Can’t do without you: Das ELECTRONIC BEATS-FESTIVAL @ MQ Wien

Das Electronic Beats-Festival puzzelt auch in diesem Jahr eine bunte Schar an Acts in Wien zu einem stimmungsvollen Bild zusammen. Wer von synthetischen Klanggerüsten nicht genug bekommt, ist hier an der richtigen Adresse. Das prestigeträchtige Musikprogramm der Deutschen Telekom hat keine Kosten und Mühen gescheut, um ein spannendes Programm auf die Beine zu stellen.

Den Abend eröffnet Newcomerin Jessy Lanza und nicht, wie an anderer Stelle geschrieben steht, der gebürgte Syrier Omar Souleyman. Mit ihrer kindlich-wirkenden Stimme, die an Ellie Goulding erinnert, und modernem R&B-Flair sorgt die Kanadierin für einen unterhaltsamen Einstieg. Grund genug, sich ihr Debütalbum „Pull My Hair Back“ einmal zur Brust zu nehmen und sich damit zu beschäftigen.

Souleyman darf danach mit arabischen Klängen und Folklore den Leuten einheizen und man fragt sich unweigerlich, ob seine Erscheinung eigentlich als Kunstfigur verstanden werden will. Danach betritt der heimliche Headliner London Grammar die Bühne. Von Anfang an wird klar, dass sich Sängerin Hannah Reid nicht mit Gänsehautmomenten zurückhalten wird. Das Trio beweist eindrucksvoll, dass hier fähige Musiker am Werk sind. Das Besondere: An diesem Abend wird die Band noch von einem kleinen Streicher-Ensemble auf der Bühne verstärkt. Soll man gerührt sein von den pointierten Texten („Maybe I’m wasting my young years“) oder sachte das Tanzbein schwingen ob der sublimen Beats, die London Grammar stets unter ihre melancholischen Perlen legen? Irgendwie funktioniert es. Der Sound? Glasklar und voll. Viele scheinen überhaupt nur wegen den Engländern gekommen zu sein, die stets die richtige Balance zwischen schleppender Schwermut und poppiger Zugänglichkeit finden. Selbst die fantastisch dargebotenen Uptempo-Nummern „Flickers“ und „Metal And Dust“ befreien sich nicht von dem Melancholie-Schleier. Die Atmosphäre erstrahlt, ohne poliert zu wirken. Gerne wieder.

Caribou, die Gruppe um Mastermind Dan Snaith, legen sich danach auch ins Zeug – ihr Ansatz ist aber differenzierter. Monotone Takte, verspielte Arrangements, dazu Synthesizertexturen, die sich mit Schlagzeug-Stakkatos duellieren. Laptop-Beats fusionieren mit Loops und zwei Dumkits – Snaith rührt sein Ouvre wie ein nerdiger Malermeister an, der mit mehreren Farbeimern gleichzeitig hantiert. Manchmal ein Durcheinander an Sounds und Ideen, überrascht es hier und da dennoch, wie alles ineinanderzupassen scheint. Funk, Dub, Indie, alles kreuz und quer verzwirbelt. Das Endergebnis ist dann leider auch nicht wirklich mehr als repetitiv dargebotene Tanzflächenmusik mit deutlich erkennbaren Melodie-Mustern. Solide und sympathisch. Wer’s mag. Bis zum nächsten Jahr.

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