Die YOUKI wird 16!

Das Welser Jugendfilm-Festival YOUKI wird bald erwachsen. Bereits zum 16. Male geht das Spektakel im Alten Schl8hof Wels und dem Medien Kultur Haus über die Bühne. Zeit also, mal ein Resumee über die Vergangenheit und einen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Sebastian Höglinger leitet gemeinsam mit Peter Schernhuber das Festival und kann auf eine lange YOUKI-Geschichte zurückblicken.

subtext.at: Die Youki wird 16, also fast schon erwachsen. Deine Eindrücke, wenn du über die vergangenen Youki-Auflagen der letzten Jahre nachdenkst?
Sebastian Höglinger: YOUKI ist tatsächlich ein Stück weit aus den Kinderschuhen herausgewachsen. Sie hat sich bei den Besucher_innen vom Status eines reinen Schüler_innen-Filmfestivals emanzipiert, und präsentiert mittlerweile – auch abhängig von den örtlichen Veränderungen – ein Programm an der Schnittstelle von Jugend- und Popkultur. Wichtig dabei ist vor allem, dass die YOUKI mittlerweile mehr ist als ein klassisches, reines Filmfestival.

subtext.at: Also nicht nur ein „reines“ Filmfestival. Ist diese Entwicklung im Laufe der Jahre einfach entstanden, oder gab es schon Bestrebungen, die Youki zu erweitern?
Sebastian Höglinger: Das war von Anfang an ein Anspruch. Klarerweise dreht sich die YOUKI um Film und insbesondere um den Jugendfilm. Das ist nach wie vor unsere Kernkompetenz. Wir wollten Festivalarbeit aber immer auch ganzheitlich denken. Unter der Denkweise: „Was wollen wir unseren Gästen bieten?“. Und dazu gehört eben auch ein Rahmenprogramm, da braucht es Diskurs und auch einfach mal Party. So eine Prise Hedonismus war uns immer wichtig. Auch oder insbesondere weil es eben ein Jugendmedienfestival ist und wahlverwandte Veranstaltungen, die wir international besucht haben, da einfach oft ein sehr braves Programm fahren.

subtext.at: Warum glaubst du, dass sich viele eben nicht getraut haben, aus dem „Bravsein“ auszubrechen?
Sebastian Höglinger: Ich glaube, dass das teilweise schon mal von Jugendschutzgesetzen abhängt. In Norwegen ist es beispielsweise nicht leicht, abends eine Filmparty zu schmeißen, weil Jugendliche in die Venues da gar nicht erst rein dürfen – egal ob sie Alkohol konsumieren wollen oder nicht. Was wir dort erlebt haben, ist, dass sich viel auf Privatfeste verlagert. Der Austausch passiert dann eben nicht im Festivalzentrum, sondern in einer Garage. Das hat freilich auch Charme ist aber doch etwas ganz anderes. Und ein zweites Argument ist sicher auch die Generationenfrage. Viele YOUKI-ähnliche Veranstaltungen werden oder wurden von älteren Semestern geleitet. Da liegt der Fokus oft automatisch auf anderen Schwerpunkten. Weite Teile der Szene sind sehr stark medienpädagogisch verhaftet. Bei YOUKI kam es mit dem Vorstandswechsel 2009 zu einer deutlichen Verjüngung des gesamten Teams. Und das bekommt dann schon eine ganz eigene Dynamik, in der man sich auch mal was trauen darf oder sich auch gern mal etwas weiter hinauslehnt.

subtext.at: Sind demnach Festivals für junges Publikum – oder vielleicht gerade die – ein Abbild der jeweiligen Gesellschaft? Wenn ja, merkt ihr das auch bei den internationalen Einreichungen, die ein gewisses Bild zeichnen?
Sebastian Höglinger: Ganz so kann man das nicht sagen. Wir werden immer nur einen Bruchteil der Gesellschaft ansprechen oder erreichen. Es wäre vermessen, daraus ein klares Abbild zu zeichnen. Wer Jugendkino noch als unverfälschte, reine Stimme der Jugend deutet, verrät alle Erkenntnisse zur Kulturindustrie. Die Einreichungen versuchen wir dahingehend auch weniger als übergreifendes Abbild zu lesen als vielmehr als Reaktion auf Gesellschaft, Diskurse und Erziehungsinstanzen. Ein Hauptproblem sehe ich darin, dass der Jugendfilm viel zu wenig ernst genommen wird. Er findet kaum Öffentlichkeit, und wenn doch, wird er häufig bloß als Versuch, Freizeitbeschäftigung oder Experiment abgetan. Wir möchten die Filme aber schon als ernstzunehmende Ausdrucksformen von Jugend verstanden wissen.

