Vor allem Freund_innen und Familie tragen zum Sicherheitsgefühl der 14-25-Jährigen bei.

Junge blicken zuversichtlich in die nahe Zukunft

Oberösterreicher_innen zwischen 14 und 25 Jahren sehen den kommenden Monaten mehrheitlich (57 %) optimistisch entgegen. Bei der Gesamtbevölkerung Österreichs überwiegt die Skepsis leicht (35 %). Nichtdestotrotz haben aktuelle Ereignisse auch bei jungen Menschen Spuren hinterlassen. Ihre größten Ängste sind Terroranschläge und das Ausbrechen eines Krieges in Europa. Das sind die Ergebnisse einer Jugendstudie des Linzer Institutes für Markt- und Sozialanalysen (IMAS), die im Auftrag des Landes Oberösterreich zwischen März und April 2016 durchgeführt wurde. 906 Oberösterreicher_innen wurden dazu in persönlichen Interviews zu ihrer Lebenswelt und ihren Ansichten befragt.

Die Auswertung zeigt Zufriedenheit mit der eigenen Lebenssituation (87 %), ein eher passives Freizeitverhalten, einen Wunsch nach sozialer Sicherheit, aber auch Ängste auf zentralen Ebenen. In Bezug auf Zuwanderung überwiegen beispielsweise Sorgen über Arbeitsplätze im Vergleich zu positiven Argumenten wie der kulturellen Bereicherung. Ungefähr jede_r vierte Befragte gibt an, „eher viele junge Menschen mit Migrationshintergrund im Freundeskreis zu haben“, Austauschorte sind vor allem Ausbildungs-, und Arbeitsplätze, aber auch Feste und weitere Freizeitaktivitäten.

Soziale Kontakte und Entspannung

In der Freizeit stehen bei jungen Menschen in Oberösterreich Kontakte mit Freund_innen und Verwandten (62 %) sowie Entspannung hoch im Kurs. Mehr als die Hälfte der Befragten hört Musik, schläft aus, surft im Internet und geht ins Kino. „Partys, Feste  feiern“ liegt auf Platz acht (43 %), „Selbst Sport betreiben“ folgt direkt dahinter. Umso älter die Interviewteilnehmer_innen sind, umso partner_inorientierter und mobiler ist ihr Freizeitverhalten. Weitere Unterschiede zeigen sich nach dem Geschlecht. Während junge Männer eher Sport betreiben und Videospiele spielen, lesen junge Frauen eher Bücher und gehen in Kaffeehäuser. Insgesamt ist das Freizeitverhalten der jungen Oberösterreicher_innen abwechslungsreich. Die Mehrheit der Befragten nennt mindestens neun Aktivitäten.

Individualisierte Lebensziele

Selbiges trifft auf erstrebenswerte Lebensziele zu. Am zentralsten sind für die Interviewteilnehmer_innen gute Freund_innen bzw. Bekannte (78 %), ein harmonisches Familienleben (75 %) und Gesundheit (73 %). Als besonders erstrebenswert gelten auch eine gute Ausbildung, soziale Sicherheit, Ehrlichkeit, Erfolg im Beruf und ein guter Verdienst.  Doch trotz der karriereorientierten Wünsche, die bei den befragten jungen Männern stärker vorhanden sind als bei den Frauen, ist es für die Studienteilnehmer_innen wichtig, genügend Freizeit und keine zu hohe Belastung durch Arbeit zu haben. Landeshauptmann-Stellvertreter und Bildungsrat Thomas Stelzer (ÖVP) bezeichnet diese Werte als „ausgewogene Mischung“, die „Lebenslust genauso wie Verantwortung für die eigene Zukunft repräsentiere“. Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen oder diese mitzugestalten, landet hingegen auf einem der letzten Plätze der erstrebenswerten Lebensziele. Hier sei, so Stelzer, einzuräumen, dass vieles wie der Einsatz für Angelegenheiten in der Schule nicht unbedingt als gesellschaftliches Engagement betrachtet werde.

Wunsch nach sozialer Sicherheit

Weniger individualisiert sind die Ängste der Interviewteilnehmer_innen, die heuer zum ersten Mal abgefragt wurden. Terroranschläge (71 %) und das Ausbrechen eines Krieges in Europa (68 %) sind die wesentlichen Grundängste der Befragten, speziell der weiblichen. Meinungsforscher Paul Eiselsberg von IMAS International erklärt, dass dieses Resultat mit den Kriegen im Nahen Osten und der Flüchtlingsbewegung aus diesen Gebieten zusammenhänge. Auch Videos und Bilder von Krieg und Terror in den sozialen Netzwerken würden Ängste verstärken.

Hinter Terror und Krieg landen die Überforderung des Sozialsystems, Umweltverschmutzung und Klimawandel sowie die Wirtschaftslage und steigende Armut. Rund jede_r Zweite ist über die Zuwanderung beunruhigt. Vergleichsweise wenig Angst haben die Interviewteilnehmer_innen vor Diebstahl (33 %) oder dem Verlust des Arbeitsplatzes (30 %).

Ein sicherer Arbeitsplatz kann zwar zu einem Sicherheitsgefühl beitragen (43 %), kommt von der Bedeutung her aber nicht an persönliche Bindungen (84 % Familie, 80 % Freund_innen) heran. Stelzer plädiert dafür, Ängste junger Menschen ernst zu nehmen: „Jugendliche reagieren sehr sensibel auf aktuelle Ereignisse des Weltgeschehens. Wir müssten diese Ängste ernst nehmen und alles tun, um ein stabiles Europa zu gewährleisten“.

Sprachkenntnisse und Toleranz, um Integration zu erleichtern

Zur Zuwanderung befragt äußert sich etwa jede_r Dritte kritisch.  36 % vermuten, dass das Bildungsniveau an Schulen durch Kinder mit zugewanderten Eltern sinke. 34 % meinen, dass sich Unordnung und Verbrechen durch die Zuwanderung zunehmend ausbreiten würden.  Bei den positiven Argumenten, die seit 2014 gesunken sind, werden primär wirtschaftliche Notwendigkeit (25 %) und kulturelle Bereicherung (25 %) genannt. Etwa jede_r Zehnte ist der Meinung, dass zu wenig für Zuwander_er_innen getan werde. Diese Ergebnisse seien laut Stelzer ein Auftrag, mehr auf Integrationsprojekte und vertrauensbildende Maßnahmen zu setzen. Die Interviewteilnehmer_innen sind der Ansicht, dass Zuwander_er_innen gut Deutsch lernen sollen (72%). Wer die Sprache nicht lerne, sollte auch nicht eingebürgert werden, so jede_r Zweite. Ebenfalls wichtig seien ein toleranter Umgang und mehr Verständnis füreinander. Dafür sprechen sich 49 Prozent aus. Mehr Maßnahmen zur Integration wünschen sich laut der IMAS-Jugendstudie besonders Befragte mit Migrationshintergrund.

Details zur Studie

Das JugendReferat des Landes Oberösterreich lässt alle zwei bis drei Jahre eine Jugendstudie durchführen. Das Ziel der Untersuchung sei es, einen möglichst umfassenden Einblick in die Lebenswelten und Ansichten junger Menschen zwischen 14 und 25 Jahren zu bekommen. Denn: Was gute Jugendpolitik bedeute, könne nicht alleine von Erwachsenen bestimmt werden, so Stelzer.

 

Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/