Patrice im Posthof: We are the Future in the Present!

„There’s a soulstorm everywhere“ – nicht nur der catchy Refrain des wohl berühmtesten Songs des Reggae-Soul-Funk-R’nB-Tausendsassas Patrice. Mit neuem Album, „Life’s Blood“, im Gepäck, ist Patrice Bart Williams nun auch wieder live auf den Bühnen dieser Welt unterwegs. Im Rahmen des Gastspieles im Linzer Posthof am vergangenen Donnerstag wurde deutlich, dass der gute Herr Patrice nicht zu Unrecht als eine der besten Live-Adressen der, naja, sagen wir halt mal Reggae-Welt dazu, gilt. Aber auch der Support wusste zu gefallen.

Die Eröffnung an diesem Abend kam von Jake Issac  – ein Name, der in Österreich noch nicht so bekannt ist, wie er eigentlich sein sollte. Dieser wunderbare Musiker, der schüchtern und zugleich voller Lebensfreude ist, spielte am Donnerstag den Support. Knapp eine halbe Stunde verzauberte er das Publikum mit tiefsinniger und energiegeladener Musik. Charmant wie ein echter englischer Gentleman präsentiert sich der Londoner von seinen besten Seiten. Und wer es schafft, als Support mitten im Publikum einen Song komplett akustisch zu spielen (ja, akustisch, nicht das was manchmal als „Acoustic verkauft wird!), noch dazu ohne störende Zwischengeräusche, hat sowieso meinen größten Respekt. Ich bin zwar nicht allwissend aber zwei Dinge weiß ich bestimmt. Erstens: die neue Platte von ihm wird in den kommenden Wochen rauf und runter gehört und nach der Kontinenttour hat der liebe Jake auf jedenfall einiges mehr an Facebook-Likes – wenn man sich nach denen orientieren kann.

Patrice muss man eigentlich nicht mehr groß vorstellen. Der Deutsche mit Wurzeln in Sierra Leone galt in den 2000ern als eine der Top-Adressen im deutschen Reggae. „Soulstorm“ wurde zur Hymne einer ganzen Generation, die damals dem Reggae verfallen war. Das dazugehörige Album „Nile“ gilt heute noch als Kult. 2016 ist Patrice wieder unterwegs. „Life’s Blood“ heißt sein neues Werk – und knüpft nahtlos dort an, wo man Patrice haben will. Songs wie „We are the Future in the Present“ sind vielleicht gerade in einer Zeit wie heute, wo gerade Europa auf einem Scheideweg steht, wichtiger denn je. Seine Concious-Wurzeln verbergen kann (und soll!) Patrice aber auch nicht, was in Tracks wie „Be With Me“ deutlich wird. Live klingt das mit hervorragender Backing-Band im Gepäck gleich noch mal um eine Klasse besser. „Building Bridges“ – Patrice kann das. Er verbindet klassischen Roots mit Soul, etwas R’n’B, und weiß genau, wann er mal lautere Akzente setzen muss. Eineinhalb Stunden, wo man zumindest kurzfristig der Tristesse der Realität entfliehen kann. Eineinhalb Stunden, die 2016 noch besser tun als 2006 bei meinem ersten Patrice-Gig. Eineinhalb Stunden, wo am Ende natürlich noch „soulgestormt“ wurde. Und wie es das wurde. Zum Ende des regulären Sets wohlgemerkt, ehe in B2B-Manier zwischen Patrice und Band noch so richtig gefeiert wurde. Wenn es etwas gibt, was abgedroschen klingt, dann ist es die „One-Love“-Lobhudelei im Reggae. Weil sie einfach in vielen Teilen nicht stimmt. Hier tat sie es aber – ein Konzert voller Liebe, Respekt und Menschlichkeit. Vielleicht brauchen wir solche Gigs aktuell mehr denn je!

Foto: Christoph Thorwartl
Text: Lisa Leeb (Jake Isaac), Christoph Thorwartl (Patrice)

 

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