subtext.at: Kommen wir aber nun mal zu euch, der Youki. Wenn du auf deine eigene Laufbahn zurückblickst, was sind für dich die größten Hürden gewesen, die mit der Austragung eines Jugendfilm-Festivals verbunden sind?
Sebastian Höglinger: Grundsätzlich die Zeitfrage. Niemand im Team kann von YOUKI alleine leben. Das heißt: es stapeln sich die unterschiedlichsten Aufgaben. Dadurch fehlen auch Synergien die durch gemeinsames Arbeiten in einem Büro entstehen. Wenn die YOUKI dann näher rückt, gilt es unglaublich viele, im Team zirkulierende Wissensstränge zu bündeln. YOUKI ist zwar ein kleines Festival, aber in diesen 5 Tagen schon irrsinnig vielschichtig. Diese Vielfalt – von Workshops mit Anmeldungen bis Filmprogramm und Konzerten – ist nicht immer ganz leicht zu bewältigen. Ich hoffe aber oder weiß, dass wir in den letzten Jahren ein in sich toll funktionierendes Team aufgestellt haben. Mittlerweile übernehmen die Leute unterschiedlichste Aufgabenbereiche und man ergänzt sich phasenweise blind. Das war am Anfang logischerweise nicht immer der Fall. Abgesehen davon sind aber natürlich Rechte- und Kopienbeschaffungen große Hürden. Man will einen aktuellen Film – vielleicht sogar eine Premiere – nach Wels holen und muss sich wie Asterix in dieser herrlichen Magistratsszene von einer Abteilung zur nächsten weiterarbeiten. Umso schöner ist es, wenn es klappt. Auch immer wieder interessant: Einreisevisa für Filmschaffende beispielsweise aus Weißrussland zu organisieren. Da sind wir vor zwei Jahren beinahe gescheitert. Wenn es dann trotzdem gelingt bürokratisch komplizierte Festivalbesuche aus China, Iran oder eben Weißrussland zu ermöglichen ist das doppelt erfreulich.

subtext.at: Etwas Anderes: die YOUKI zeichnet ja immer für einen Haufen unterschiedlicher Workshops verantwortlich. Wie kommen die zustande, bzw. nach welchen Kriterien?
Sebastian Höglinger: Bei einer Klausur im Kernteam legen wir im Frühjahr unser Schwerpunktthema für das kommende Festival fest und diskutieren die damit einhergehenden unterschiedlichen Interessen oder Wünsche. Wir versuchen jährlich zumindest drei Workshops anzubieten. Als Medienfestival ist die inhaltliche Breite dabei natürlich sehr weit. Beliebt bei den Teilnehmer_innen sind besonders die Filmworkshops – egal ob Regie, Schauspiel oder Drehbuch. Aber wir wollen uns auch nicht allzu sehr wiederholen und bemühen uns somit auch um ausgefallenere Themen. Heuer beispielsweise das „Cyberpunk Training Camp“ – mit Sicherheit ein Geheimtipp der YOUKI 2014. Es geht auch stark darum, was wir wo anders gesehen haben und wie sich das Gesehene für ein Jugendfestival brauchbar adaptieren lässt.

