Irie Vibes: Good music for good people!

Zum zweiten Mal fand letzten Freitagabend das „Irie Vibes“ im Alten Schl8hof in Wels statt, eine Veranstaltung, die sich dem Roots nicht nur musikalisch verschrieben hat. Respekt, Miteinander, good Vibes – ein gelungenes Rezept für eine Reggae-Party. Gelungen war sie auch – mit einigen Abstrichen.

Souldja, Martin Zobel & Soulrise Band, Bandulu. Das Lineup für den Abend hatte sich zu Beginn nicht mal so schlecht angehört. Umso erstaunlicher war es, dass Bandulu um Viertel nach Neun im Alten Schl8hof vor einer doch sehr überschaubaren Zuschauerzahl spielen durfte, oder besser gesagt: musste. Schade eigentlich, denn hätten all jene, die draußen bei Bier und Zigarette beschäftigt waren, auch den Weg in den Konzertsaal gefunden, sie hätten ein Konzert gesehen, das man sich durchaus zu Gemüte führen kann. Roots, wie er sein soll, backed by DJ, sehr empfehlenswert. Schade also.

Nachdem letzes Jahr Souldja als zweiter Act vor den deutschen Gästen (damals: Sebastian Sturm & Exile Airline) spielten, war dieses Mal die Reihenfolge umgekehrt. Wahrscheinlich deswegen, dass viele Leute, die wegen Souldja gekommen waren, sich auch die extra angereisten Gäste anhören – nachdem Sebastian Sturm letztes Jahr die Leute eher hinaus- als hineingespielt hatte. Was aber schon damals absolut nicht an der Band lag. Dieses Jahr hatten sich Martin Zobel sowie seine Soulrise-Band angekündigt. Die haben auch sonst einen Bezug zu Österreich – sie veröffentlichen zum Beispiel auf Irievibrations Records. Als Geschenk für die Gäste im Welser Schl8hof hatten sie ihren – wie sie es nennen – Roots Rock Reggae mitgebracht. Der ist dann schon mehr dem Roots als dem Rock nahe, was man aber hier als Qualitätsmerkmal sehen darf. Nicht nur Tunes aus dem aktuellen Album „Keep Planting Seeds“ fanden ihren Weg in die Setlist. Angenehmer Roots, der nicht nur durch die Message der aktuellen Platte, die dem 2013 im Alter von nur 31 Jahren verstorbenen Alexander Körösy – dem ehemaligen Bassisten der Soulrise Band – gewidmet ist, zum Nachdenken anregt. Dass Martin Zobel sein Herz am richtigen Fleck hat, muss man angesichts dieser Tatsache nicht mehr erwähnen: eine Botschaft, dass alle Menschen willkommen seien, natürlich inklusive. Schade nur, dass sich der Besucherzustrom auch hier eher Richtung Bar und Raucherhof als Richtung Konzertsaal bewegte. Obwohl es mit Fortdauer des Konzertes besser wurde.

Wie bereits erwähnt bespielten die Lokalmatadore von Souldja dieses Mal den Headliner-Slot. Und das merkte man. Der Konzertsaal wurde um gefühlte 500% voller, und die Leute waren vom ersten Track an dazu bereit, die Vibes in ihre Körper zu lassen. Dass Souldja spätestens seit ihrem Zweitling, „Grown“, zur Creme de la Creme des österreichischen Reggaes gehören, ist ja kein Geheimnis mehr. Songs wie „Waun i Ma“ und – mir sei hier subjektive Voreingenommenheit verziehen – „Music“ sind mit das beste, was Österreichs Reggae aktuell zu bieten hat. Souldja haben mittlerweile einiges an Live-Erfahrung gesammelt – und das sieht man. Spaß auf der Bühne, musikalisch hohes Niveau – hier kann man nicht enttäuscht werden. Ein absolut gelungenes Konzert, das nur eine Frage aufwirft: würde das Irie Vibes auch ohne Souldja funktionieren, wenn man sich den Unterschied an Publikum ansieht? Man darf auf 2016 gespannt sein!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.