LAST, BUT NOT LEAST: 5 Alben aus 2014, die nicht unerwähnt bleiben sollten

Da wäre doch noch etwas… Den Abschluss unserer Rückschau bilden fünf Werke, die trotz oder gerade wegen ihrer gemeinsamen Unterschiedlichkeit letztlich überzeugen konnten.

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SONS OF THE SEA – Sons Of The Sea
Im vergangenen Jahr sorgte Brandon Boyd dafür, dass perfekt collagierte Popmusik in unsere Gehörgänge gelangte. Nicht mit Incubus, sondern mit Sons Of The Sea, einem Nebenprojekt mit Produzentenlegende Brendan O’Brien. Boyd ist die Lust an der Verschachtelung, am Finden von neuen Klangsprachen und Formen deutlich anzuhören. Partikel aus knusprigem Rock („Jet Black Crow“) streifen 80er-Pop („Lady Black“) und diese Konfrontation geht erstaunlich gut zusammen. Vieles wirkt schnappschussartig, unprätentiös und wie Boyd und O’Brien den hoffentlich schwärmerisch veranlagten Zuhörer auf dieser Platte mit verträumten Melodien überhäufen, hat Eindruck hinterlassen. 2015 sind dann Incubus wieder an der Reihe.
brandonboyd.me

CIRCA SURVIVE
– Descensus
Circa Survive inszenieren sich seit jeher als Emo/Postrock-Formation der etwas anderen Art. Die Band um Sänger Anthony Green nimmt ihre Rolle als Denker der Szene sehr ernst und hat das latein betitelte „Descensus“ erneut mit ungewöhnlichen Namen und Verweisen ausgestattet. Das Gesamtbild ist so stimmig wie noch nie. Majestetische Schleicher wie „Nesting Dolls“ enschwindet in spärische Höhen und schraubt sich Stockwerk um Stockwerk nach oben. Wunderschön. Am brummigen, harten Einstieg „Schema“ kann man sich auch kaum satthören. Nach Alkoholkonsum, Medikamentenmissbrauch und Heroinsucht von Green hat sich da wohl etwas angestaut, was raus musste. „Descensus“ begeistert anfangs zögerlich, aber später umso kraftvoller.
circasurvive.com

CROSSES †††
– CROSSES †††
Ein dunkler Brocken von einem Synthie-Album auf dem Papier, ein vielschichtig-faszinierendes Werk auf Platte. Es sind manchmal nur ein paar kleine Schrauben, an denen man drehen muss, um das Endresultat anders klingen zu lassen. Verhuschte Rhythmus-Patterns, Wave-Rock, Electronicflächen – keineswegs ungewöhnlich, wenn sich Musiker aus ihrem gewohnten Umfeld zurückziehen, um neue Facetten auszuloten. Chino Moreno, dieser Tausendsassa, beweist mit Crosses, dass die Liebe für Bands wie Depeche Mode oder Duran Duran in ihm schlummert. Die morbide Grundstimmung, diese erdrückende Last, die man von Deftones-Alben kennt, die ist hier auch zu verorten, wenn auch milder.
crossesmusic.com

DOUGLAS DARE
– Whelm
Wenn Klavier-Musik tröstend und bedrückend zugleich ist, kann es sich nur um Newcomer Douglas Dare handeln, der mit seinem Debüt „Whelm“ aufhorchen ließ. Majestätische Fanfaren, retrofuturistische Soundscapes, anspruchsvolle Komposition – Dare stilisiert sich als düsterer Poet, dem Verletzlichkeit nicht fremd ist. Jeder Song wird von einer sanftmütigen Melancholie umspielt, die sich auch im Gesangsstil widerspiegelt. „Whelm“ ist vor allem deshalb wichtig und wertvoll, weil sich die Welt schneller und schneller dreht und dieses Album zum innehalten verleitet. Authentisch statt gekünstelt.
douglasdare.com

SIA – 1000 Forms Of Fear
Geschmackvoller Pop für Leute, die morgens früh rausmüssen und dabei das Radio anmachen. Ohne Sia Furler wäre die Pop-Welt im Jahr 2014 um eine interessante Persönlichkeit ärmer gewesen. Anstatt weiterhin Hits für andere auf den Leib zu schneidern, schaffte die Amerikanerin mit der Single „Chandelier“ und dem dazugehörigen Album „1000 Forms Of Fear“ selbst den Durchbruch, der ihr so lange verwehrt geblieben ist. Die Angst, nicht aufholen zu können und nicht selbst im Scheinwerferlicht stehen zu dürfen, stellt sich als unbegründet heraus. Sia hat Popstar-Potenzial und der Mainstream hat das nun auch begriffen. Klar, die Songs sind gut produziert und auf Hochglanz getrimmt, aber nicht zu sehr, dass man sie der fleißigen Songwriterin nicht abkaufen würde. „Straight For The Knife“, „Burn The Pages“, „Fire Meet Gasoline“ – wer genauer hinsieht wird sehen, dass sich unter der glänzenden Oberfläche etwas zusammenbraut.
siamusic.net

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