TEGAN AND SARA: Liebesg’schichten und Herzenssachen

Kontinuierliche Fortführung statt markanter Neuausrichtung. Großer Pop-Appeal statt befangener Schüchternheit. Bässe, die Spaß machen. Geschichten über Begierden und Bindungsbedürfnisse, während die Musik heiter und laut nach vorne treibt. „I never wanna be anyone’s enemy“, heißt es im Opener „That Girl“ und das kann man durchaus wörtlich nehmen. Die Zwillinge Tegan und Sara Quin suchen auf ihrem achten Album nach dem möglichst gemeinsamen Pop-Nenner. Für alle, die es nicht selbst erlebt haben, they proudly present: Die 80er Jahre.

Überzuckerter Einerlei, ein grelles Leuchten in Neonfarben und ein mannigfaltiger Gefühlshaushalt. Langsam wird es bedenklich. Berührungsängste mit konträren Musikstilen kennen die Zwillinge vor allem seit dem letzten Album „Heartthrob“ sowieso nicht mehr. Sie schreiben Popsongs par excellence. Ob ehemalige Punk- und Indiefans mit pumpendem Electrodance, siehe „Dying To Know“, „Stop Desire“ oder die plakative Single „Boyfriend“, sympathisieren werden? Die Übersetzung von 80s-Pop, Synthie- und Dance-Elementen in den Tegan And Sara-Kontext manifestiert sich jedenfalls in einem Übergewicht an aufgeweckten, emotional aufgeladenen Liebessehnsüchten. Hymnisches wie „White Knuckles“ steht neben einem Song wie „U-Turn“, der Madonna oder Robyn alle Ehre macht. Referenzen aus den 80ern scheinen ohnedies zu jeder Zeit durch.

Dass „Love Yo To Death“ am Ende funktioniert, liegt an den Songschreiberinnen selbst. Tegan und Sara sind ein Teil von dem, was sie besingen. Das hebt sie über gewöhnliche Acts hinaus und verleiht ihnen Glaubwürdigkeit. Ihre Texte besitzen gut getarnte Doppelbödigkeiten, die man gut und gern bei diesem Hit-Cocktail übersieht.

Cover

Es sind jedenfalls Lieder, die man schnell im Ohr hat, bevor man überhaupt merkt, dass man diese Art von Musik eigentlich nicht zwingend mag. Wer hingegen seine Freude mit Songs wie „Closer“ von der erstmals mit dem Mainstream spielenden letzten Platte hatte, wird viel Freude mit „Love You To Death“ haben.

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Tegan und Sara im subtext.at-Interview
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