PARASOL CARAVAN: Para Solem

Parasol Caravan – das oberösterreichische Aushängeschild in Sachen Fuzz und Stoner Rock hat nach 6 Jahren als Band zahlreichen EPs und Singles Ende Oktober endlich seinen ersten Longplayer abgeliefert. Dass das frische Material live ordentlich reinknallt haben wir beim offiziellen Pre-Release in der Stadtwerkstatt schon festgestellt. Jetzt durften wir auch erfahren wie „Para Solem“ auf Platte klingt.

Seit 2009 hat die Band 3 EPs (davon eine Split mit Cachimbo de Paz) und eine Single veröffentlicht und obendrein über 100 Konzerte kreuz und quer auf demKontinent gespielt. Es ist also bereits reichlich Erfahrung gesammelt worden, die da nun in das Debütalbum mit eingefloßen ist. „Para Solem“ wurde mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne finanziert. Die, für die Produktion benötigten 2000€ konnte die Band in gerade einmal einer Woche sammeln, was sicherlich für die Treue und Hingabe, der bereits erspielten Fanbase spricht. Das fertige Werk erschien Ende Oktober über das Wiener Label Panta R&E, bei dem man sich mit Bands à la Mother’s Cake, Lausch und Milk+ (übrigens auch bei der offiziellen Release Party in der Szene Wien dabei) in bester Gesellschaft befindet.

Was kann es nun also, das erste Parasol Caravan Album? Ich habe mir geschworen, mich bei dieser Kritik größtenteils mit blöden Phrasen und Wortwitzen über Astronauten und spacige Sounds zurückzuhalten. Aber der Intro Song heißt nunmal Take Off und zeigt uns eine Band die sich erst einmal ordentlich warm groovt bevor der Startcountdown für die weitere Reise ertönt. Rising serviert uns dann auf dem Silbertablett was es in den knapp 50 Minuten der Platte zu Hören geben wird. Eine whiskeygetränkte Stimme, die mich ab und zu an James Hetfield, dann wieder an Scott Weiland erinnert, markerschütternde Riff-Gewitter, Songs voller Ecken, Kanten und Wendungen und im Gesamten ein Sound bei dem Fans harter Rock-Klänge mit den Ohren schlackern werden.

Veneer ist zum Beispiel eine perfekte Repräsentation dafür, wie es die vier Mannen verstehen, auch über 7 Minuten lange Stücke zu keiner Sekunde langweilig werden zu lassen. Immerwährende laut/leise Variationen, achterbahnartige Spannungsbögen. Ganz großes Kino ist vor Allem wie das Tempo allmählich anzieht bevor das Ganze in einen Refrain expoldiert bei dem Live garantiert die Bierbecher im Saal herumsegeln werden. Diarancor besticht durch ein wunderbares Genickbrecher-Riff und den wahrscheinlich eingängigsten Refrain von Allen („You got a monster in your pocket…“) und das nachfolgende Snash kommt dann recht düster um die Ecke gebogen und enlädt sich zum Ende in einem dramatischen Doom-Epos.

Auch Self Mastery hat einige interessante Kniffe und Haken zu bieten, erreicht aber leider zu keinem Zeitpunkt das Energielevel der ersten fünf Tracks. Das ist aber spätestens wieder vergessen, wenn Sänger Alexander Kriechbaum bei Black Monolith tief Luft holt und uns seine gesamte Lungen-Power um die Ohren haut, dass einem kurz die Spucke wegbleibt während man seine Faust in die Luft reckt (oder im Takt auf sein Lenkrad eindrischt). Time Bender verpackt dann so viel Abwechslungsreichtum in seine 5 1/2 Minuten Spielzeit dass ich den Song garantiert noch 15 mal hören müsste um so etwas wie eine vorhersehbare Struktur herausfiltern zu können und präsentiert obendrein wieder, wie mühelos Parasol Caravan es vermögen, ruhig dahintreibende Strophen und aufgehende Parts aneinander zu reihen.

Wenn zu diesem Zeitpunkt dann noch irgendwelche Wünsche an ein großartiges Rockalbum anno 2015 offen geblieben sein sollten, dann gibt es auch immer noch das abschließende 8-Minuten Epos New Stone, dass zwar schon 2013 als Single veröffentlich wurde, aber hier noch einmal in frisch aufgenommenem Glanz erstrahlt. Die Vier werfen hier endgültig alles was sie haben in die Waagschale und rufen zum finalen Husarenritt auf der Rakete, bevor der Wiedereintritt in die Atmosphäre kommt (d’oh!).

Gewinnspiel: In welcher Wiener Location feiern Parasol Caravan ihren Album-Release?
Richtige Antwort an gewinnspiel@subtext.at schicken und mit etwas Glück landet die CD bald in deinem Briefkasten! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, die Gewinner werden benachrichtigt. Einsendeschluss ist der 30. November 2015!

Das Gewinnspiel ist beendet. Der Gewinner wurde benachrichtigt!

 

para_solem_artwork

Tracklist

01. Take Off
02. Rising
03. Veneer
04. Diarancor
05. Snash
06. Self Mastery
07. Black Monolith
08. Time Bender
09. New Stone

VÖ: 30.10.2015, via Panta R&E

Album Download

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.