NEW NATIVE: Soul Cult EP

Nach dem ersten Ausrufezeichen mit Twisting im letzten Jahr und der gemeinsamen Tour mit Pianos Become The Teeth zu Jahresbeginn haben sich New Native für Soul Cult etwas Zeit gelassen. Zeit zum Reflektieren, zum Tüfteln und Verfeinern. Jetzt ist die neue Platte da und sie wird das Standing der Band definitiv noch weiter festigen!

An ihrer erfolgreichen Rezeptur für handgemachte, melancholische Rocksongs mit hochgradig ansteckenden Melodien haben New Native herzlich wenig geändert. Warum auch? – Funktioniert doch überaus gut. Mit Christian Schwarz als zweitem Gitarristen ist lediglich frisches Blut in die Band geholt worden und wohl vermehrt mit den Möglichkeiten experimentiert worden, die eine zweite Gitarre nunmal so bietet. New Native haben es sich in ihrer Ecke zwischen Indie, Emo und Punk inzwischen gemütlich gemacht und einen Sound adaptiert, den man von (Ex-)Pop Punk-Bands wie Turnover oder Seahaven zwar aus Übersee bereits in ähnlicher Form kannte, in Europa bisher aber noch eher vergeblich gesucht hat.

Mit Twisting hat man die Messlatte letztes Jahr bereits beachtlich hoch angelegt. Soult Cult springt scheinbar aus dem Stand erneut in ähnliche Höhen und dürfte wieder zufriedene Hörer zurücklassen. Allen voran der EP-Vorbote Different Light ist von der ersten Sekunde an ein Hit, der erst richtig Lust auf das macht was da noch so nachkommt. Der gewohnt starke Text hat auch einiges zu sagen – nämlich über die kleinen Lügen und Unwahrheiten, die man so von sich gibt um sich selbst besser darzustellen oder eben in einem anderen Licht erscheinen zu lassen.

Circles macht nahtlos weiter. Prägnant eingestreute Gitarrenleads und grummelnder Bass dominieren. Das oft zitierte Rad wird auch hier sicher nicht neu erfunden, aber dafür bekommt man der Reihe nach überaus „catchy“ Songhäppchen präsentiert, die gerade durch die Kompaktheit des EP-Formates genau richtig zur Geltung kommen. Die Melodien sitzen hier einfach durch und durch. Gerade das Zusammenspiel zwischen Gesangmelodie und der, oft den Gesang imitierenden Gitarre schärft den Fokus noch zusätzlich. So auch, beim eingangs leicht an Modern Baseball erinnernden But I Can’t. Auch hier zeigt sich (nicht unbedingt inhaltlich) dass auf Soul Cult öfter mal die Sonne durchscheinen darf, als das noch auf Twisting der Fall war. New Native offenbaren hier und da neue Facetten, was lobenswert ist, aber natürlich etwas auf Kosten der Gesamtstimmung geht.

Mit Nothing More wird uns dann schon wieder die nächste Hit-Perle vor die Füße geworfen, die man sich dankbar in den Gehörgang stopfen möchte, auf dass einen dieser Refrain nie wieder loslässt. Das finale Change tritt etwas kürzer. Eine zarte Frauenstimme mischt sich ins Getümmel, wird aber genauso wie der Leadgesang in den Hintergrund gedrängt während der Song schlafwandlerisch und anmutig dahintreibt. Mit einem instrumental vielschichtigen Outro aus Klavier, Backgroundgesang und Streichersounds endet Soul Cult und hinterlässt ein Gefühl von großer Zufriedenheit. Die vier Wiener von New Native haben erneut eine starke Talentprobe abgegeben und ihre Prämisse Songs mit Suchtfaktor schreiben zu können eingehalten. Wenig überraschend also dass die Platte nicht nur beim Wiener Neustädter Label Laserlife Records erscheint, sondern auch über das US-Label Anchor Eighty Four vertrieben wird. Die spannendste Frage in der Zukunft dieser Band wird wohl sein, ob sie auch auf Albumlänge solche Glanzleistungen zustande bringen können. Ich würde mich darüber freuen!

 

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Tracklist

01. Different Light
02. Circles
03. But I Can’t
04. Nothing More
05. Change 

VÖ: 11.12.2015, via Anchor Eighty Four & Laserlife Records

 

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.