Crossing Europe 2015: Evdeki Ses / 22 qm Österreich

„Interessiert  jemanden überhaupt etwas so privates?“, fragte sich der Regisseur Ufuk Serbest während des Schnitts zu seinem Diplom-Dokumentarfilm „Evdeki Ses 22 qm Österreich“, der am 25.04 das Crossing Europe Filmfestival 2015 eröffnen durfte.

19:45 Uhr – ein voll besetzter Ursulinensaal. Seine Frau Oona Valerie (Co-Autorin), die Familie des Regisseurs, viele Freunde, Supporter und Interessierte sind zur Premiere gekommen. Sie alle sind neugierig auf das, was jetzt kommt.

„Dann beginn am Anfang“ – liest man im deutschen Untertitel – während eine ältere Frau türkisch mit uns spricht. Sie schneidet Nudeln – Unmengen an Nudeln und erzählt uns ihre Geschichte auf der Suche nach einem Haus mit einer Heizung statt einem Ofen, mit fließend Wasser aus dem Wasserhahn, mit einer eigenen Toilette und mit einem Bad in Österreich – vor ca. 40 Jahren. Wünsche, die für die nachkommenden jungen Frauen sehr schwer zu realisieren waren.

Ufuk Serbest lässt drei Frauen, stellvertretend für viele, von ihrem Leben erzählen, von ihrer Reise aus der Türkei nach Österreich, von ihrem Grund nach Österreich zu kommen, von ihren Wünschen, ihren Zielen und wie sie scheiterten auf dem Weg dorthin. Und was dieses Scheitern für diese Frauen, ihre Familien und vor allem auch für ihre Kinder bedeutet.

„Evdeki Ses“ ist ein sehr persönlicher Film. 62 Minuten lang bietet er uns eine Chance sich mit dem Lebensweg dieser türksichen Frauen und ihren Familien, ihrer Identität und ihrem Alltag auseinanderzusetzen. Der türkische Titel  bedeutet übersetzt in etwa die „Stimme oder den Klang zu Hause“.

Der Dokumentarfilm verzichtet auf stereotype Ausländerfeindlichkeit, was der Liebenswürdigkeit dieser Frauen zuzuschreiben ist  – das bemerkt das Publikum beim Q&A mit dem Regisseur nach der Filmvorführung.

Was die technische Umsetzung betrifft, wie Perspektive, Raum, Licht, Ton, Montage und Rhythmus, ist noch viel Luft nach oben, doch schmälert es das Gesamtbild des Filmes und vor allem seine Intention in keinster Weise. Wir bekommen nah und auf eine sehr natürliche Weise diese drei Lebenswelten erzählt.

Ufuk Serbest sagt: „Danke, dass so eine kleine Produktion das Festival eröffnen darf.“ Und das hat Evdeki Ses 22 qm Österreich sehr gut gemacht und das Team von Crossing Europe hat wiederum ein Gefühl für Botschaften bewiesen.

Abschließen möchte ich mit einem Zitat des Regisseurs Ufuk Serbest am Ende des Q&A: „Für mich ist überraschend, wie überraschend er für andere ist!“ – und meint damit seinen Film „Evdeki Ses 22 qm Österreich“, der am DIENSTAG den 28.04 um 16:30 im Moviemento Kino Linz nochmal zu sehen ist.

Mein Disziplin ist die Filmkunst, dass bedeutet mich beschäftigt wie man Geschichten mit filmischen Mitteln erzählen kann. Durch meinen narrativen Schwerpunkt arbeite ich sowohl mit Inhalt als auch Subtext.