The Libertines: The Boys in the Band are back

This one’s for your heart and for your mind“. Mit dieser Textzeile liefert Carl Barât den Auftakt zum von Fans lange erträumten neuen Libertines-Album. Die Band fand nach elf Jahren Pause und einer weiteren Entzugskur Peter Dohertys tatsächlich wieder zusammen, um nicht wie gewöhnlich in irgendeinem Tonstudio in London, sondern in den Karma Studios in Thailand ihr Comebackalbum Anthems For Doomed Youth aufzunehmen.

Der Haken an Comebackalben ist jedoch der, dass sie sich in den meisten Fällen nach aufgewärmter Pizza vom Vortag anhören, jedoch ist bekanntlich „aufgewärmt nur Gulasch gut“. Glücklicherweise gehören The Libertines zum Gulasch der Musikszene und bringen im neuen Album frischen Wind in ihre altbewährten Sounds. The boys in the band sind erwachsen geworden, was man sowohl lyrisch als auch musikalisch stark wahrnimmt, was aber noch lange nicht bedeutet, dass das Album eintönig oder gar langweilig ist. Der gewohnte, schmutzige Gitarrensound wird in einigen Nummern durch Synthesizer oder auch Klavierklängen unterstützt, doch Peter Doherty und Carl Barât klingen rotzig wie eh und je, und ihre Stimmen ergänzen sich so gut wie nie zuvor.

Textlich verarbeiten die Libertines in diesem Album die Drogensucht Peter Dohertys, die psychischen Probleme Carl Barâts, kurzum gesagt all die Ereignisse der vergangenen elf Jahre. Das Album ist eine Irrfahrt der Gefühle am „good ship Albion“. Auf Spur zwei findet sich das bereits vorab veröffentlichte Gunga Din, in dem Peter Doherty über seine Drogensucht berichtet („Got to find a vein, it’s always the same“), während Carl Barât von seiner Neigung zum Alkohol berichtet („A little drinky now and then to help me just to see the light“). Die Nummer ist stark vom Progressive Rock geprägt. Danach ist auf dem Album Fame and Fortune zu finden, das von russischer Militärmusik beeinflusst ist. Doch eines der interessantesten Lieder auf dem Album ist wohl Heart Of The Matter, zu finden auf Spur acht („So hold a light to my misery / But don’t send it up in flames / It’s only I who take the blame / But try me anyway“). Zu diesem Song wurde außerdem ein Musikvideo veröffentlicht, welches die Probleme der Band äußerst bildlich darstellt.

The Libertines sind das lebende Beispiel dafür, dass es sehrwohl möglich ist, nach elf Jahren Bandpause ein unglaublich starkes Comebackalbum zu liefern. Anthems For Doomed Youth ist ein lyrisches Meisterwerk und auf jeden Fall ein würdiger Nachfolger für Up The Bracket (2002) und The Libertines (2004), und es hat seinen Platz im Regal rechtmäßig verdient.

Musikwissenschaftsstudentin in Wien.