© Markus Wetzlmayr / @wetphoto / www.wet-photo.at NO USE WITHOUT PRIOR WRITTEN PERMISSION // KEINE VERWENDUNG OHNE VORHERIGE SCHRIFTLICHE ERLAUBNIS.

ROTTING CHRIST: die schwarze Messe im Bunker / Rockhouse Salzburg

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, fährt der Prophet eben nach Salzburg und lauscht andächtig einer schwarzen Messe der griechischen Hohepriester des Leibhaftigen. ROTTING CHRIST, INQUISITION, MYSTIFIER und SCHAMMASCH im Rockhouse. Genial wars!

Wobei der Abend ja beinahe etwas zu gemächlich startete. SCHAMMASCH, die auf BEHEMOTHs Pfaden wandelnden Schweizer des tödlichen Schwarzmetalls, bieten mit okkulten Kirchenchorgesängen und den schönsten Bühnenoutfits des Abends einen morbid-atmosphärischen Klangteppich, auf dem man sich gerne niederlässt. Der gewisse Kick fehlte zwar, doch im Großen und Ganzen kann man SCHAMMASCH wohl jedem empfehlen, der sich irgendwo zwischen FALKENBACH und BEHEMOTH zuhause fühlt.

© Markus Wetzlmayr / @wetphoto / www.wet-photo.at NO USE WITHOUT PRIOR WRITTEN PERMISSION // KEINE VERWENDUNG OHNE VORHERIGE SCHRIFTLICHE ERLAUBNIS.

SCHAMMASCH – auf den okkulten Spuren BEHEMOTHs

Mit etwas mehr Wumms krachte im Anschluss die bunkerbrechende Haubitzengranate aus Brasilien durch die Decke des Rockhouses: „MYSTIFIER do Brasil! Obrigado!“ Knüppelharter Death/Black Metal mit einer puren, archaischen Kraft und einem ganzen Lagerhaus an Industrienägeln in den Arm- und Schienbeinschonern. Sollte man unbedingt mal gehört haben und zeigt, dass Brasilien neben der CAVALERA-Mafia und dem Konkurrenzprodukt SEPULTURA noch einiges mehr für den internationalen Export zu bieten hat. Astrein! Und dennoch kein Vergleich zu dem, was im Anschluss folgte…

© Markus Wetzlmayr / @wetphoto / www.wet-photo.at NO USE WITHOUT PRIOR WRITTEN PERMISSION // KEINE VERWENDUNG OHNE VORHERIGE SCHRIFTLICHE ERLAUBNIS.

Das Dreschwerk aus Brasilien: MYSTIFIER.

Aber gut, von einer Institution wie ROTTING CHRIST, die von einem Hoch zum nächsten jagt, erwartet man sich nicht weniger als eine absolute Glanzperformance. Sakis Tolis – Fronter, Sänger und Gitarrist – sein Bruder an den Drums, Themis, und ihre Kollegen George Emmanuel an der Gitarre und Vagelis Karzis am Bass arbeiten nach dem Grundsatz ihrer lateinischen Brüder: kommen, sehen, siegen. Oder in diesem Fall: kommen, schmettern, einplanieren. Die Setlist der Griechen dürfte sich auf der gesamten Tour zum neuen Album „Rituals“ kaum ändern – und das auch mit gutem Grund: die Balance zwischen Altem, Neuem und Publikumsfavoriten – beispielsweise „Non Serviam“ oder „Xibalba“ – kommt ohne Frage verdammt gut an.

© Markus Wetzlmayr / @wetphoto / www.wet-photo.at NO USE WITHOUT PRIOR WRITTEN PERMISSION // KEINE VERWENDUNG OHNE VORHERIGE SCHRIFTLICHE ERLAUBNIS.

„In Nomine Dei Nostri Satana Luciferi Excelsi!“ mit ROTTING CHRIST.

Lediglich der Song, der als einziges Musikstück der Weltgeschichte Luzifer aus dem neunten Kreis der Hölle emporreißen könnte, „Χ Ξ Σ (666)“, fehlte. Schade, aber wahrscheinlich ganz gut, denn den das Jüngste Gericht im Rockhouse Salzburg zu eröffnen gilt im Allgemeinen nicht als die feine griechische Art. An generellen Teufelsbeschwörungen fehlte es freilich nicht. Neben dem Cover „Societas Satanas“ von THOU ART LORD, bei denen seinerzeit neben Sakis Tolis auch einige andere Größen der griechischen Black/Death-Szene mitwirkten, wurde mit „Ἄπαγε Σατανά (Apage Satana)“ eine wahre Livewucht abgeliefert. Die urzeitlich-monumentale Beschwörungsformel funktioniert als ständiger Machtwechsel zwischen Sakis und seinen Kollegen live besonders gut. Posing, unheilige Chöre, gutturale Urlaute – ROTTING CHRIST am bisherigen Zenit ihres Schaffens und es gibt keinerlei Anzeichen, dass dieser Aufstieg aufzuhalten ist. Ave Satanas!

Rotting Christ Setlist Rockhouse Bar, Salzburg, Austria 2016, Rituals

Wenig bis gar nicht mitreißend und die Ernüchterung des Abends waren nach den griechischen Hohepriestern des Okkulten die US-Black-Metal-Giganten INQUISITION. Die lieferten halt Standardprogramm. Kommen, Songs runterrattern, Merch verticken und rechtzeitig zum Betthupferl im Tourbus einchecken. Ja, kann man ja mal machen. Muss auch nicht schlecht sein. Dann sollte man sich halt keinen Tourpartner wie ROTTING CHRIST aussuchen, die die Hütte so gründlich in ihre Einzelteile zerlegen. Aber gut, INQUISITION kann man somit auf der persönlichen Gigliste ohne böses Blut abhaken. Extrem TRVE und KVLT und trotzdem schade drum.

© Markus Wetzlmayr / @wetphoto / www.wet-photo.at NO USE WITHOUT PRIOR WRITTEN PERMISSION // KEINE VERWENDUNG OHNE VORHERIGE SCHRIFTLICHE ERLAUBNIS.

Schema F von und mit INQUISITION.

 

Fotos: © Markus Wetzlmayr

Markus liefert als Teil der Wiener Fraktion von Subtext Konzertfotos aller möglichen Genres. Egal ob Hip Hop oder Black Metal - Hauptsache die Musik geht unter die Haut und drückt in den Ohren.