HEAVEN SHALL DRIVE & PARKWAY BURN im Gasometer Wien

Na bumm, da gehen zwei der Gigantes des Metalcores gemeinsam auf Eurotour und platzieren sich damit gemütlich in den Konzert-Top 10 des Jahres! Unterstützt wurden HEAVEN SHALL BURN und PARKWAY DRIVE dabei von CARNIFEX und NORTHLANE.

NORTHLANE , die Landsmänner von PARKWAY DRIVE, haben bei der derzeitigen Tour die Ehre jedes Konzert zu eröffnen. Das ist ja schon mal ein denkbar undankbarer Slot, besonders wenn man sich vor Augen hält, dass viele der Tourstops bereits um 18:00 Uhr beginnen. Warum? Darum halt. Über Konzertüberlänge kann man sich nämlich nicht beklagen, denn der Gig am vergangen Sonntag endete bereits um kurz vor 22 Uhr.

Dank dieser frühen Startzeit und der falsch angegebenen Beginnzeit für den Wienstop der Megatour durften NORTHLANE nur vor einem mäßig gefüllten Gasspeicher in Wiens drittem Bezirk einheizen. Da wurde auch schnell klar, dass wohl nicht nur wegen der Uhrzeit die johlende Menge ausblieb, denn NORTHLANE konnten die kleine Schar vor der Bühnenabsperrung ums Verrecken nicht begeistern. Während der Tontechniker sein bestes gab um Umstände wie beim Auftritt von WHILE SHE SLEEPS zu vermeiden, konnte man dennoch nicht überhören, dass der Gasometer wieder einmal seinen akustischen Tribut forderte. Dies fiel jedoch nicht arg ins Gewicht, denn NORTHLANE lieferten bei bestem Willen keine musikalischen Glanzperlen ab. Energiereiche Springinkerl mögen die fünf Australier zwar sein, doch der akustische Output wirkt generisch und unmotiviert. Das fällt natürlich besonders auf, wenn sich als Hauptacts so Größen wie PARKWAY DRIVE und HEAVEN SHALL BURN zusammenfinden.

Auch CARNIFEX knüppelten da mir ihrem core-igen Death Metal in einer komplett anderen Liga als NORTHLANE. Die Kalifornier zeigten mit einem gnadenlosen Set, wie man –core und Death Metal erfolgreich vermischt, ohne sich dabei als Vollpfosten hinzustellen, wie so manche „Deathcore“-Truppe. Die Ableitung des Bandnamen vom lateinischen Wort für Scharfrichter gibt klar die Marschrichtung an: schneidend-dröhnende Riffs von Cory Arford und Jordan Lockrey und rädernde Blastbeats von Shawn Cameron, unterstützt durch Fred Calderon paaren sich mit beeindruckend tiefen Growls und messerscharfen Screams von Fronter und Sänger Scott Lewis – das knüppelt in den Ohren und begeistert von der ersten Sekunde an. Dementsprechend gefüllt war auch der Gasometer beim Auftritt der US-Amis. Besonders gut kamen dabei „Dark Days“ und der namensgebende Titeltrack des aktuellen Albums „Die Without Hope“ an.

Heaven shall burn @ Posthof

Trotz dieser massiven Vorlage seitens CARNIFEX war natürlich klar, dass HEAVEN SHALL BURN und PARKWAY DRIVE locker noch einen draufsetzen würden. Die Australier eröffneten dabei den Auftakt zum Metalcore-Exzess in gewohnter Vollfrontalmanier. Das besondere Schmankerl bei dieser Co-Headliner-Tour ist definitiv die Aufteilung und die dadurch folgende „Bewertung“/“Gewichtung“ der beiden Bands. Denn wer soll der „echte“ Headliner des Abends sein und in den Genuss des Schlussslots kommen? PARKWAY DRIVE weil sie Australische Giganten sind und das Aushängeschild eines ganzen Kontinents? Oder doch HEAVEN SHALL BURN, weil sie eigenhändig die Europäische Szene erobert und geformt haben? Die Antwort sorgte für Begeisterung, denn kurz nachdem PARKWAY DRIVE mit ihrem Cover vom HSB-Klassiker „The Weapon They Fear“ in die Finsternis tauchten, sah man schemenhafte Gestalten im Laufschritt über die Bühne eilen. Als das Licht wieder anging folgte die beste Erfindung seit es Metal und Schokolade gibt: der fliegende Wechsel vom einen Hauptact zum anderen!

Parkway Drive Setlist Gasometer, Vienna, Austria, European Tour 2014

HEAVEN SHALL BURN baten also nahtlos zum beherzen Weitermoshen und katapultierten mit „Voice of the Voiceless“ von einem Hoch direkt zum nächsten. Auch sie coverten mit „Unrest“ einen Song ihres Tourpartners und boten gemeinsam mit PARKWAY DRIVE sagenhafte zwei Stunden volles Programm. Die Setlists der beiden Bands konnten sich dabei auch sehen lassen, denn bis auf ein, zwei fehlende Nummern wurden die Fanherzen verwöhnt als wär dies eine Abschiedstour. HEAVEN SHALL BURN hätten mit „Armia“ noch einen unbeschreiblich mitreißenden Klassiker einbauen können, und warum PARKWAY DRIVE auf das schwer übertreffbare „The River“ verzichteten wissen die Australier wahrscheinlich nicht mal selbst. Dennoch, die Fans dankten es PWD und besonders HSB mit einem gänsehauthervorrufenden Echo an Mitgröhl-Power, Crowdsurfermassen und Circlepits, die in solch einer Größe ungelogen selbst auf Festivals nur schwer entstehen könnten.

Den wunderbar flüssigen Wechsel durften die Fans dann noch einmal erleben, ehe sich HEAVEN SHALL BURN nach zahlreichen Danksagungen im Namen aller Bands mit einer nahezu perfekten Darbietung von „Endzeit“ verabschiedeten.

Was für ein Gig!

Heaven Shall Burn Setlist Gasometer, Vienna, Austria, European Tour 2014

Markus liefert als Teil der Wiener Fraktion von Subtext Konzertfotos aller möglichen Genres. Egal ob Hip Hop oder Black Metal - Hauptsache die Musik geht unter die Haut und drückt in den Ohren.