der allein nur mit seiner Akustikgitarre vor tausenden von Menschen steht und sie zum Mitklatschen und Mitsingen, zum Lachen und zum Weinen bringt. Passenger ist eben ein Musiker, der anders ist, als die anderen.

Bei seinem Cover von Simon & Garfunkels „Sound of Silence“ blieben wirklich nur wenige Augen trocken, und sogar die Nichtraucher kramten ihre Feuerzeuge aus den Taschen. Dieser Moment wurde nochmals gesteigert, als dann endlich sein Hit „Let her go“ an der Reihe war. Mit seinen lieblichen Gitarrenriffs und den eingängigen Melodien, verzauberte er das Publikum und brachte es manchmal sogar in eine Art Trance. Nach drei Zugaben und einem Meer von Emotionen beendete er das Konzert mit „Holes“, wo der Chor des Publikums natürlich nicht fehlen durfte, auf eine ganz besondere und epische Weise. Das Fazit ist natürlich ganz klar, es hat sich auf jeden Fall gelohnt und war ein Erlebnis, dass man nicht mehr so schnell aus dem Kopf bekommt.

Liebt Gitarre. Spielt Gitarre. Studiert Gitarre. Mag Musik, mag Theater und mag Bücher.