GUNG HO: The black sheep in the family

Da braut sich etwas zusammen: Als das ungleiche Brüdergespann Archer und Zack Goodwoody wegen Ungehorsam nach Fort Apache strafversetzt werden, ahnen sie noch nicht, welches Abenteuer dort auf sie wartet. Diese Ferienlageratmosphäre ist nur von kurzer Dauer.

„Nahe Zukunft. Irgendwo in Europa.“

Die grundsätzliche Dichotomie von diesem Comic ist bereits nach wenigen Seiten vorgegeben: „Gung Ho“ ist ein Werk über zwei junge Brüder und deren Affinität zu einer Welt, die aus den Fugen geraten ist, der sie nicht mehr trauen können. Weshalb, ist noch unklar. Eine Erzählung aus deutscher Feder mit internationalem Flair über falsche und echte Wahrnehmung und somit über Furcht und die zusammenhängende Frage nach dem Vertrauen in dieser Gemeinschaft, die außerhalb der sicheren Mauern von seltsam mutierten, affenähnlichen Wesen, den Reißern, bevölkert wird.

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Der Glaube an menschliche Solidarität wird von den Bewohnern und Insassen der Festung, von manchen mehr, von manchen weniger,vorgelebt. Mit Würde, Stolz und einem Regelwerk wird versucht, diese Gesellschaft am laufen zu halten. Auch hier lauert es vor Helfern, Zuschauern, Wegguckern und Unterstützern. Auszumalen, was wirklich außerhalb wie innerhalb des Lagers abläuft, überlassen die Macher zu einem großen Teil noch unserer Fantasie. Das sind die entsprechenden Topoi. Mittendrin ist Neuankömmling Archer, der mit einem losen Mundwerk provoziert und nun mal seine Bedürfnisse hat, die innerhalb von Fort Apache bei Müttern von attraktiven Töchtern, nun ja, auf wenig Gegenliebe stoßen. Die Zeichen stehen auf Kollisionskurs. Laute und stille, schmerzhafte und versteckte Konfrontationen, die sich im Vorfeld dieses Bandes abspielen. Archer ist der Sündenbock, der launenhaft agiert, währenddessen sein jüngerer Bruder Zack besonnener handelt. Sein Mut rettet sogar ein Leben.

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Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant haben Dystopisches aus der Taufe gehoben. „The Walking Dead“ trifft auf Coming Of Age-Story. Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind zwar noch klar gezogen, differenziertere Konturen werden die Figuren im Verlauf der Serie sicherlich noch dazugewinnen. Die Illustrationen zeichnen sich durch einen frankobelgisch angehauchten Stilmix aus, der auch an japanische Animationsfilme erinnert. „Gung Ho“ brilliert durch ein auffälliges Gespür für die Lebensumstände, unter denen junge Menschen zu dem werden, was sie sind. Zurückhaltend, aber auf leise Art erschütternd, zieht dieses großformatige Werk in seinen Bann.

GUNGHO

Schwelgerisch schöne Bilder, vor allem Landschaften, präzise gestaltet und in einem ruhigen Erzählfluss präsentiert, laden dazu ein, mehrmals hinzusehen. Das Grauen, es ist zwar vorhanden und präsent, nur schleicht es sich langsam und kontinuierlich ein. „Gung Ho“ ist auf fünf Bände angelegt. Band 1 und 2 sind bereits erhältlich.

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