GOGO PENGUIN: beeindruckend / Porgy & Bess Wien

Laute, satanische Stromgitarren-Rockmusik ist ja so ziemlich das und Ω im Leben. Geifernde Lyrics über geschlachtete Prostituierte und die Herbeibeschwörung des Weltuntergangs ebenso. Was mach so einer wie ich also auf einem Jazz-Konzert von GOGO PENGUIN?! Den größten Spaß haben und dabei kaum aus dem Staunen herauskommen! Denn was hier geboten wurde, war musikalisches Kunsthandwerk auf höchstem Niveau.

Zugegeben, so ganz freiwillig war ich zu Beginn nicht dort. Ich wurde mitgezerrt. Denn auf Platte klingen GOGO PENGUIN – das sind Chris Illingworth am Piano, Nick Blacka am Double Bass und Rob Turner am Drumkit – eher nach einer relativ langweiligen Herumgeklimper-Band deren Pianist an 15 nervösen Fingern leidet (siehe „Unspeakable World“). Aber gut, dann geht man halt mal ins Porgy & Bess – dank Konzertfotoverbot seitens des Veranstalters zur Abwechslung mal wieder ohne Kamera – und stellt sich zwischen augenscheinlich 60 % BWL-Studenten von der WU, die wahrscheinlich Justus oder Patrizia heißen. Die restlichen 40 % der Zuhörerschaft waren die jeweiligen Erzeuger und Ernährer von den Justussen (oder ist der Plural doch eher Justi?) und Patrizias. Dazu gesellte sich auch der ein oder andere Musikfan und Jazzenthusiast.

So, erfolgreich rund 410 neue Feinde gemacht und somit genug über die zahlende Kundschaft gesudert. Widmen wir uns der Musik:

Nach einer kurzen Ansprache des Veranstalters des Jazz Fest Wiens, in dessen Rahmen GOGO PENGUIN zu ihrem ersten Österreich-Gig geladen wurden, betraten die drei Briten die Bühne. Man hielt sich nicht mit schnöden Worten auf, sondern legte sofort das erste Highlight aufs Parkett: „All Res“

Bereits bei diesem Song wurde der Fahrplan für die nächsten eineinhalb Stunden klar: virtuose, stumme Ekstase und Songstrukturen, die sämtliche Hirnwindungen verdampfen lassen. An Letzterem ist besonders Drummer, Cyborg und Musikhalbgott Rob Turner schuld. Der Herr liefert eine derart komplexe Performance ab, dass sogar Konservatoriumsleiter Fletcher aus dem 2014er Oscarfilm „Whiplash“ in Demut seinen Hut ziehen würde. Von sanft gestreichelten Cymbals, über perfekt orchestriertes Snarespiel, hin zu Klangkulissen dank mit Steinchen gefüllter PET-Flasche oder Klangschalen – sobald Rob Turner sein Werkzeug berührt schütten die Hirne der Zuhörer Endorphine aus. Wow!

Was dann noch folgte war eine ausgewogene Mischung aus neuen Stücken von der Scheibe „Man Made Objects“ und der Vorgängerplatte „v2.0“, bei der natürlich nicht nur Herr Turner seine „mad skillz“ präsentierte, sondern auch Chris Illingworth und Nick Blacka. Letzterer bewies übrigens äußerst eindrucksvoll, dass ein Double Bass auf seiner ganzen Länge effektiv bespielt werden kann und dass die Verbindung mit einem Effect-Pedal eine ganz und gar nicht schlechte Idee ist. Hut ab!

Bleibt also nur zu hoffen, dass GOGO PENGUIN bald wieder nach Österreich kommen, denn eine Live-Darbietung ist für jeden Musiker und Musikfan absolute Pflicht! Und wer schon dabei ist, kann sich auch gleich die Platten der Jungs kaufen. Für die Einstimmung auf Konzertabende reichen die locker.

GoGo Penguin Setlist Jazz Fest Wien 2016 2016

Markus liefert als Teil der Wiener Fraktion von Subtext Konzertfotos aller möglichen Genres. Egal ob Hip Hop oder Black Metal - Hauptsache die Musik geht unter die Haut und drückt in den Ohren.