subtext.at: Seid ihr bei der Besetzung der Leiter – genauso wie bei der Jury – noch immer stark auf den Goodwill der einzelnen Personen, nicht nur finanziell, angewiesen, oder hat die YOUKI schon einen so guten Namen, das das relativ einfach vonstatten geht?
Sebastian Höglinger: Bei den Workshops haben wir stets Großes versucht. In unserem ersten Jahr wollten wir unbedingt Bernhard Fleischmann einladen – und es hat geklappt. Im Vorjahr kam Marialy Rivas, Maria Ziegelböck war auch da. Bei Workshops kann man sich relativ schnell einigen – auch finanziell. Ich habe immer das Gefühl, dass viele Künstler_innen es als reizvoll betrachten mit jungen Menschen zu arbeiten. Und YOUKI ist dafür der absolut geeignete Ort, sowohl im Hinblick auf die inhaltliche Ausrichtung als auch auf die technische Infrastruktur. Bei der Jury haben wir uns eigentlich stets bemüht junge Leute zu engagieren und auf die ganz großen Namen zu verzichten. Ich weiß nicht genau, ob das immer so geplant war oder ob es sich so ergeben hat. Die Folge ist aber, dass der Austausch zwischen Filmgästen und Jury erleichtert wird – man trifft sich bei den Rahmenprogrammen und Festen, man redet ungezwungener. Sobald die Chemie innerhalb der Jury stimmt, hat das einfach auch gleich eine unglaublich positive Auswirkung auf das gesamte Festival-Feeling. Somit war es eine gute Fügung. Aber auf die Frage zurückkommend: Der Juryjob ist sehr zeitintensiv – da sind wir definitiv auf das Interesse und den Goodwill der Personen angewiesen. Umgekehrt sind wir umso bemühter allen eine möglichst schöne Zeit zu ermöglichen, dazu gehört die Verpflegung ebenso wie die Unterbringung. Es hat sich aber glaube ich über die Jahre herumgesprochen, dass man es sich bei diesem Festival auch richtig gut gehen lassen kann.

subtext.at: Die Youki ist ja natürlich eng mit der Stadt Wels verbunden. Wie habt ihr – aus dem kulturellen Standpunkt heraus – die Entwicklung der Stadt erlebt? Ist sie so trostlos wie manchmal behauptet?
Sebastian Höglinger
: Als Linzer, der in Wien lebt, hab ich Wels überhaupt erst über die YOUKI besser kennengelernt. Ich weiß: der Ruf ist schlecht – übrigens auch der Ruf von Linz. Und freilich gibt es Momente und Entwicklungen, die ich als problematisch und tatsächlich trostlos bezeichnen würde. Aber man sollte auch immer wieder betonen, dass es in dieser Stadt eine wirklich beachtliche Szene gibt und ein Kulturprogramm, das den Vergleich nicht scheuen muss. Alleine das Unlimited Festival ist doch eine Wucht. Da schwärmen selbst Leute in New York, während viele Linzer_innen noch nie davon gehört haben. Und letztlich hat YOUKI auch immer von diesem Spagat zwischen Provinz und Urbanität profitiert. Das Medien Kultur Haus und der Alte Schlachthof sind einzigartige Orte – alleine deshalb ist Wels nicht trostlos. Traurig sind gewisse politische Entwicklunge. Im Kontext von YOUKI habe ich die Entwicklung jedenfalls positiv wahrgenommen. Alleine, dass es gelungen ist, das Programmkino trotz vieler politischer Hinderungsversuche ins MKH zu holen ist fantastisch und für die YOUKI ein ziemliche qualitative Bereicherung. Es gibt eine gute Szene – etwa rund um den Verein Volksgarten – und Teile der Politik, mit denen wir stets prima zusammenarbeiten konnten. Und letztlich fühlt sich YOUKI ganz gut aufgehoben und hat zahlreiche Unterstützer_innen – was nicht selbstverständlich ist.

Gewinnspiel
Auch subtext.at wird heuer wieder auf der YOUKI vertreten sein. Um euch die Vorfreude auf das Festival noch größer zu machen, haben wir auch ein exklusives Goodie für euch: wir verlosen einen Workshopplatz im Cyberpunk-Workshop, der von Christian Zollner (KOMA Elektronik, Berlin) geleitet wird. Nähere Infos unter
www.youki.at! Die Teilnahme am Gewinnspiel ist bis 14. November, 18 Uhr,möglich, der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahme unter gewinnspiel@subtext.at bitte mit Angabe des vollständigen Namens und des Geburtsdatums!

Weitere Infos unter www.youki.at!

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.