KLANGKRAFT DELUXE: ENNO BUNGER UND HUNDREDS IM STADTSAAL

Frei nach dem Motto „weniger ist mehr“ spielten am 16. Februar HUNDREDS und ENNO BUNGER im Stadtsaal auf. Dass sich das „weniger“ leider auch auf das Publikum bezog, sei einfach als „mehr“ an familiären Rahmen zu sehen. Dass der Rest von Wien was verpasst hat (auch, die, die zur selben Zeit im Gasometer weilten) ist sowieso klar.

Das Eröffnungsset des Geschwisterpaares aus Hamburg kommt zwar (wie fälschlicherweise angegeben) weder unplugged noch akustisch daher, klingt aber dennoch völlig anders als es die Gewohnheit von ihren Livesets eigentlich erwartet. Ganz einfach und reduziert klingen die Songs, die größtenteils vom Album „Aftermath“ kommen. Dass reduziert aber lange noch nicht ruhig oder gar langweilig heißen muss stellen Philipp und Eva Millner ab dem Opener schon klar.

Auch beim etwas rar erschienen Publikum kommen die Songs gut an. Der Wechsel zwischen beinahe-akustisch, sanft synthieunterlegt und voller Power lies die Stimmung im Saal knistern und das knapp sechzigminütige Set viel zu kurz erscheinen.

Ich hoffe, ihr habt alle Bock auf schlechte Laune; mein Album is‘ nämlich noch immer ein Trennungsalbum.

Auch Berufsmelancholiker ENNO BUNGER (ja, auch mit trauriger Musik kann man Geld verdienen – auch wenn es laut eigenen Aussagen nicht so geplant war) traf musikalisch gesehen in eine ganz ähnliche Kerbe wie zuvor HUNDREDS. Irgendwie schon einfach und reduziert, dahinter aber eine unbändige Kraft. Mittlerweile als Quartett unterwegs (zu Schlagzeuger und Gitarristen gesellt sich noch ein Keyboarder) bleiben Enno Bunger und seine Musiker natürlich zuerst gewohnt traurig. Begonnen vom wunderbar melancholischen „Abspann“ über „Blockaden“ kommt der ausgebildete Organist aber auch auf fröhlichere Songs, auf Songs gegen Formatradios und auf Songs über das noch-bleiben-wollen.

Ich hab auch mal versucht auch was fröhlicheres zu schreiben, (…) wer das nicht hören möchte kann die Zeit aber auch für eine Zigarette nutzen.

Die Band verschwand daraufhin übrigens tatsächlich. Das Publikum natürlich nicht – niemand wollte sich den ersten Vorgeschmack auf das neue Album entgehen lassen welches ja angeblich auch von Baywach beeinflusst sein soll.

Abgeschlossen wurde aber wieder ganz klassisch traurig. Wunderschön. Wenn zwei Menschen so zusammenpassen wie HUNDREDS und ENNO BUNGER zusammenpassen, heiraten sie meistens. Auch wenn Bands nicht wirklich heiraten können, sollten Abende wie der im Stadtsaal definitiv öfter stattfinden.